Die besten SH-Beiträge aller Zeiten

teka

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Eigentlich machen Zitate von anonymen Menschen zu gar keinen Sinn, aber in der Geschichte der Strupfhosenforen des letzten Jahrhunderts gab es einige echte Highlights, die man den später gekommenen einfach nicht vorenthalten sollte.
Es sind Artikel aus Foren, die es schon lange nicht mehr gibt und die deshalb auch keiner Suchmaschine auffallen würden, deshalb hier mein Versuch ein klein wenig unserer Kultur der Nachwelt zu erhalten:


Grundtendenzen im dialektischen Prozeß des SH-Tragens
Von Strumpfhosen-Hegel am 17.11.1999, 10:22

Unlängst war ich doch mal wieder in einer Strumpfabteilung – gerappelt voll, sag ich euch...
Schleichen sich dort in normalen Zeiten kaum mehr als ein, zwei Männer durch die Strumpfhosenregale, wollte ich diesmal meinen Augen kaum trauen. – Ein potentieller Käufer neben dem anderen, nein, nicht nur Männer, auch Frauen !
Längst glaubte ich, die Gattung des homo strumpfhosiensis sei (nicht zuletzt aufgrund einer abnehmenden weiblichen Population) ausgestorben bzw. nur noch in kleineren Restbeständen fernab der modernen Zivilisation existent – abgeschoben in Reservate der Fetischszene und immer auf der Flucht vor den Jägern bestrumpfter Beine. Ja, es schien geradezu, als sei eine Abschußprämie auf diese vom Aussterben bedrohte Art ausgesetzt und als seien all jene verlockenden Regale in den Warenhäusern nur dort, um endlich auch noch den letzten Exemplaren auf die Schliche zu kommen. – Riesige Mausefallen sozusagen...
Nunja, die einbrechenden kalten Temperaturen haben mich eines Besseren belehrt.
Wie Regenwürmer, die bei Nässe den durchtränkten Boden verlassen und sich an die Oberfläche begeben, drängten sich die Menschen in die Strumpfhosenabteilungen, Männer, Frauen und Kinder, ja, sogar die jüngeren Frauen, von denen ich bislang immer annahm, für sie sei die Strumpfhose kaum mehr als ein antiquiertes und unpraktisches Kleidungsstück (sinngemäß: Latzhosen-Silke). Sie alle standen dort und gaben sich voller Entzücken den Reizen des wärmenden Beinstoffes hin.
War es nur Täuschung oder ist es tatsächlich so, daß nunmehr all jene noch vor gar nicht allzu langer Zeit geäußerten Vorbehalte an Wert verlieren ? Daß Ablehnung der Vernunft weicht und – über den nicht selten kritisierten Fetischcharakter der Strumpfhose hinaus – mehr und mehr wieder die Essenz ihrer Existenz in den Vordergrund tritt ? – Nämlich ihre kaum zu übertreffenden Nutzenfunktionen, die sie – als Quell der Wärme – nicht nur über herkömmliche Feinripp-Ware und String-Tangas, sondern mitunter auch über jene unaussprechlichen langen Unterhosen, ja, sogar über die modernste Ski-Unterwäsche erhebt...
Wer, so frage ich mich, will unter seinen Socken schon dicke Unterhosengnubbel ? – Ist es nicht peinlich, wenn man seine Beine übereinanderschlägt – und kaum hat man es getan, tritt über den ohnehin schon ausgebeulten und zu einem einzigen Wulst aufgequollenen Socken eine Feinripp-Unterhose Marke Opa zutage ? – Wer – so frage ich mich – will sich da noch wohl fühlen ?
Ist es nicht geradezu pervers, lange Unterhosen zu tragen ? Mir scheint, wer das tut, muß schon eine recht ausgeprägte masochistische Ader haben. Und da liegt meines Erachtens der Fetischgedanke weitaus näher als beim bloßen Tragen einer Strumpfhose...
