Männer sind die neuen Frauen: Unisex oder Cross Dressing?

Pantyhosea

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20 Dezember 2011
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Köln
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Ich bin vor kurzem auf den Beitrag Männer sind die neuen Frauen: Unisex oder Cross Dressing? von der Modetheoretikerin Barbara Vinken in dem Sammelband Kleiderfragen: Mode und Kulturwissenschaft gestoßen. Sehr interessant, weil sie den Wandel in der Beinmode der Renaissance bis heute beschreibt. So ist dort unter anderem zu lesen, dass Heinrich VIII. vom spanischen Hof eine Seidenstrumpfhose geschenkt bekam und zu dieser Zeit die Hersteller darum konkurrierten, für ihre männlichen Kunden möglichst feine und schimmernde Strümpfe herzustellen. Mit der französischen Revolution ging es in der Herrenmode darum, den Mann zu uniformieren und zu verstecken, während bei den Frauen der umgekehrte Prozess eintrat. Zur heutigen Strumpfmode bei Frauen schreibt sie, dass der Trend dazu geht, nicht mehr mit transparenten Strumpfhosen die Nacktheit des weiblichen Beins zu umgarnen, sondern das Bein zur Schaubühne für Muster und Farben wird und in der Folge die Nylons dicker werden bzw. die Frauen gleich zu eng anliegenden Hosen greifen. Bei jstor.org kann man den Beitrag aufrufen oder zumindest die erste Seite lesen. In den Wikipedia-Artikel Strumpfhose habe ich die Geschichte zur Männermode im 16. Jahrhundert ergänzt.
 
Männer sind die neuen Frauen: Unisex oder Cross Dressing?
Na und ?
In den ca. 50er Jahren des letzten Jahrhunderts waren die Frauen die neuen Männer weil sie plötzlich Hosen anziehen wollten.
Auch damals hatten die
Rückwärtsgewandten ein Problem damit -
 
Selbiges Problem in den 70ern hier als Mädels auf einmal Jeans trugen..Das gab nen Aufstand..Interssiert heute niemand mehr.
 
Selbiges Problem in den 70ern hier als Mädels auf einmal Jeans trugen..Das gab nen Aufstand..Interssiert heute niemand mehr.
Siehst mich schmunzeln... Mein Vater war ganz aus dem Häuschen, als meine Mutter ihre erste enge Jeans getragen hatte. In diesem Fall kein Aufstand, sondern pure Begeisterung. Für ihn sind Kleider und Strumpfhosen ein Gräuel. Bei einer engen Damenjeans kommt er ins Schwärmen.

Aber... hatte es wirklich einen Aufstand gegeben? Die meisten Eltern waren doch eher besorgt, wenn die Töchter in knallengen Jeans und Hotpants auf Tour gegangen sind....
 
Das war ja der Aufstand:Wie du heute wieder aussiehst usw. Dich wärnse noch wegfange(Dich werden sie noch wegfangen) So und so ähnlich habe ich viele Mädels gehört die berichteten wenn ich mit meinem Freund zur Jugendstunde unserer Gemeinde ging bzw fuhr.
 
Genau Georg, das war aber kein „Aufstand der Rückständigen“, die die Normen und Werte der guten alten Zeit schwinden sahen.
Dich wärnse noch wegfange(Dich werden sie noch wegfangen)
Das war eher die Sorge besonders der Eltern gewesen, dass die jungen Damen durch das knackige Outfit von jungen Kerlen bis hin zu den alten Säcken angegraben werden. So eine enge Jeanshose bietet optisch schon mehr Kopfkino als die damals biederen Kleidchen.
 
