Probleme psychischer Art mit verordneten Kompressionsstrumpfhosen

Robert1972

Frischling
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Hallo

In meiner Vorstellung hatte ich ja geschrieben daß ich Kompressionsstrumpfhosen tragen muß. Wen es interessiert, der Grund steht auch dort.

Natürlich habe ich als "Mann" im Hinterkopf, dass Strumpfhosen und auch Kompressionsstrumpfhosen ein Kleidungsstück für Frauen ist. Zwar zeigt mir das Forum dass dem wohl (zumindest etwas im Verborgenen) nicht ganz so ist. Ich habe jetzt ein bisschen gelesen und so einige Ausprägungen von "einfach Lust dazu", "Ich trage schon immer", "das ist doch etwas ganz normales", und eben auch das Fetischthema gefunden.

Da will ich erst mal überhaupt nicht mitreden. Meine Meinung ist, daß jeder tun und lassen kann was er will. Solange er eben niemandem schadet oder zu sehr belästigt.

Was ich natürlich auch gefunden habe ist eben daß es doch recht viele gibt die Kompressionsstrumpfhosen aus gesundheitlichen Gründen tragen müssen. Und da stecke ich eben mitten drin und werde auch mittendrin bleiben wie ich leider befürchte. Das ist soweit aber ok, weil es mir hilft, einigermaßen Beschwerdenfrei und vor allem gesundheitlich (was Trombosen betrifft) auf der sicheren Seite zu sein.

Im Hintrekopf spielt sich aber doch so einiges ab. Genau gesagt, die Angst entdeckt zu werden. Blosgestellt zu werden. Alles was dazu gehört. Vermutlich ist es nur eine recht unbegründete Angst. Solange ich Tarnsocken trage (der Begriff ist geil) und lange Hose. Was ist aber bei 30 Grad oder mehr?

Ich habe viele Berichte gelesen bei denen ganz locker damit umgegangen wird. Kurze Shorts und gut. Juckt doch nicht wenn es jemand sieht. Das mag in Großstädten gut funktionieren. Auf dem Land wo jeder jeden kennt, habe ich da meine Bedenken. Die nächsten Bekannten würden vielleicht (weil sie den Grund und die Hintergründe kennen) verstehen warum. Die meisten anderen würden mich aber mit ziemlicher Sicherheit als Spinner oder noch schlimmeres bezeichnen. Und die stille Post auf dem Land ist schneller als der Schall.

Was soll ich sagen. Ich habe heftige Angst vor Entdeckung. Nicht im geringsten den Mut die Beine in kurzer Hose zu zeigen und schon gar nicht irgendwie so in die Öffentlichkeit zu gehen. Meine Frau sieht das zwar relativ locker. Ich traue mich ja noch nichtmal meinen beiden erwachsenen Kindern davon zu erzählen.

Aber was mache ich bei 30 oder mehr Grad. Die letzten Wochen habe ich oft extrem geschwitzt. Und mit Bekannten im Biergarten zu sitzen und dauernd Schweißperlen auf der Stirn zu haben provoziert natürlich dann die eine oder andere Frage was los ist. Dass etwas nicht stimmt sehen die (weil sie mich ja kennen, schon recht genau.

Ich weiß es nicht. Ging es anderen hier, die vor dem gleichen Problem standen genau so wie mir? Wenn ja, wo steht ihr jetzt damit? Und vor allem, wenn ihr es mittlerweile entspannter oder gar komplett locker seht, wie einige hier, wie habt ihr das gemacht? Wie habt ihr das geschafft?

Würde mich sehr freuen etwas über euren sicher auch recht schwierigen Weg zu erfahren.

Vielen Dank

Gruß Robert
 
Hi Robert,

Ich habe Dir schon in anderen Beiträgen geantwortet, wie Du damit umgehen kannst.

Merke nur eines: Es ist Dein Leben und Deine Gesundheit....und auch auf dem Lande interessiert es keinen, wenn Du Kompris trägst.

Entwickel etwas mehr Selbstbewußtsein. Fange langsam an....
 
Hallo PureMatt70

Ich habe mir schon überlegt meine täglichen (wenn auch noch kurzen) Spaziergänge ein Stück von zuhause weg zu machen. Wo mich sicher kein Bekannter sieht. Habe ich auch schon probiert. Nur habe ich es eben nie aus dem Auto geschafft und bin wieder nachhause gefahren.

Gruß Robert
 
Hi Robert,

Dir ist doch klar, dass Du die Kompris brauchst. Du kennst die Alternative. Warum Verstecken?! Niemand hat sich zu verstecken, egal ob wegen der Gesundheit oder seiner Neigung.

Ausserdem gibt es viele Kompris, die super blickdicht sind, da brauchst dann keine Tarnsocken.