Aber sei’s drum. Die Strumpfhose ist ein Wohlfühlartikel ! Sie spendet Wärme, ist praktisch und verleiht dem unter dem Hosen- (Rock-) saum hervortretenden Bein eine kaum zu verneinde Attraktivität. Wollte man sie als Fetischartikel charakterisieren, so wäre dies durchaus gerechtfertigt. Denn was mehr als die schönen Dinge des Lebens kann die Sinne des Menschen derart stimulieren, daß er sich ihnen voller Bewunderung hingibt ? – Das ist die Natur des Menschen und Grundpfeiler der ihm eigenen Ästhetik.
Der These jedoch, daß die Strumpfhose – gerade beim Manne – zum reinen Fetischartikel degeneriert, sind immer und immer wieder ihre ausgeprägten Nutzenfunktionen, in die sich auch ihre attraktivitätsfördernde Wirkung einreiht, entgegenzuhalten. Denn ist es nicht so, daß jedes Streben des Menschen auch auf eine Erhöhung seiner individuellen Attraktivität gerichtet ist ? Daß Nutzen an Wert gewinnt, wenn er sich mit Werten der Ästhetik paart ?
Ich weiß nicht, wer die These aufgestellt hat, daß Strumpfhosen ein rein weibliches Kleidungsstück und Männer, die sie tragen, anormal sind. Aber diese These gibt es, genauso wie es bereits Frauen gibt, die auch auf weiblicher Seite das Tragen von Strumpfhosen ablehnen. Ist das nicht anormal ?
Egal, bereits die genannten Nutzenfunktionen zeigen die Widersprüche, die sich im Umgang mit der Strumpfhose auftun.
Fraglich ist allenfalls, wer diese Widersprüche erzeugt. Liegt es an jenen Frauen, die sich in einem harten Emanzipationsprozeß von der zuvor herrschenden Kleidungsdifferenzierung freigekämpft haben und nun verwundert auf jene Männer schauen, die sich das aneignen, was sie nicht mehr wollen – Nutzen gepaart mit Schönheit –, an einem biologischen Instinkt, der den Untergang der Menschheit befürchten läßt, wenn Mann mehr und mehr verweiblicht, oder an der Gesellschaft selbst, deren Normen und Sitten im Rahmen einer geradezu eskalierenden Freiheit des Menschen zu kippen drohen ?
Noch immer sind es mitunter recht dumme, ablehnende oder zumindest amüsierte Blicke, die auf den Strumpfhosen tragenden Mann fallen. – Gerade hierin äußern sich die Widersprüche. Aber sie finden Nahrung erst dort, wo es an Selbstbewußtsein fehlt, wo Mann fürchtet, Unrechtes zu tun, nur weil er eine Strumpfhose trägt oder kauft. Verstohlene Blicke, Herumschleichen in Strumpfabteilungen und das obligatorische rote Gesicht beim Bezahlen an der Kasse, zittrige Hände und Schweißausbrüche..., all das fördert ein Mißtrauen, das es schwer macht, von Normalität zu reden. – Und deshalb frage ich: warum ?
Ja, warum machen wir uns das Leben so schwer ? – Sind wir es nicht selbst, die wir in unseren Köpfen Mißtrauen und damit Widersprüche erzeugen ? – Warum können wir nicht die Strumpfhose als das nehmen, was sie ist ? Nämlich ein ganz normales Kleidungsstück, das zwar durchaus – wie viele andere Dinge auch – die Sinne reizen, kaum aber im Widerspruch zu den moralischen Werten der Zivilisation stehen kann.
Wenn Frauen die Strumpfhose ablehnen, dann, weil sie im Widerspruch zu ihren Emanzipationsbestrebungen zu stehen scheint. Gehen wir doch einfach auf sie zu und zeigen, daß all jene Widersprüche nur im Kopf existieren, daß es genauso wenig männlich ist, auf Strumpfhosen zu verzichten, wie es ausgesprochen weiblich ist, sie zu tragen. Allenfalls ist es eine Frage des Geschmacks, über den sich bekanntlich jedoch nicht streiten läßt, so daß die Synthese aller Widersprüche zwangsläufig in einer Normalisierung des Strumpfhosentragens münden muß. Ziel dieses dialektischen Prozesses kann es nur sein, endlich die Mauern in den Köpfen fallen zu lassen.
Von anderen fordern können wir es nicht, aber wir sollten zumindest bei uns selbst damit anfangen. Erst dann werden sich all jene fruchtlosen Diskussionen um weitere Thesen und Widersprüche erübrigen...
 