Ich bin vor kurzem auf den Beitrag Männer sind die neuen Frauen: Unisex oder Cross Dressing? von der Modetheoretikerin Barbara Vinken in dem Sammelband Kleiderfragen: Mode und Kulturwissenschaft gestoßen. Sehr interessant, weil sie den Wandel in der Beinmode der Renaissance bis heute beschreibt. So ist dort unter anderem zu lesen, dass Heinrich VIII. vom spanischen Hof eine Seidenstrumpfhose geschenkt bekam und zu dieser Zeit die Hersteller darum konkurrierten, für ihre männlichen Kunden möglichst feine und schimmernde Strümpfe herzustellen. Mit der französischen Revolution ging es in der Herrenmode darum, den Mann zu uniformieren und zu verstecken, während bei den Frauen der umgekehrte Prozess eintrat. Zur heutigen Strumpfmode bei Frauen schreibt sie, dass der Trend dazu geht, nicht mehr mit transparenten Strumpfhosen die Nacktheit des weiblichen Beins zu umgarnen, sondern das Bein zur Schaubühne für Muster und Farben wird und in der Folge die Nylons dicker werden bzw. die Frauen gleich zu eng anliegenden Hosen greifen. Bei jstor.org kann man den Beitrag aufrufen oder zumindest die erste Seite lesen. In den Wikipedia-Artikel Strumpfhose habe ich die Geschichte zur Männermode im 16. Jahrhundert ergänzt.

Ich weiß nicht so recht. In den Geschichtsbüchern steht eigentlich nicht, ob Henry Tudor diese Strumpfhose gern angezogen hatte. Er war sicherlich kein 24/7 Strumpfhosenträger und hatte sich am Morgen die Frage gestellt: Was ziehe ich mir heute zu meiner Strumpfhose an?

Dort, wo ich aufgewachsen bin, stand Henry im Geschichtsunterricht etwas intensiver im Fokus. Die Mode sollte "Macht und Reichtum darstellen", denn eine farbenprächtige in seiden gespickte Mode war für Viele zu der Zeit unerschwinglich. Die Beweggründe, eine derartige Mode zu tragen, waren also komplett anders orientiert, als wie in diesem Forum.

Der Artikel ist eine gute (Geschichts-)Information, aber heute bestimmt nicht dem Wunsch ".... ein Mann möchte Damenstrumpfhosen tragen..." dienlich. Zumal diese Seidenstrumpfhose keine Feinstrumpfhose gewesen ist. Rundstrickmaschinen gab es nicht und diese Strumpfhose war absolut blickdicht. Ich habe im Museum eines dieser Modelle gesehen. Diese würden die Mitglieder dieses Forums nicht einmal mit der Kneifzange anfassen wollen. ;)

Die Mode setzte damals verschiedene Aspekte. So war es dem einfachen Volk bis zu einem gewissen Zeitpunkt nicht erlaubt, Farben zu tragen. Grau war angesagt. Selbst eine gebräunte Haut war ein Zeichen für "... schau ein einfacher Malocher, der draußen arbeiten muss...". Heute soll die Mode überwiegend die Erscheinung eines Menschen optimieren, den Mensch attraktiver machen.

Würde sich heute ein Mann in Feinstrumpfhosen auf Henry beziehen, dann wäre die Reaktionen der Gegenüber sicherlich nicht: "....Ah, Henry, war er nicht der Sohn des Harri Tudur, trug Seidenstrumpfhosen? Ich werde meinem Mann gleich eine Feinstrumpfhose kaufen...." ;)
 
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Hallo Samuel,

mal wieder ein schöner Beitrag unter #7 von Dir, und mal wieder schade, dass er über kurz oder lang hier im Forum verstauben wird-

Da bietet es sich doch glatt ein, den Link zu Deinem Beitrag zu speichern und ihn einzufügen, wenn mal wieder jemand die Erleuchtung hat, die Strumpfhose war „früher“ eine reine Männerbekleidung und rechtfertigt heute jedem Mann, Feinstrumpfhosen in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Wenn Heinrich VII oder Louis XIV es gewollt hätten, dann hätten sie an jeden, auch der damals mehr als zahlenmäßig dominierenden Landbevölkerung, verteilen oder zu mindestens das Tragen anordnen können, damit jeder Mann vielleicht bis in die heutige Zeit das Glück hat, die Vorteile einer Strumpfhose am eigen Leib zu erfahren.

