Eigentlich machen Zitate von anonymen Menschen zu gar keinen Sinn, aber in der Geschichte der Strupfhosenforen des letzten Jahrhunderts gab es einige echte Highlights, die man den später gekommenen einfach nicht vorenthalten sollte.
Es sind Artikel aus Foren, die es schon lange nicht mehr gibt und die deshalb auch keiner Suchmaschine auffallen würden, deshalb hier mein Versuch ein klein wenig unserer Kultur der Nachwelt zu erhalten:
Grundtendenzen im dialektischen Prozeß des SH-Tragens
Von Strumpfhosen-Hegel am 17.11.1999, 10:22
Unlängst war ich doch mal wieder in einer Strumpfabteilung – gerappelt voll, sag ich euch...
Schleichen sich dort in normalen Zeiten kaum mehr als ein, zwei Männer durch die Strumpfhosenregale, wollte ich diesmal meinen Augen kaum trauen. – Ein potentieller Käufer neben dem anderen, nein, nicht nur Männer, auch Frauen !
Längst glaubte ich, die Gattung des homo strumpfhosiensis sei (nicht zuletzt aufgrund einer abnehmenden weiblichen Population) ausgestorben bzw. nur noch in kleineren Restbeständen fernab der modernen Zivilisation existent – abgeschoben in Reservate der Fetischszene und immer auf der Flucht vor den Jägern bestrumpfter Beine. Ja, es schien geradezu, als sei eine Abschußprämie auf diese vom Aussterben bedrohte Art ausgesetzt und als seien all jene verlockenden Regale in den Warenhäusern nur dort, um endlich auch noch den letzten Exemplaren auf die Schliche zu kommen. – Riesige Mausefallen sozusagen...
Nunja, die einbrechenden kalten Temperaturen haben mich eines Besseren belehrt.
Wie Regenwürmer, die bei Nässe den durchtränkten Boden verlassen und sich an die Oberfläche begeben, drängten sich die Menschen in die Strumpfhosenabteilungen, Männer, Frauen und Kinder, ja, sogar die jüngeren Frauen, von denen ich bislang immer annahm, für sie sei die Strumpfhose kaum mehr als ein antiquiertes und unpraktisches Kleidungsstück (sinngemäß: Latzhosen-Silke). Sie alle standen dort und gaben sich voller Entzücken den Reizen des wärmenden Beinstoffes hin.
War es nur Täuschung oder ist es tatsächlich so, daß nunmehr all jene noch vor gar nicht allzu langer Zeit geäußerten Vorbehalte an Wert verlieren ? Daß Ablehnung der Vernunft weicht und – über den nicht selten kritisierten Fetischcharakter der Strumpfhose hinaus – mehr und mehr wieder die Essenz ihrer Existenz in den Vordergrund tritt ? – Nämlich ihre kaum zu übertreffenden Nutzenfunktionen, die sie – als Quell der Wärme – nicht nur über herkömmliche Feinripp-Ware und String-Tangas, sondern mitunter auch über jene unaussprechlichen langen Unterhosen, ja, sogar über die modernste Ski-Unterwäsche erhebt...
Wer, so frage ich mich, will unter seinen Socken schon dicke Unterhosengnubbel ? – Ist es nicht peinlich, wenn man seine Beine übereinanderschlägt – und kaum hat man es getan, tritt über den ohnehin schon ausgebeulten und zu einem einzigen Wulst aufgequollenen Socken eine Feinripp-Unterhose Marke Opa zutage ? – Wer – so frage ich mich – will sich da noch wohl fühlen ?
Ist es nicht geradezu pervers, lange Unterhosen zu tragen ? Mir scheint, wer das tut, muß schon eine recht ausgeprägte masochistische Ader haben. Und da liegt meines Erachtens der Fetischgedanke weitaus näher als beim bloßen Tragen einer Strumpfhose...