Und nun ein wenig Satire - bitterböse aber wahnsinnig treffend - zum Zeitpunkt des Erscheinens topaktuell. Beste Englische Schule würde ich sagen *g*
Übrigens: Ein Kanzler in Strumpfhosen - ein Thema, das es sogar schon mal im 1931er Forum gab. Niemand hat sich damals darüber aufgeregt. Im Gegenteil, es hat ihn wirklich gegeben und es gab eine authentische Person (kein Fake), die den Kanzler (aber wohl nicht Kohl) in Strumpfhosen gesehen hat.


Kohl in der Tinte
Von Dr. H.K vom 21.01.2000 21:08

Wer kann mir helfen ?

Ich stecke in der Tinte.
Jahrelang habe ich das Land regiert und dabei verschwiegen, dass ich heimlich Strumpfhosen trage. Ich habe mich einfach nicht getraut, zu gross wäre die Schande gewesen, die über mich und mein Land gekommen wäre.
Ein Kanzler in Strumpfhosen - unvorstellbar, aber doch wahr.
Jetzt haben sie mich in der Hand. Ich werde erpresst. Wenn ich zugebe, von wem ich das viele Schwarzgeld bekommen habe, werden sie mich verraten. Sie werden mich öffentlich bloßstellen und sagen, dass ich ein heimlicher Strumpfhosenträger bin.
Die Waffenhändler und all das Gesocks, sie haben mich heimlich gefilmt, wie ich in einem NylonCatsuit vor dem Spiegel stehe. Die ganze Welt denkt, ich schweige wegen eines Ehrenworts. Was für ein Blödsinn - ein Politiker fühlt sich doch nicht an ein Ehrenwort gebunden. Ich habe einfach nur Angst.
Wie tragisch, Hannelore weiss auch nichts davon - noch nicht.
Ich halte diesen Gedanken nicht aus. Sie wird mich nicht mehr lieben können, ein kleiner schmuddeliger Strumpfhosenträger, ein Weichei in Nylon, das passt so gar nicht ins Bild eines übermächtigen Übermenschen, das sie von mir hat.
Ich halte es nicht aus.
Helft mir, bitte, ich weis nicht was ich tun soll.

Wie sage ich es meiner Hannelore ?

Und wie meinem Volk ?

Und Billy Clinton, den ich immer so wegen seine Weiber bewundert habe. Was haben wir für Witze über unser tolles Liebesleben gemacht. Ich habemit einem Verhältnis zu meiner Sekretärin angegeben, ihn belogen und ihm verschwiegen, was mich wirklich anmacht. Und ER hat sogar gerichtliche Beweise für seine männliche Normalität, wie ich ihn darum beneide - wie soll ich es ihm beibringen ? Wo wir uns doch schon für die Zeit nach seiner Regierung zu einem gemeinsamen Urlaub verabredet haben. Wenn er DAS erfährt, wird er bestimmt kein Zimmer mehr mit mir teilen. Mir wird niemand mehr glauben, was für eine Schande.

Was soll ich tun ? Schweige ich weiter, wird meine Partei mich verstossen. Ich kann mich nirgendwo mehr blicken lassen. Auf der Strasse werfen sie schon mit Kohlköpfen nach mir.

Sage ich alles, werden meine Bilder veröffentlicht und es wird noch viel schlimmer. Ich werde ganz bestimmt heftig ausgelacht, der Schäuble, der macht das immer so - der hat überhaupt kein Verständnis für solche Dinge.

Bitte helft mir, ich habe euch immer heimlich bewundert und alle eure Beiträge gelesen.
Ich bin einer von euch.

