Ein kleiner Exkurs in die Berliner Unterwelt...

Silky_Sin

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Guten Morgen, liebe Forengemeinde.

Heute möchte ich euch von einem Erlebnis berichten (bzw., eigentlich waren es gleich mehrere...) welches mich am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 2007 dazu bewog, BIS EINSCHLIESSLICH HEUTE meine Tarnsocken bis über die Hutkrempe zu ziehen.

Ich werde es ja nicht müde, euch, meinen lieben Mit-Membern, die Frage zu beantworten, warum die Frauen sich häufig so wenig nett herrichten wenn sie sich unters Volk mischen.

Inspiriert dazu, euch diese meine kleine Geschichte ans Herz zu legen, hat mich folgender Beitrag, den ich in einem anderen Fred las:
also ich bin auch so die aleine was die Strumpfhoe in meinem Freundinen Kreis angeht, aber ich stehe da zu keine Hosen nur Minrock und Strumpfhose, und ich habe erfollg bei denn männern damit ;) ich bin ein Hingucker
Also eins mal vorweg:
Es macht Spaß, sich aufzubrezeln. Allein der Moment, wenn ich dann meinem Schatz gegenüber trete und das Strahlen in seinem Gesicht sehe, als wenn die Sonne aufgeht....
Ist was für´s Herz.

*seufz*

Nun, eben der war an just diesem Weihnachtsfeiertag zum Kellnern abkommandiert. Um 24.00 Uhr hatte er Feierabend. Wir wollten mit unserem "Rudel" noch einen zwitschern gehen und ich hielt es für eine hervorragende Gelegenheit, etwas Farbe in meinem Gesicht zu platzieren.
(Meine Mutter sagte immer: Ich kann HEUTE noch aussehen wie mit 20!....Es dauert nur etwas länger...)

Gedacht, getan.

Es würde zu weit führen, jetzt das komplette Outfit zu beschreiben, vielleicht kram ichs bei Gelegenheit nochmal raus und mach ein Foto, mal sehen. Sah aber schon nett aus.

Und so...machte ich mich auf meinen nächtlichen Weg in die Berliner U-Bahn.

Allein.

Ich startete in Rudow, dann zum Hermannplatz, dort umsteigen und dann bis Alexanderplatz.

Für diejenigen, denen das Berliner U-Bahnnetz nicht so geläufig ist: Rudow ist der Endbahnhof der Linie 7, da gehts noch vergleichsweise ruhig zu.
Hier stieg ich also ein, die Bahn war fast leer. Ausser mir nur vier weitere Fahrgäste. Ich setzte mich auf eine kleine Zweisitzerbank (davon stehen sich immer zwei gegenüber) und smöpfte mir den mp3-Player ins Ohr.
Grenzallee stieg ein Typ zu, wenig ansprechendes Äusseres, sah sich im Wagen um (der noch immer sehr spärlich besetzt war) und setzt sich wohin?

Mir genau gegenüber....

Da wusste ich schon Bescheid.

Erst hat der mich nur angestarrt. Und dann nicht mal ins Gesicht! (Dabei hatte ich mir besonders damit viel Mühe gegeben *grml*)
Ich konzentrierte mich demonstrativ auf irgendein Werbe-Plakat, das da hing. War ne Werbung für Sprachkurse mit lauter begeistert grinsenden Stereotypen drauf....
Der hörte nicht auf zu starren.
Irgendwann wars mir zu dumm, ich sah ihm direkt ins Gesicht, smöpfte meine Mucke aus dem Ohr (grrrrrrr) und fragte: "sach ma, willste vielleichtn FOTOOOO?"

Er lief krebsrot an und grinste debil.

Ich: "Hör mal bitte auf, das ist nicht schön."
Er babbelt was. Die U-Bahn ist laut, ich versteh nichts.
Ich: "Komm, lass mich mal bitte in Ruhe, okee? Ich bin grad nicht in Stimmung für Kommunikation" <--- smöpf Mucke wieder ins Ohr.

Er starrt.

Dann kommt der echt näher gerutscht, guckt demonstrativ in eine andere Richtung und schubbelt seine Knie an meinen Beinen!
Ich dachte, ich muss ne spontane Herpes kriegen!
Und guckt immer weg, damit er meinen giftigen Blick nicht sehen muss, der hat mich da voll in die Ecke gequetscht, ich wusste gar nicht mehr wohin.

Na, ich bin ja eher der Konfrontationsvermeider.

Also stand ich auf und ging weg.

Musste eh gleich umsteigen.





...Fortsetzung folgt...
 
Hallo SiSi,

sehr mutig,allein und wahrscheinlich mit Rock und FSH abends(nachts?)unterwegs zu sein.
Mein Tipp:nie allein,immer lange Hosen an,sofort weggehen,zur Tür.
Ich fahre grundsätzlich nur von und zur Arbeit,gehe nach 19 Uhr nicht mehr raus(Ich als Mann,lange Hosen an).
Ich war schon mehrmals in RPS(Rock,Pumps,FSH)in der U-Bahn unterwegs.Immer Sonntagsmorgens,U-Bahn(U 7)halbvoll.Mache ich nicht mehr.Nur noch vorm Haus Gneisenaustraße.Wahrscheinlich aber auch nicht mehr.
 
hm, eine sehr unangenehme situation, sehr humorvoll beschrieben.
lass dich nicht in die Ecke drücken.

jetzt bin ich aber gespannt auf die fortsetzung der geschichte.
ich vermute weitere unannehmlichkeiten.
 