Trau Dich! Sei mutig! Sei so mutig wie gegen den Kampf mit Deinem sinnlosen Untermieter!!!
 
Untermieter. Musste erst überlegen. Ja, das braucht schon mit. Und auch sehr viel Willen und Durchhaltevermögen. Aber das hat sich bisher eben zuhause oder im Krankenhaus angespielt. Jetzt wird es öffentlich.

Natürlich hast du recht. Ich kann nicht anders und werde nichtmal dran denken nachzulassen. Aber jetzt wird das eben öffentlich. Ich werd mich bemühen. Blöder Ausdruck. Bemühen.

Ich werde einen Schritt vorwärts gehen. Einen nach dem anderen.

Danke dir für deine klaren aber zu 100% richtigen Worte.
 
Hallo Robert!
Ich kann mir vorstellen, in was für Nöten Du steckst. Da mögen die vielen mutmachenden Beispiele und Beiträge nur bedingt helfen. In meinem Beruf gehört es zum Alltag, sich in einem gemeinsamen Raum umzuziehen. Würde mir nicht gelingen, mich da in SH zu zeigen. Andererseits gibt es einen Kollegen, der Kompris tragen muss, so wie Du. Er zieht sich dann ganz selbstverständlich um, keiner verliert irgendeine Bemerkung dazu, auch nicht in seiner Abwesenheit. Zumindest bei medizinischer Notwendigkeit gibt es da ein ganz klares Verständnis! Ich bin sehr sicher, wenn Du es schaffst, im engsten Umfeld, also Deiner Familie zu sagen, was ist, wirst Du genau dieses Verständnis bekommen. Von da ausgehend kannst Du überlegen, wem Du Dich als nächstes anvertraust.

Wünsche Dir den Mut dazu aber noch mehr, dass Dir die Gesundheit erhalten bleibt!
 
Hallo Lieblingsthight

Wenn das was einfach klingt nur immer so einfach wäre. Aber wie schon gesagt (fast versprochen) werde ich Schritt für Schritt nach Vorne gehen.

Und wie du sagst, kann ich mir schon vorstellen, daß wenn die Notwendigkeit klar und bekannt ist, das Problem schnell ein wesentlich kleineres sein wird.

Vielen Vielen Dank für deine Worte.

Gruß Robert
 
Hab eben erst von den üblen Ursachen der Trombose in Deinem Fall gelesen: um so mehr wünsche ich Dir die nötige Kraft, um den Herausforderungen zu begegnen. Deine Frau scheint ja fest an Deiner Seite zu sein und Deine Kinder werden Dich sicher auch sehr unterstützen. Alles Gute!
 
Würde mir nicht gelingen, mich da in SH zu zeigen. Andererseits gibt es einen Kollegen, der Kompris tragen muss, so wie Du. Er zieht sich dann ganz selbstverständlich um, keiner verliert irgendeine Bemerkung dazu, auch nicht in seiner Abwesenheit.
Das ist sehr interessant. Man denkt ja immer, es ist leichter etwas zu machen, wenn man schon einen Vorturner hat, dem man nacheifern kann. Vielleicht hilft Robert ja so einer, der schon unverkrampft damit umgeht. Ein Bekannter musste nach einer OP auch Kompressionsstrümpfe im Sommer tragen. Der hat es beim Spaziergang einfach jedem erzählt, warum er die trägt. Schon war’s offensichtlich für ihn einfacher, die Dinger zu tragen, auch wenn sie nicht 100% blickdicht waren. Bei Spaziergängen etwas abgelegen kommen Robert auch vielleicht nicht so viele Leute entgegen, denen er sich erklären muss.
Ich vergleiche das mal mit einem Fahrradhelm. Den zieht auch nicht jeder an, manche werden dafür sogar belächelt, aber im Grunde gibt’s kein wirklich gutes Argument dagegen. Und wenn doch mal was passiert, sind alle froh, dass der Helm das Leben gerettet hat.
 
Guten Morgen

Es ist einfach unglaublich wie gut und vor allem schnell die Kompression hilft. Ich bin heute Morgen aufgestanden um zur Toilette zu gehen. Danach habe ich mich an den Tisch gesetzt und eine Tasse Kaffee und ein kleines Frühstück genossen. Dann meine Dosis Chemo zu mir genommen und noch eine Tasse Kaffe genossen. Ohne die Kompression. Danach als ich aufgestanden bin haben schon die Beine etwas weh getan.

Ich habe dann schnell geduscht und als ich trocken war die Kompressionsstrumpfhose angezogen. 5 Minuten später waren die Beine zu 99% ok.

Bisher habe ich das gar nicht so extrem beachtet. Seit ich hier aber das eine oder andere geleen habe, mache ich mir wohl immer mehr Gedanken darüber. So eben auch letzte Nacht.