H.K., m.d.B.
Dr. phil.
 
Aber es gab natürlich auch immer kritische Betrachtungen und hier ist eine, die zur Zeit wohl auch wieder als aktuell bezeichnet werden könnte. Mit einem Beitrag von "Q", der in früheren Foren u.a. von mir immer für sehr anspruchsvolle Denkanstöße bewundert wurde. Leider hat er sich nie richtig zu erkennen gegeben und wohl gemeint, seine Beiträge seinen so flüchtig wie ein Parfum - aber weit gefehlt, ich habe sie konserviert:

Herrenstrumpfhosen, warum?
Von "Q" , Datum: 04.09.1999 12:28

Ein Thema, das wohl immer wieder angeschnitten wird, ist ja bekanntlich
die (Fein)strumpfhose speziell für den Mann. Ich sehe mit Verwunderung
wie euphorisch und leichtgläubig manche hier auf das ein oder andere
Angebot, das diesbezüglich in letzter Zeit im Internet aufgetaucht ist,
reagieren.

Die paar Anbieter, die nun damit Werbung machen, daß sie nun auch
endlich "Männerstrumpfhosen" anbieten, sind meiner Meinung nach
Beutelschneider, die eine schnelle Mark damit machen wollen, daß einige
von uns sich nach wie vor schwer damit tun, oder besser gesagt ein etwas
schlechtes Gewissen haben, daß sie eine Vorliebe für ein "Damen-
wäschestück" haben. Das wird schamos ausgenutzt. Im schlimmsten Fall
geht das soweit, daß einfach nur eine billige Supermarktstrumpfhose
"umgetütet" wird, um sie dann für einen Horrorpreis an solche zu verhökern,
die so naiv sind, nun zu glauben, ihr Problem sei damit gelöst, nur
weil die neue Verpackung sagt, es sei eine Herrenstrumpfhose.

Leute fallt nicht darauf rein! Das schadet der Sache nämlich mehr als
es nutzt. Eine Feinstrumpfhose bleibt eine Feinstrumpfhose, egal was
auf der Packung steht, oder wollt ihr euch, wenn ihr euch demnächst
in eurer für viel Geld aber dafür ohne schlechtes Gewissen erstandenen
Feinstrumpfhose präsentiert, gleichzeitig ein Schild um den Hals hängen:
"Liebe Leute, ich bin kein Fetsischist etc, das ist nämlich eine Herren-
strumpfhose!" Und damit keiner euren Worten zweifelt, zeigt ihr allen
am besten gleich noch die Verpackung. Das funktioniert nicht!

Ich bezweifel, daß auch nur ein mißtrauischer Zeitgenosse dadurch zu
überzeugen ist, daß nichts dabei ist, wenn Mann Strumpfhose trägt.
Das Gegenteil könnte sogar der Fall sein. Da ist es mit Sicherheit, wenn
man es überhaupt "offiziell" machen will, überzeugender zu sagen: "Mir
ist es egal, ob es nun eine Damen- oder Herrenstrumpfhose ist, ich trag
sie einfach (egal warum!) gern!" Einmal ganz abgesehen davon, daß man
sich dafür sowieso nicht zu rechtfertigen braucht.

In diesem Sinne
Gruß Q
 
Hallo teka!
Ja, das waren noch Zeiten, als auch für mich als zwar langjähriger fan von sh dank vieler aufschlussreicher Beiträge nach langem underground-Dasein das grosse "Aha-Erlebnis" kam. Insbesondere der letzte Beitrag verdeutlicht dies besonders. So war es: Auch ich musste mir dann die Frage stellen "warum zum Teufel soll man für das Tragen von fsh dauernd nach Rechtfertigungen suchen?". Und als ich es dann "einfach tat", ohne Erklärungen abzugeben, und wenn, dann einfach lapidare in der Art "ich trage was mir Spass macht", war alles, was zuvor unerreichbar und schrecklich verfahren erschien, plötzlich kinderleicht.
Gruss. Dolly
 
