Eigentlich eine interessante Fragestellung.
Zunächst habe ich bei zugegeben oberflächlichen Betrachtung die Augen verdreht, wieder so ein Thread nach dem Muster „zum ersten Mal in Feinstrumpfhosen“, obwohl es ja zwei beitragsstarke Threads hier im Forum gibt, wo zwar das erste Tragen mehr oder weniger detailliert beschrieben wurde, aber eigentlich nirgends steht, warum man sich an den Feistrumpfwaren der Mutter, Schwester und dergleichen bedient hat und so einige Risiken auf sich genommen hat.
Die ersten Beiträge hier liefen auch nach diesem Muster ab und wurden teilweise ergänzt durch die Aussage, man weiß nicht warum. Aber die Fragestellung in der Überschrift hat ja eine ganz andere Intention.
Nun, ich kann nur für mich sprechen, aber vielleicht gibt es auch Parallelen zu anderen Mitgliedern hier.
Meine ersten Erinnerungen gehen dahin zurück, dass ich im Kindergartenalter einen Strumpf meiner Mutter fand und meinen Teddy hineinsteckte und versuchte, mit Nadeln an der Schulter des Stofftiers eine Art Latzhose zu machen. Dabei dachte ich aber primär an einen entfernteren Verwandten, den ich eigentlich nur in seiner Arbeitslatzhose kannte. Als meine Mutter das sah, meinte sie nur, der Strumpf ist noch gut, verlangte ihn zurück und gab mir einen anderen Strumpf. Mir war allerdings damals unklar, was gute und schlechte Strümpfe waren, als beschäftige ich mich ein wenig intensiver mit den neuen Strumpf und merkte, dass mein Teddy darin sich ganz anders, vor allem besser anfühlte.
Oft kam es vor, dass ich in einem vollbesetzten Bus auf dem Schoß meiner Mutter Platz nehmen musste, und da kam ich, ob beabsichtigt oder zufällig, ich weiß es nicht mehr genau, mit ihren bestrumpften Knien in Kontakt, sei es mit den Händen oder dem Umstand geschuldet, dass ich im Sommer kurze Hosen tragen musste. Da war wieder das tolle Gefühl, so wenn ich über die Ärmel meiner sogenannten Samt-Nicky-Pullover fuhr, nur noch besser. War es nur das Material oder steckte da was anderes dahinter?
Die besagten Pullover konnte ich eigentlich jeden Tag tragen. Ich wußte zwar das meine Mutter ihre Strümpfe an einem Halter befestigte, wodurch diese Halter aber gehalten wurde war mit unbekannt, jedenfalls nichts aus meiner Garderobe. Aber es begann, dass ich einen gewissen Fokus auf diese Strümpfe legte, obwohl mir schon damals klar war, in absehbarer Zeit, wenn überhaupt, kann ich so nicht rumlaufen.
So kommen wir zum nächsten Teil meiner Thesen: In der Welt der allwissenden Erwachsenen wusste ich etwas über mich, was kein anderer Mensch wusste. Mein persönliches Geheimnis, mit dem ich eigentlich nichts anfangen konnte, aber es war da. Geheimnisträger haben ja so einen Wissensvorsprung, egal, ob man es konsequent für sich behält oder „aber sag es nicht weiter“ mit all seinen Folgen.
Oft basieren Geheimnisse auf Verboten, der nächste Teil meiner Thesen. Gerade als Kind sind ja Verbote omnipräsent, nicht nur gefühlt mehr als in der Welt der Erwachsenen. Dabei ist es ja auch ein kindlicher Trieb, diese Verbote zu umgehen bzw. sich an die Grenzen heranzutasten. Schließlich sind ja auch kindliche Streiche im Graubereich zwischen „das macht man nicht“ und Verboten anzusiedeln.
Als meine Mutter während meiner Grundschulzeit mit fliegenden Fahnen von Nylonstrümpfen zu Feinstrumpfhosen wechselte, blieb mir das auch nicht verborgen. Obendrein war dieser Wechsel oft ein Gesprächsthema in Mütterkreisen, wo die Vorteile einer Feinstrumpfhose ständig betont wurden, und die häufige Werbung in Fernsehen tat auch seinen Teil dazu. Aus meiner Sicht war es nun, dass das tolle Material sogar den ganzen Unterleib bedeckte und man es ohne Zubehör tragen konnte (dass man Feinstrümpfe mit Sicherheitsnadeln am Slip befestigen konnte entdeckte ich erst später).