Aber sei’s drum. Die Strumpfhose ist ein Wohlfühlartikel ! Sie spendet Wärme, ist praktisch und verleiht dem unter dem Hosen- (Rock-) saum hervortretenden Bein eine kaum zu verneinde Attraktivität. Wollte man sie als Fetischartikel charakterisieren, so wäre dies durchaus gerechtfertigt. Denn was mehr als die schönen Dinge des Lebens kann die Sinne des Menschen derart stimulieren, daß er sich ihnen voller Bewunderung hingibt ? – Das ist die Natur des Menschen und Grundpfeiler der ihm eigenen Ästhetik.
Der These jedoch, daß die Strumpfhose – gerade beim Manne – zum reinen Fetischartikel degeneriert, sind immer und immer wieder ihre ausgeprägten Nutzenfunktionen, in die sich auch ihre attraktivitätsfördernde Wirkung einreiht, entgegenzuhalten. Denn ist es nicht so, daß jedes Streben des Menschen auch auf eine Erhöhung seiner individuellen Attraktivität gerichtet ist ? Daß Nutzen an Wert gewinnt, wenn er sich mit Werten der Ästhetik paart ?
Ich weiß nicht, wer die These aufgestellt hat, daß Strumpfhosen ein rein weibliches Kleidungsstück und Männer, die sie tragen, anormal sind. Aber diese These gibt es, genauso wie es bereits Frauen gibt, die auch auf weiblicher Seite das Tragen von Strumpfhosen ablehnen. Ist das nicht anormal ?
Egal, bereits die genannten Nutzenfunktionen zeigen die Widersprüche, die sich im Umgang mit der Strumpfhose auftun.
Fraglich ist allenfalls, wer diese Widersprüche erzeugt. Liegt es an jenen Frauen, die sich in einem harten Emanzipationsprozeß von der zuvor herrschenden Kleidungsdifferenzierung freigekämpft haben und nun verwundert auf jene Männer schauen, die sich das aneignen, was sie nicht mehr wollen – Nutzen gepaart mit Schönheit –, an einem biologischen Instinkt, der den Untergang der Menschheit befürchten läßt, wenn Mann mehr und mehr verweiblicht, oder an der Gesellschaft selbst, deren Normen und Sitten im Rahmen einer geradezu eskalierenden Freiheit des Menschen zu kippen drohen ?
Noch immer sind es mitunter recht dumme, ablehnende oder zumindest amüsierte Blicke, die auf den Strumpfhosen tragenden Mann fallen. – Gerade hierin äußern sich die Widersprüche. Aber sie finden Nahrung erst dort, wo es an Selbstbewußtsein fehlt, wo Mann fürchtet, Unrechtes zu tun, nur weil er eine Strumpfhose trägt oder kauft. Verstohlene Blicke, Herumschleichen in Strumpfabteilungen und das obligatorische rote Gesicht beim Bezahlen an der Kasse, zittrige Hände und Schweißausbrüche..., all das fördert ein Mißtrauen, das es schwer macht, von Normalität zu reden. – Und deshalb frage ich: warum ?
Ja, warum machen wir uns das Leben so schwer ? – Sind wir es nicht selbst, die wir in unseren Köpfen Mißtrauen und damit Widersprüche erzeugen ? – Warum können wir nicht die Strumpfhose als das nehmen, was sie ist ? Nämlich ein ganz normales Kleidungsstück, das zwar durchaus – wie viele andere Dinge auch – die Sinne reizen, kaum aber im Widerspruch zu den moralischen Werten der Zivilisation stehen kann.
Wenn Frauen die Strumpfhose ablehnen, dann, weil sie im Widerspruch zu ihren Emanzipationsbestrebungen zu stehen scheint. Gehen wir doch einfach auf sie zu und zeigen, daß all jene Widersprüche nur im Kopf existieren, daß es genauso wenig männlich ist, auf Strumpfhosen zu verzichten, wie es ausgesprochen weiblich ist, sie zu tragen. Allenfalls ist es eine Frage des Geschmacks, über den sich bekanntlich jedoch nicht streiten läßt, so daß die Synthese aller Widersprüche zwangsläufig in einer Normalisierung des Strumpfhosentragens münden muß. Ziel dieses dialektischen Prozesses kann es nur sein, endlich die Mauern in den Köpfen fallen zu lassen.