Zu folgendem Autor hatte ich immer ein etwas gespaltenes Verhältnis, da er häufig seine Namen wechselte (vielleicht weilt er ja immer noch unter uns) und auch seine Persönlichkeit, um viele Dinge provokant aus verschidenen Richtungen zu beschreiben.
Legendär für mich allerdings war der danach immer wiederkehrender Gedankengang:


Seid Ihr denn alle pervers ? Von Sir Lancelot am 28.06.1999, 16:59

Wieder einmal sind es die Strumpfhosenträger unter den Männern, die in den Bereich von Fetischismus und Perversion gerückt werden. Nun ist es natürlich wirklich so, daß der Begriff Perversion all das umfaßt, was von den zur Norm erklärten Verhaltensweisen abweicht (Falken-Lexikon), und damit eventuell auch die männliche Vorliebe für das Strumpfhosentragen. Die Frage ist jedoch: Was ist die Norm und wer hat sie erklärt ?

Der Rückgriff auf die Gesetze bleibt zunächst erfolglos. Denn ein explizites Gesetz gegen Strumpfhosen tragende Männer gibt es nicht. Statt dessen garantiert nicht nur das Grundgesetz die freie Entfaltung der Persönlichkeit, in die nicht nur nach neuester Rechtsprechung selbst die Umwandlung des Geschlechtes eingeschlossen ist. – Eine Strumpfhosennorm wäre geradezu widersinnig !

Warum aber müssen sich Strumpfhosenträger dann in der Öffentlichkeit dennoch fürchten, erkannt zu werden ? – Es kann nur an den allgemeinen Verhaltensweisen liegen. – Ein Mann trägt eben keine Strumpfhosen. Fragt sich wiederum nur, warum.

Da die Norm nicht gesetzt wurde, fällt sie sicherlich in den Bereich der guten Sitten, auf deren Grundlage gegebenenfalls der Zustand eines öffentlichen Ärgernisses abgeleitet werden könnte. So manche alte Waschfrau wird bereits den Untergang des Abendlandes eingeläutet haben, als die ersten Männer in Radlerhosen auftauchten. Wenn Männer nun auch noch Strumpfhosen und Röcke tragen, wäre dies wahrscheinlich gar nicht auszudenken. Da es in der öffentlichen Meinung noch immer als abartig gilt, wenn Männer auf vermeintlich weibliche Kleidungsstücke zurückgreifen, ist die Besorgnis mancher Mutter, daß ihre Kinder gefährdet werden könnten, vielleicht sogar verständlich. Vor allem die Einbindung eines sexuell motivierten Fetisch-Charakters des Strumpfhosentragens mag es nicht gerade leichter machen, die eigentliche Harmlosigkeit jener Vorliebe zu unterstreichen.

Denn hier kommen wir zu einem weiteren Aspekt der unterstellten Perversion, die nicht nur eine Abweichung von der Norm, sondern – gemäß Definition – sogar eine krankhafte Abweichung darstellt (Wahrig). In diesem Sinne wird dem Strumpfhosenträger unterstellt, eine widernatürliche Triebrichtung aufzuweisen, die das, was er tut, von vorneherein als verkehrt erscheinen läßt. Mitunter ist die Argumentation so schlüssig, daß selbst Strumpfhosenträger kaum umhin kommen, sich mit diesem Aspekt auseinanderzusetzen. Gerade hier im Internet trifft man immer wieder auf solche, die besorgt fragen, ob sie denn nun pervers sind oder nicht. Zumindest spricht aus dieser Frage ein gewisser Grad der Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten. Für einen Triebtäter jedoch ist dies m.E. nicht gerade selbstverständlich.

Nunja, wie es auch sei, irgendetwas muß am Strumpfhosentragen dran sein. – Noch immer muß der Träger fürchten, dem Spott der Leute oder Schlimmerem ausgesetzt zu sein, sobald er entdeckt wird oder sich outet. Selbst im eigenen Familienkreis wird es wohl einen jeden erhebliche Überwindung gekostet haben, dem Partner die Vorliebe zu gestehen. Warum, so frage ich mich, sollte man dies tun, wenn nicht ein gewisser (krankhafter) Zwang dahinterstände ? – Es wäre doch weitaus leichter, einfach darauf zu verzichten.