Ich habe mir definitiv vorgenommen, meinen Spaziergang heute Morgen mit Shorts zu machen. Ich muss da ja irgendwann in die Initiative gehen. Sonst schaffe ich das nie. Natürlich hoffe ich nicht viele Leute zu treffen. Aber wenn ich niemanden treffen würde, wäre die Aktion ja irgendwie auch Sinnlos. Ich denke aber schon dass der eine oder andere Hundebesitzer unterwegs sein wird.

Ich habe wirklich extrem Angst davor. Aber ohne den ersten Schritt, werde ich die wohl immer haben.

Drückt mir die Daumen, dass ich den ersten Schritt schaffe.

Achso. Ich trage heute eine medi mit der Kompressionsklasse 2 mit offener Spitze. Die wirklich kompetente Dame im Sanitätshaus hat mir etwas unauffälligere Farben empfohlen. So sind meine eben einmal in Marine und die andere in Antrazit. Antrazit trage ich heute. Ich denke zwar, dass man das aus der Ferne besser erkennt, aber sie wirken dann besonders aus der Nähe doch nicht so sehr wie normale Strumpfhosen die hautfarben sind.

Mann... Was muss man sich alles einreden damit man sich traut...

Wie hat mal ein schlauer Mensch gesagt?

Jedes Abenteuer beginnt mit einem ersten Schritt...

Drückt mir die Daumen.

Gruß Robert.
 
Warum trägst du nicht eine dünne luftige Leinenhose darüber, wenn du Furcht vor einem Outing hast? Ich kenne einige Menschen, die damit gut klar kommen. Die Temperaturen sind gerade auch nicht sehr drückend.
 
Hallo Samuel

Für den Moment hast du sicher recht. Leider gibt es aber Tage, da ist alleine die Kompressionsstrumpfhose schon zu warm. Zuhause kein Problem. Draußen allerdings schon.

Ich weiß nicht. Das ganze Thema bedrückt mich dann trotzdem. Könnte jemand entdecken. Vielleicht ist es, daß ich mich wieder frei fühlen will. Ohne den Gedanken an die Einschränkungen. Ohne im Hinterkopf dauernd Angst davor zu haben entdeckt zu werden. Irgendwann zu vergessen was mich bedrückt. Ich weiß es nicht. Je länger ich darüber nachdenke und auch lese wie locker und frei einige hier damit umgehen, je mehr wünsche ich mir das. Ich weiß, ich brauche keine Angst und schon gar kein schlechtes Gewissen zu haben. Aber sag das mal meinem Kopf...

Keine Ahnung ob ich damit erklären konnte was ich eigentlich sagen wollte. Wieder völlig unbefangen mit mir und eben auch meinem Problem umgehen. Zufrieden sein mit dem was ist. Ich habe noch einen relativ langen Weg vor mir. Und es hilft weder meinem Kopf, noch der (hoffentlich) endgültigen Genesung, wenn ich dauernd Angst, Schamgefühle oder was auch sonst habe.

Gruß Robert
 
Hallo Robert. Ich kann deiner Sorge nicht folgen. Sowie ich es gelesen habe, gilt deine ganze Kraft dem Kampf gegen den Krebs (der hoffentlich gut für dich ausgeht). Ist denn deine Sorge um das Outing in Kompresssionsstrümpfen wirklich so vordergründig? Jeder, der Dir in Deinem Leben wichtig ist, wird das Tragen Deiner Kompressionsstrümpfe verstehen. Erneut stelle ich den Rat, eine lockere Leinenhose darüber anzuziehen. Für einen Spaziergang wird es sicherlich reichen. Die Temperaturen werden in diesem Jahr wahrscheinlich nicht mehr unerträglich werden. Viel Erfolg bei Deiner Chemotherapie, dort solltest Du deine ganze Kraft investieren.
 
Das ist hier schon sehr interessant: Viele hier im Forum haben einen Fetisch für Strumpfhosen und suchen irgend eine Rechtfertigung dafür, sie (öffentlich) zu tragen. @Robert1972 hat offensichtlich absolut gar keinen Fetisch, aber einen umso besseren Grund, sie zu tragen.

Ich versuche mich gerade in diese Situation reinzuversetzen. Meine Blockade im Kopf, mich öffentlich in Strumpfhosen zu zeigen, wäre glaube ich komplett weg. Wenn ich keine emotionale Bindung zu Strumpfhosen hätte, diese aber aus medizinischen Gründen tragen müsste, wäre das kein Problem für mich. Ich würde vermutlich sehr offen damit umgehen, d.h. sie sichtbar tragen und wenn fragende Blicke von Bekannten oder Unbekannten kommen, in etwa so antworten: "Ich weiss, sieht dämlich aus, bin aber vom Doc dazu verdonnert worden"
 
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