Das Wohlwollen der männlichen Bevölkerung wäre ihnen sicher gewiss gewesen, und Steuerhöhungen zum Luxus des Regenten wären überhaupt nicht zu Kenntnis genommen worden, wenn jeder Mann das tolle Tragegefühl glücklich geworden wäre und er sich nebenbei so kleiden zu können wie sein gekröntes Oberhaupt.
Gruß
Placebo
 
Früher war halt einfach mehr Lametta. :)

Was diese so oft ins Feld geführte Rückbesinnung auf frühere Zeiten soll, erschließt sich mir nicht. Die Gegenwart ist wie sie ist - da ist es deutlich produktiver die Zukunft zu gestalten, indem ich im hier und jetzt Dinge verändere. Aber ich erkenne durchaus das Bedürfnis an Traditionen zu folgen. Deshalb ist es imo sinnvoll mit dem handeln von heute neue Traditionen zu begründen.

Ansonsten hat die Weltgemeinschaft - abseits der Strumpfhose - große Probleme. Ua Stichwort Dekarbonisierung. Wir haben doch schon immer Kohle abgebaut, wir haben doch schon immer fossile Brennstoffe in Brennkammern verheizt, wir haben doch (bitte je nach nostalgischem Bedürfnis ergänzen).

Die Vergangenheit kann bestenfalls eine Orientierung für Dinge sein, die schiefgegangen sind und der Anpassung bedürfen und im Idealfall für Dinge, die sich bewährt haben und die es lohnt zu bewahren.

Ergänzung: wobei mir der Treadtitel wirklich gefällt. Noch besser würde ich finden: Unisex ist das neue Geschlecht ;)
 
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Unisex ist das neue Geschlecht
Ich weiß nicht, ob das wirklich gut wäre. Kleidung dient doch auch dazu, sich für das andere Geschlecht attraktiver zu machen, also die Frau weiblicher und den Mann männlicher. Wenn es nur mehr unisex gibt, dann leidet dieser Reiz wohl darunter.
 
Das ist vermutlich nur ein vorübergehendes Phänomen. Die Prägung bzw. Anpassung/Neuausrichtung der Attraktivität als auch der Anziehung dürfte zwanzig bis dreißig Jahre dauern. Dann spätestens ist es zur neuen Normalität geworden.

Natürlich wird es auch dann noch einige geben die von früher schwärmen. Weißt du noch damals? Als Frauen noch Frauen waren und Männer Männer? Aber das ist dann eben eine Minderheit.
 
Ich glaube die Attraktivität lebt vom Unterschied, wie auch immer der dann ausgestaltet ist und davon, dass die Frauen, das "hübsche" Geschlecht sind, also Lippenstift, rote Fingernägel, Bling, Bling, etc. Das ist bei den Pfauen umgekehrt. Ob sich das bei den Menschen auch umkehren lässt, bezweifle ich stark.
 
Vor allem aber sehe ich keinen wirklichen Grund für einen Neuausrichtung. Nur weil sich ein paar wenige Männer in Fummel und Strumpfhose werfen wollen, ist wohl eher nicht ausreichend.
 
Bitte verstehe mich nicht falsch @AJR - ich denke wir sind die gestrigen; wir sind nicht die Zukunft. Ob also die Projektion bestimmter Haltungen/Denkweisen weiterhin richtungsweisend sein kann? Ich habe da Zweifel. Insofern - let’s see.
 
Jaja, alles akademisch, wir beide werden's nicht mehr erleben, aber es wird schon einen Grund haben, dass sich unterschiedliche Bekleidungen der Geschlechter im Laufe der Jahrhunderte etabliert haben.
 
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