Ach Binnies, weisste.....mutig?

Erstens hatte ich ja keine Wahl und zum zweiten sind U-Bahn wie Alexanderplatz ja um die Feiertage äusserst belebt.

ich fühlte mich ja auch eher belästigt als bedroht.

Und pezi, ich kann Dich beruhigen: Ich bin ja kein prädestiniertes Opfer (mehr).

Wird schon lustig.

Also, weiter gehts mit Teil zwei des "Abenteuers Unterwelt":

;-D
 
Hab ja in der Nacht im Bezirk Friedrichshain (keine U-Bahn) auch andere Erfahrungen gemacht!!! War in voller Damenbekleidung unterwegs (von oben bis unten).
Aber das ist schon belastend, wenn man nicht seine Ruhe hat.
Auf die Fortsetzung der Story bin ich allerdings auch gspannt.:eek:
LG Soeckchen.
 
Ich verliess also etwas missmutig die Bahn am Umsteigebahnhof Hermannplatz und stapfte die Treppe nach oben zu den Zügen in Richtung Wittenau.

Ich achtete darauf, niemanden direkt anzusehen, Hermannplatz ist ein heisses Pflaster.
Ich wollte niemanden provozieren, der sich gerade seinem Kokainrausch hingab indem ich zu laut atmete.

Aber es war Weihnachten und irgendwie wirkten die Menschen an diesem besonderen Tag tatsächlich entspannter als normalerweise um diese Uhrzeit.

So riskierte ich einen Blick in die Runde...Und da stand er.

Locker an das Geländer gelehnt und, seinen Blick schweifen lassend über die weite der Prärie auf der Suche nach Beute.

Schnell nach unten gucken!!! Zu spät...

Aus dem Augenwinkel sah ich sein breites Grinsen.

Den Blick gesenkt, den Kopf fast zwischen den Schultern verschwindend versuchte ich mich unsichtbar zu machen und schlich in den Waggon. Ich wählte diesmal (aufgrund der jüngsten Ereignisse) eine von den längeren Sitzbänken, um mir einen Fluchtweg frei zu halten.
Mir gegenüber sass eine ältliche, etwas beleibte Dame, meines Ermessens nach südländischer Herkunft.

Ich vermied den Blick nach draussen.
Nutzte aber nichts.
"Er" hatte Witterung aufgenommen.

Locker wie´n Hefeteig flanierte er herüber und schwang sich elegant in die U-Bahn.
Herrje, dachte ich, so cool wie der sich vorkommt müsste es hinter ihm schneien...

Er setzte sich neben mich, war aber taktvoll genug mir einen halben Platz Abstand zu gewähren.

Er grinste fast im Kreis und sagte (ganz originell) HALLO.

Ich versuchte, ein wenig mitleidig/arrogant zu wirken und antwortete (da ich ja ein höflicher Mensch bin):

WAS?!?

Er liess sich nicht beirren. Der Zug steht zwar immer ne Weile rum am Hermannplatz aber sooo lange nun auch wieder nicht.

Was trinken gehen wollte er.

Ich aber nicht.

Er konnte sich das nicht erklären, er sei doch ein guter Mann, ob ich denken würde, er würde "es" nicht bringen (was auch immer er mit "es" meinte...)?
Dann setzte er sich nach gegenüber zu der Dame, stellte sie als seine Mutter vor und und nannte sie als Referenz für seine Qualitäten.
Sie klopfte ihm begeistert auf die Schulter und bestätigte immer wieder breit lachend: "gutte Junngä, jaaaa, gutte Junngä!"

Ich beteuerte ihm, mit aller gebotenen Ernsthaftigkeit derer ich in dieser Situation fähig war, ich sei FEST davon überzeugt, dass er ein ganz FABELHAFTER Junge sei...

Nur hätte ich da schon einen...

Er versicherte mir, dass ihm das nichts ausmachen würde und ob ich nicht endlich kommen wolle, was trinken gehen.

Ich blieb bei meiner Auskunft.

Die Warnleuchten des Zuges gingen an, die Abfahrt stand kurz bevor.

Noch während er den Waggon verliess vergewisserte er sich noch mehrfach der Bestimmtheit meiner Ablehnung (während Mama bedauernd den Kopf schüttelte) und ging.....

Ich atmete aus...Die halbe Strecke hatte ich geschafft.




....Fortsetzung folgt....
 