Von anderen fordern können wir es nicht, aber wir sollten zumindest bei uns selbst damit anfangen. Erst dann werden sich all jene fruchtlosen Diskussionen um weitere Thesen und Widersprüche erübrigen...
Es sind Artikel aus Foren, die es schon lange nicht mehr gibt und die deshalb auch keiner Suchmaschine auffallen würden, deshalb hier mein Versuch ein klein wenig unserer Kultur der Nachwelt zu erhalten:
Grundtendenzen im dialektischen Prozeß des SH-Tragens
Von Strumpfhosen-Hegel am 17.11.1999, 10:22
Unlängst war ich doch mal wieder in einer Strumpfabteilung – gerappelt voll, sag ich euch...
Schleichen sich dort in normalen Zeiten kaum mehr als ein, zwei Männer durch die Strumpfhosenregale, wollte ich diesmal meinen Augen kaum trauen. – Ein potentieller Käufer neben dem anderen, nein, nicht nur Männer, auch Frauen !
Längst glaubte ich, die Gattung des homo strumpfhosiensis sei (nicht zuletzt aufgrund einer abnehmenden weiblichen Population) ausgestorben bzw. nur noch in kleineren Restbeständen fernab der modernen Zivilisation existent – abgeschoben in Reservate der Fetischszene und immer auf der Flucht vor den Jägern bestrumpfter Beine. Ja, es schien geradezu, als sei eine Abschußprämie auf diese vom Aussterben bedrohte Art ausgesetzt und als seien all jene verlockenden Regale in den Warenhäusern nur dort, um endlich auch noch den letzten Exemplaren auf die Schliche zu kommen. – Riesige Mausefallen sozusagen...
Nunja, die einbrechenden kalten Temperaturen haben mich eines Besseren belehrt.
Wie Regenwürmer, die bei Nässe den durchtränkten Boden verlassen und sich an die Oberfläche begeben, drängten sich die Menschen in die Strumpfhosenabteilungen, Männer, Frauen und Kinder, ja, sogar die jüngeren Frauen, von denen ich bislang immer annahm, für sie sei die Strumpfhose kaum mehr als ein antiquiertes und unpraktisches Kleidungsstück (sinngemäß: Latzhosen-Silke). Sie alle standen dort und gaben sich voller Entzücken den Reizen des wärmenden Beinstoffes hin.
War es nur Täuschung oder ist es tatsächlich so, daß nunmehr all jene noch vor gar nicht allzu langer Zeit geäußerten Vorbehalte an Wert verlieren ? Daß Ablehnung der Vernunft weicht und – über den nicht selten kritisierten Fetischcharakter der Strumpfhose hinaus – mehr und mehr wieder die Essenz ihrer Existenz in den Vordergrund tritt ? – Nämlich ihre kaum zu übertreffenden Nutzenfunktionen, die sie – als Quell der Wärme – nicht nur über herkömmliche Feinripp-Ware und String-Tangas, sondern mitunter auch über jene unaussprechlichen langen Unterhosen, ja, sogar über die modernste Ski-Unterwäsche erhebt...
Wer, so frage ich mich, will unter seinen Socken schon dicke Unterhosengnubbel ? – Ist es nicht peinlich, wenn man seine Beine übereinanderschlägt – und kaum hat man es getan, tritt über den ohnehin schon ausgebeulten und zu einem einzigen Wulst aufgequollenen Socken eine Feinripp-Unterhose Marke Opa zutage ? – Wer – so frage ich mich – will sich da noch wohl fühlen ?
Ist es nicht geradezu pervers, lange Unterhosen zu tragen ? Mir scheint, wer das tut, muß schon eine recht ausgeprägte masochistische Ader haben. Und da liegt meines Erachtens der Fetischgedanke weitaus näher als beim bloßen Tragen einer Strumpfhose...
Aber sei’s drum. Die Strumpfhose ist ein Wohlfühlartikel ! Sie spendet Wärme, ist praktisch und verleiht dem unter dem Hosen- (Rock-) saum hervortretenden Bein eine kaum zu verneinde Attraktivität. Wollte man sie als Fetischartikel charakterisieren, so wäre dies durchaus gerechtfertigt. Denn was mehr als die schönen Dinge des Lebens kann die Sinne des Menschen derart stimulieren, daß er sich ihnen voller Bewunderung hingibt ? – Das ist die Natur des Menschen und Grundpfeiler der ihm eigenen Ästhetik.