Es mag viele Gründe geben, die ihre Ursache oftmals sicherlich schon in der Kindheit finden. Erstaunlich ist insofern nicht, daß gerade diejenigen betroffen sind, die während ihrer Kindheit häufig mit Strumpfhosen zu tun hatten – sei es im Rahmen feinbestrumpfter Mutterbeine oder durch das eigene Tragen von Strumpfhosen.

So konstatiere ich, daß gerade jene Gruppe von Männern betroffen ist, die ihre Kindheit bis in die frühen 70-er Jahre verlebt hat. Einerseits war dies die Zeit des Minirocks, eine Zeit also, in der Strumpfhosen besondere Betonung fanden und entsprechend prägend für die Wahrnehmung von Kindern, die kaum über den Rock hinausreichten, waren, andererseits aber auch eine Zeit, in der es für Mütter normal war, auch Knaben in Strumpfhosen zu kleiden. In diesem Sinne mag es auf der einen Seite die Geborgenheit bei der Mutter gewesen sein, die unterbewußt eine gewisse Gleichsetzung mit Liebe, Schutz und Sicherheit bewirkt hat, auf der anderen Seite aber auch eine gewisse Normalisierung und Gewöhnung an die Strumpfhose, die das Verlangen danach bewirkte. Ob dies krankhaft oder nur die Sehnsucht nach kindlichem Wohlbefinden in einer immer rauher werdenden Welt ist, das sei dahingestellt. Die eigentlichen Probleme aber liegen m.E. innerhalb des individuellen Sozialisationsprozesses, durch den das unerfahrene Kind in einen kaum lösbaren Zwiespalt gestürzt wird. Es hat gelernt, daß Strumpfhosen Wohlbefinden und (mütterliche) Wärme bedeuten, muß sich als Knabe aber doch davon distanzieren. Vor allem die Abgrenzung von Mädchen während der frühen Schulzeit scheint der Rolle des Strumpfhosen tragenden Jungen entgegenzustehen.

So erinnere ich mich auch heute noch, wie ich mit meinem damals besten Freund täglich darüber geredet habe, wie schön es doch wäre, keine Strumpfhosen mehr tragen zu müssen, und wie froh wir waren, als es endlich soweit wahr. Nicht nur, daß man dem Spott der Klassenkameraden ausgesetzt war, wenn man als Strumpfhosenträger enttarnt wurde (vor allem beim Sport), es konnte auch schonmal etwas handfester zugehen, bis hin zu regelrechten Strumpfhosenprogromen. Und natürlich versuchte jeder, so früh wie möglich auf die Seite der „richtigen“ Jungen zu gelangen (Schließlich trägt Papa ja auch keine Strumpfhosen.). Daß dies nicht selten auch mit familiären Auseinandersetzungen verbunden war, ist selbstverständlich. Und so mögen es weniger die Anfeindungen der Klassenkameraden als die Besorgnis und Enttäuschung der Mutter gewesen sein, die den Jungen in seinen Gewissenskonflikt gestürzt haben. Einerseits mußte er sich dem Strumpfhosentragen entziehen, um nicht total blöd vor seinen Klassenkameraden dazustehen. Andererseits wollte er seine Mutter nicht enttäuschen, indem er ihr dadurch Sorgen bereitete, selbst im kältesten Winter noch ohne geeigneten Schutz auf die Straße zu gehen. Also befreite er sich in der Öffentlichkeit von seiner Last und floh in die Heimlichkeit, von der nun allerdings selbst die Mutter nichts mehr wissen durfte, da der Erfolg ansonsten gefahrgelaufen wäre, ins Gegenteil umgekehrt zu werden. Die Kehrseite der Medaille allerdings war, daß sich im Knaben ob jener Anfeindungen seiner Umwelt, aber auch ob seiner Heimlichkeiten mehr und mehr ein Unrechtsbewußtsein verfestigte, durch das er sich zwar eine gewisse Schuld einräumte, aus der er alleine aber nicht mehr herauskam. Mitunter war es einfach das Fehlen eines Menschen, dem er sich in seiner Seelennot hätte anvertrauen können – mit der Folge, daß er sich versteckte, sich unterbewußt aber doch nach Entlarvung sehnte, um seinem Dilemma zu entkommen.

