Spiegelgespräch mit der Modetheoretikerin Barbara Vinken (Heft 41 vom 8.10.2022)

oscar

Frischling
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Geschlecht
männlich
Im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ (Heft 41 vom 8.10.2022) findet sich ein Interview mit der Modeexpertin Barbara Vinken zum Thema Frau- und Männermode, in der es auch um Männer geht, die Röcke trägt.
Barbara Vinken vertritt die These, dass sich sowohl Männer als auch Frauen verkleiden. Der Unterschied läge aber darin, dass Männer ihre Verkleidung als Eigentlichkeit ausgeben, während Frauen sich selbst als verkleidet ausgeben.
Unsere heutige Mode habe ihren Ursprung nach der französischen Revolution. Vorher habe Mode Klassen unterschieden, nicht die Geschlechter. Das Geschlecht sei zum natürlichen Unterschied auserkoren worden. Die weibliche Rolle sei im Gegensatz zum Mann als eine künstliche erschienen.
Vinken bewertet Männer in Röcken grundsätzlich positiv, scheint aber Zweifel zu haben, ob sich das Tragen von Röcken in der Männermode durchsetzt. „Man könnte aber auch die Hoffnung hegen, dass sich hier ein grundlegend anderes Geschlechterverhältnis ankündigt. Viele fürchten - oder hoffen- hingegen, dass diese neue Männlichkeit nicht Teil einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung ist, sondern nur die Rebellion einer Randgruppe, die spektakulär die Bühne beherrscht. Ähnlich wie die Dandys.“
Sie zitiert Yohji Yamamoto, der gesagt hat, dass die Welt anders aussehe, wenn der amerikanische Präsident Rock trüge. Sie stimmt dem zu: „Wenn in der Männerrolle mehr Spiel, mehr Selbstironie wäre, der Mann nicht mehr die Eigentlichkeit für sich beanspruchen und die Frau als das andere markieren würde, wäre das für uns alle besser“.
Strumpfhosen kommen in dem Interview nur am Rande vor, nämlich im Kontext der Spitzenstrumpfhose, die Barbara Vinken als Teil ihrer Kleidung selbst trägt.
Gleichwohl ein interessanter Artikel, der zeigt, dass auch die Medien Änderungen in der Männermode wahrnehmen und als berichtswert einschätzen. Bis zu einem Mainstream scheint es aber noch weit.
 
Nach meiner Interpretation dürfte es hier aber eher um Stilelemente weiblicher Kleidung gehen (wie z. B. den schottischen Kilt, der zwar einen Rock, aber eindeutig ein maskulines Kleidungsstück darstellt). Wirkliche Frauenkleidung ist für den Mann ja schon aufgrund der anatomischen Unterschiede eher ungeeignet. Ferner sehe ich Elemente, die aus rein patriarchalischer Historie entstanden oder der Rolle zugewiesen worden sein dürften. Wären wir alle seit hunderten Jahren matriarchalisch aufgewachsen, würde ich bezweifeln, dass es z. B. Highheels gäbe. Na gut, vielleicht als erotische Männerbekleidung zum Stillen der Gelüste des Damenvolks. Ich bleibe dabei, dass ein Minirock bei einer jungen oder älteren gerne auch curvy Frau toll aussieht, bei einem bierbäuchigen Mittfünfziger aber nur eingeschränkte Begeisterung der Betrachtenden auslösen würde. Auch ein (übliches) Männerbein gehört meines Erachtens unter keinen Minirock - wenngleich wir hier in der Galerie zahlreiche fotografische Ansichten sehen, die unsere Hormone besser in Wallungen bringen als mancher Damenschenkel. Mir ist es völlig egal, wer was trägt oder tragen möchte - aber das heißt noch lange nicht, dass es ein Maintrend würde oder ein mehrheitlich wohliges Empfinden anderer erzeugt würde. Erst wenn 25% der Bundestagsabgeordneten (M) und auch von der AFD in BH und Rock das Rednerpult betreten, würde ich glauben, dass es einen echten Trend gibt. Und nun Ring frei, schlagt (verbal) auf mich ein… :emoji_wrestlers:
 
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