Der These jedoch, daß die Strumpfhose – gerade beim Manne – zum reinen Fetischartikel degeneriert, sind immer und immer wieder ihre ausgeprägten Nutzenfunktionen, in die sich auch ihre attraktivitätsfördernde Wirkung einreiht, entgegenzuhalten. Denn ist es nicht so, daß jedes Streben des Menschen auch auf eine Erhöhung seiner individuellen Attraktivität gerichtet ist ? Daß Nutzen an Wert gewinnt, wenn er sich mit Werten der Ästhetik paart ?
Ich weiß nicht, wer die These aufgestellt hat, daß Strumpfhosen ein rein weibliches Kleidungsstück und Männer, die sie tragen, anormal sind. Aber diese These gibt es, genauso wie es bereits Frauen gibt, die auch auf weiblicher Seite das Tragen von Strumpfhosen ablehnen. Ist das nicht anormal ?
Egal, bereits die genannten Nutzenfunktionen zeigen die Widersprüche, die sich im Umgang mit der Strumpfhose auftun.
Fraglich ist allenfalls, wer diese Widersprüche erzeugt. Liegt es an jenen Frauen, die sich in einem harten Emanzipationsprozeß von der zuvor herrschenden Kleidungsdifferenzierung freigekämpft haben und nun verwundert auf jene Männer schauen, die sich das aneignen, was sie nicht mehr wollen – Nutzen gepaart mit Schönheit –, an einem biologischen Instinkt, der den Untergang der Menschheit befürchten läßt, wenn Mann mehr und mehr verweiblicht, oder an der Gesellschaft selbst, deren Normen und Sitten im Rahmen einer geradezu eskalierenden Freiheit des Menschen zu kippen drohen ?
Noch immer sind es mitunter recht dumme, ablehnende oder zumindest amüsierte Blicke, die auf den Strumpfhosen tragenden Mann fallen. – Gerade hierin äußern sich die Widersprüche. Aber sie finden Nahrung erst dort, wo es an Selbstbewußtsein fehlt, wo Mann fürchtet, Unrechtes zu tun, nur weil er eine Strumpfhose trägt oder kauft. Verstohlene Blicke, Herumschleichen in Strumpfabteilungen und das obligatorische rote Gesicht beim Bezahlen an der Kasse, zittrige Hände und Schweißausbrüche..., all das fördert ein Mißtrauen, das es schwer macht, von Normalität zu reden. – Und deshalb frage ich: warum ?
Ja, warum machen wir uns das Leben so schwer ? – Sind wir es nicht selbst, die wir in unseren Köpfen Mißtrauen und damit Widersprüche erzeugen ? – Warum können wir nicht die Strumpfhose als das nehmen, was sie ist ? Nämlich ein ganz normales Kleidungsstück, das zwar durchaus – wie viele andere Dinge auch – die Sinne reizen, kaum aber im Widerspruch zu den moralischen Werten der Zivilisation stehen kann.
Wenn Frauen die Strumpfhose ablehnen, dann, weil sie im Widerspruch zu ihren Emanzipationsbestrebungen zu stehen scheint. Gehen wir doch einfach auf sie zu und zeigen, daß all jene Widersprüche nur im Kopf existieren, daß es genauso wenig männlich ist, auf Strumpfhosen zu verzichten, wie es ausgesprochen weiblich ist, sie zu tragen. Allenfalls ist es eine Frage des Geschmacks, über den sich bekanntlich jedoch nicht streiten läßt, so daß die Synthese aller Widersprüche zwangsläufig in einer Normalisierung des Strumpfhosentragens münden muß. Ziel dieses dialektischen Prozesses kann es nur sein, endlich die Mauern in den Köpfen fallen zu lassen.
Von anderen fordern können wir es nicht, aber wir sollten zumindest bei uns selbst damit anfangen. Erst dann werden sich all jene fruchtlosen Diskussionen um weitere Thesen und Widersprüche erübrigen...