So angeregt, fand ich eine Feinstrumpfhose im Bad, ein schlechtes Gewissen hatte ich nicht, denn ich hatte vorher meinen Kampf gegen die Kinderstrumpfhosen gewonnen, also wo liegt hier der Unterschied, es sind ja keine Damenstrümpfe wie zuvor, wo ich die die Kriterien für eine Dame, Alter und Geschlecht, nicht erfüllte.
Kaum hatte ich die Feinstrumpfhose angezogen und bemerkt, dass dieses tolle Material mir bis zur Brust ging, stürmte meine Mutter mit Harndrang ins Bad, ein Aufschrei, sie schickte mich raus, durch den Aufschrei war mein Vater natürlich aufgeschreckt und überschüttete mich mit Spott. Als meine Mutter aus dem Bad kam, ging das Theater erst richtig los, so nach dem Motto, das ist für Dich absolut verboten, für den Wiederholungsfall machte sie eine Handbewegung mit der Handfläche nach oben. Im Endeffekt bewirkte aber dieses Verbot, dass man sich vorher genau überlegte, wann, wo und wie man mal wieder in eine Feinstrumpfhose schlüpfte. Aber in dem Donnerwetter meiner Mutter fiel auch die Aussage, selbst unsere Nachbarstochter dürfe so etwas noch nicht tragen.
Da kommen wir zum nächsten Aspekt, dem Neid. Neid bedeutet ja auch dass man gerne mit dem gleichziehen möchte, der beneidet wird, ob man das schafft ist ein ganz anderes Kapitel. Besagte Nachbarstochter war zwar ein klein wenig älter als ich, aber auf eine Art waren wir unzertrennlich, auch wenn sie gerne diesen Altersvorsprung, was in dieser Phase ja Welten bedeuten konnte, mich gerne spüren lies.
So kam es dann, dass an einen der ersten Frühlingssonntage sie außerhalb der Sichtweise unseres Hauses auf dem Weg zum Kindergottesdienst ihre weißen Kniestrümpfe zum Rock (was ja nichts Besonderes war), auszog und ihre erste Feinstrumpfhose darunter präsentierte. Neid kochte hoch, zumal sie vor, während und nach dem Kindergottesdienst Gott und der Welt zeigen wollte, dass sie eine Strumpfhose wie „die Großen“ tragen durfte. Auch wenn sie kurz vor unserem Haus die Knietrümpfe wieder über die Feinstrumpfhose anzog, so dass sie fast verschwunden war und die Feinstrumpfhose den Nachmittag nicht überlebte, was ihre Mutter für sie dann mit einem Aussetzen des Tragens von Feinstrumpfhosen für einen nicht näher definierten Zeitraum belegte, gab dies für mich eine Art von Befriedigung, aber löste die Neidfrage nicht.
Somit bin ich durch diese Schilderung bei der letzten These angelangt: In der Entwicklungsphase möchte man gern älter erscheinen, die Welt der Erwachsenen ist das Ziel. So habe ich früh mit dem Rauchen begonnen, nicht weil es ein besonderer Genuss für mich darstellte, sondern es erst ab einem gewissen Alter erlaubt war und man etwas vortäuschen wollte. Da in der weiterführenden Schule bei den Klassenkameradinnen und in meiner Jugendclique Feinstrumpfhosen verpönt waren, hat sich im Unterbewusstsein eingebrannt, Feinstrumpfhosen sind wohl erst etwas „ab 18“. Jedenfalls fühlte ich mich in einer Feinstrumpfhose plötzlich viel älter und blickte innerlich auf die Mädchen herab, die zu einem Kleidchen Strickstrumpfhosen trugen, wartet mal, irgendwann kommt der Tag, da dürft ihr auch so eine tolle Strumpfhose tragen.
Das der Gedanke hirnverbrannt war, will ich gar nicht leugnen, denn eigentlich gilt das Verbot für mich ja quasi auf Lebenszeit. Aber dieser Gedanke war schon eher ein Nebeneffekt, denn eigentlich war ich schon ganz den Feinstrumpfwaren verfallen, spätestens seit dem Zeitpunkt, wo ich entdeckte, dass für mich persönlich die Sexualität mit Feinstrumpfwaren um ein Vielfaches schöner ist.