Diejenigen, die echt eine Lanze brechen könnten für eine solche Mode, sind in der Tat die Teenager und die 20-30jährigen, denen es seit jeher vorbehalten ist, neue modische Akzente in der Gesellschaft zu etablieren. Ältere Semester machen sich viel leichter lächerlich, wenn sie den Mainstream verlassen und sich auf einen Weg begeben, der nicht wenigstens von irgendeiner benennbaren jungen Kultur vorbereitet worden ist. Oder gehe ich damit zu weit? Mir scheint schon, dass das irgendwie zutrifft, zumindest was die meisten wirklich alternativen Trends angeht.
Absolut richtig, so sehe ich das auch.
Die Trends werden von den Jüngeren vorbereitet.
Allerdings möchte ich nicht die heutige Jugend mit uns damals vergleichen. (Ich bin übrigens auch Ende 30)
Heute sind die Voraussetzungen komplett anders aufgrund der Aufklärung durch das Internet.
Angenommen ein Jugendlicher heute entdeckt seine Vorliebe für Feinstrumpf oder alternative Mode, er wird im Internet recherchieren, und erkenne, dass er nicht der einzige ist.
Wie war es denn bei uns damals? Internet gab es nicht, und wir waren somit mit unserer Vorliebe absolut alleine, konnten uns auch so gut wie niemandem anvertrauen. Wir lebten in dem Glauben, dass wir nicht normal wären. Diese Gedanken verfestigten sich, und die bekommt man auch nicht mehr so einfach los.
Mein Umdenken begann erst mit dem Internet. Ich lass ca. 2002, dass es Männer gibt, die gerne Röcke tragen. Und da gab es einen Rocker mehr.
Das Internet half mir sehr dabei, dazu zu stehen.
Dass die jungen Kerlen es nicht tun, weil ihnen die Schwelle vermutlich zu hoch ist, mag auch daran liegen, dass ihnen die männlichen Identifikationspersonen fehlen, die modisch exzentrisch auftreten. Letztendlich ist der Mensch doch ein Herdentier. So bleibt es eben dann bei ein paar wenigen, die es bestimmt bei den jungen Personen auch gibt, allerdings nichts bewegen können.
Der Emanzipationsdrang, wie es ihn damals bei den Frauen gab und der bei Frauen vieles bewegte und möglich machte - es ging damals weit um mehr als Mode -, ist bei Männern (noch) nicht vorhanden. Um den in Gang zu setzen bräuchte es aber auch Vorreiter und Identifikatonspersonen.