Hallo Frau Nachbarin,
ich bin morgen auch am Hermannplatz, werde mal sehen ob ich
den im Kreis-Lacher sehe. Vielleicht steht er ja noch da und wartet
auf leichte Beute.:D

Vielen Dank für die "Geschichten die das Leben schrieb" immer wieder ein
sehr erheiternder Grund hier im Forum zu lesen, besonders wenn sie so
bildreich beschrieben werden.:)

LG Kompis -> auf das nächste Schmankerl wartend
 
es bleibt spannend.

trotzdem verhaltensweisen wie z.b. schnell nach unten schauen, blicke vermeiden usw. find ich in solchen situationen problematisch.
besser finde ich ist deutlich grenzen zu signaliseren und klare deutliche ansagen zu machen, wie du das ja sehr gut konntest und getan hast.
in diesem kapitel der geschichte hat er ja auch dann ja einigermassen deine grenzen gewahrt (halber sitz abstand, nach deinem nein wieder rausgegangen)
ich fürchte nur, da kommt noch was nach. Oder?
 
hei SiSi, pezi hat recht, es bleibt spannend!
Vom Hermannplatz bis zum Alex is ja auch noch ein Stück U-Bahn; und auf dem Alex ist ja dann auch noch allerhand los. Sorry "Alex" = Alexanderplatz - für die Ortsunkundigen.
 
Klar gehts weiter!

Aber mit dem ersten Kandidaten habt ihr den Zenit des Ekelfaktors bereits hinter euch, jetzt wirds lustig.

Gebt mir noch´n paar Minuten für mein Frühstück, dann kommt Teil drei...

;-)


SiSi <--- muss heute erst um 10.30 Uhr aus dem Haus!

*headbang*
 
Okeeee.....*in die Hände spuck*...

Denn wollen wir mal.

Achja, @pezi: Du hast natürlich recht. Normalerweise ist die devote Haltung ein schlechter Ratgeber und katapultiert einen blitzartig in die Opferrolle.

Aber nur, NACHDEM der Blick des anderen einen bereits festgenagelt hat.

Als Präventivmaßnahme funktioniert das noch einwandfrei.
Nicht nur im Forum kann man auf "Igno" switchen, ggg!

Und ich möchte ja auch nicht mit gefletschten Zähnen durch die Welt laufen und all meinen lieben Mitmenschen einen Schrecken einjagen!

So, nu aber!

(Ich mach jetzt mal absichtlich ein Follow-Up, weil das sonst zu lang wird.)


TEIL DREI:
 
Ich lehnte mich entspannt zurück und genoss die Nachwirkungen der Szene.

Irgendwie wars ja doch ziemlich witzig.

Eins der Dinge, die ich an der Großstadt so schätze ist die Tatsache, dass man nur vor die Tür gehen brauch und das Abenteuer beginnt.
Also über Langeweile kann ich mich wahrhaftig nicht beklagen!

Bahnhof Kottbusser Tor.

Mutter von "gutte Junngä" steigt aus.
Und tschüss!

Ein weiterer Fahrgast steigt ein und setzt sich teilnahmslos auf Mutters vorgewärmten Platz.

Ich gucke auf meine Knie und hänge meinen Gedanken nach.

Auf einmal sitzt er neben mir, am anderen Ende der Bank (ein Platz zwischen uns frei).

Seine Körperhaltung drückt Schüchternheit aus...

"Hallo...?"

Ich sehe zu ihm hin, ein resigniertes Lächeln kann ich mir nicht verkneifen....Ich weiss, was jetzt kommt...Bilde ich mir zumindest ein...

"Na gut", denke ich, "ich werde mich dazu herablassen, Dir zu antworten" (erschreckend, wieviel Arroganz ich manchmal in mir hab. Jedoch schwöre ich, dass die eine reine Schutzfunktion hat!)"Ich gebe Dir zwei Minuten. Wage es nicht, plump zu sein! KEINE Anzüglichkeiten! Keine Bemerkungen über meine 'schönen Augen', abgedroschener gehts nämlich nicht! Unterhalte mich, überrasche mich, beeindrucke mich oder....Verpiss Dich."

"Hallo." antworte ich also und hoffe, dass es mir gelungen ist, all diese Gedanken mit diesem einen Wort deutlich gemacht zu haben.




Wird der unbekannte Fahrgast meiner Aufforderung nachkommen?
Wird sich ein Gespräch entwickeln?
Hat diese Beziehung eine Zukunft??
Fällt in China ein Sack Reis um????

Wir werden es erfahren!!

Bleiben Sie dran, es geht spannend weiter!!

MORGEN, in diesem Theater!!


Eure SiSi <--- Zieht sich jetzt laaaangsam an....

;-)
 
Hey SiSi

Du hast´s aber echt drauf einen auf die Folter zu spannen.

Heieieiiii......das grenzt ja an SM

Und dann auch noch gaaanz laaangsam anziehen.

Lg werny <-- neugierig auf Fortsetzung
 
Hallo SiSi,
ist der "gutte Junngä" vielleicht Deiner Signatur entsprungen, um sich an Dir zu rächen? :s027: :D
Es soll ja Alphamännchen geben, die, wo sonst das Gehirn sitzt, nur ein Pantoffeltierchen vom lieben Gott eingesetzt bekommen haben und dies mit haarsträubender Situationskomik täglich unter Beweis stellen.
Bin jetzt sehr gespannt auf die Fortsetzung deiner Abenteuerreise durch die Berliner Unterwelt...
 
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