Mag sich das Tragen von Strumpfhosen erst auf den dunklen Keller beschränkt haben, so waren es später vielleicht ausgedehnte nächtliche Wanderungen in Strumpfhosen, bis vielleicht endlich irgendwann einmal soviel Selbstbewußtsein da war, sich als Strumpfhosenträger zu outen. – Doch diesen Schritt dürften nur die wenigsten vollzogen haben. Hinzu kam nämlich – spätestens mit der Pubertät – eben jene Frage der sexuellen Abartigkeit, die Suche nach der individuellen sexuellen Identität, die auch die Frage eventueller Homosexualität mit sich brachte. „Bin ich pervers ?“ – oder: „Bin ich schwul ?“ – Das sind Fragen, denen sich jeder Strumpfhosenträger schon einmal gegenübergestellt sah. Doch, auch wenn es vorkommen mag, oftmals ist es nicht so. Die Gesellschaft vermittelt es, doch häufig sind es gerade Strumpfhosen tragende Männer, die eine große Abneigung gegenüber gleichgeschlechtlichem Sex zutage treten lassen, da es für sie mehr eine Annäherung an das bzw. die Liebe zum weiblichen Geschlecht als eine Abwendung von der Liebe zu Frauen bedeutet.

Anders verhält es sich vielleicht bei solchen, die schon in ihrer Kindheit persönliche Vorteile darin ausgemacht haben, Strumpfhosen zu tragen – wenn etwa der Schwester mehr Aufmerksamkeit oder mehr mütterliche Liebe zuteil wurde als dem Bruder, so daß eine Gleichsetzung von Anerkennung und Frausein stattfand. Hier mag es das Verlangen nach größerer Zuwendung gewesen sein, das dazu motivierte, vollkommen in die Rolle einer Frau zu schlüpfen. – Aber auch das ist nicht pervers, sondern allenfalls Ausdruck zu geringer Aufmerksamkeit in der Kindheit.

Krankhafte Perversion hingegen ist zweifellos immer damit verbunden, anderen Schaden zufügen oder auf Kosten anderer sexuelle Befriedigung erlangen zu wollen. Das ist bei Strumpfhosenträgern nicht automatisch vorausgesetzt, da bei ihnen in der Regel mehr das Verlangen nach Anerkennung als die Bereitschaft zum Zwang besteht. Insofern ist es nicht unbedingt der sexuelle Charakter und schon gar nicht eine destruktive Grundtendenz, die den Strumpfhosen tragenden Mann treibt, sondern die Suche nach einer Lösung jenes aus der Kindheit herrührenden Zwiespalts zwischen Wohlbefinden und Anerkennung; eine Erklärung übrigens auch dafür, warum sich soviele Männer zutiefst nach einer Frau sehnen, die sie versteht und akzeptiert.

Die Gleichsetzung mit Perversion mag einerseits aus einem gewissen Unverständnis für solche Männer, andererseits aber auch sicherlich aus Übertragungseffekten herrühren. – Natürlich gibt es auch Strumpfhosen tragende Männer, die pervers sind. Und werden sie entlarvt, so liegt die Verbindung von Perversion und Anormalität im Sinne dessen, was nicht alltäglich ist, nahe („Solche Leute müssen ja verrückt sein...“). – Kaum jemand wird sich in einer solchen Situation noch verdeutlichen, daß es nicht das Tragen der Strumpfhose, sondern alleine das Tun, das damit in Verbindung gebracht wird, ist, das zu der vorgefaßten Meinung geführt hat. Zu allen Zeiten gab es das. Und das beste Beispiel sind die Hexenverfolgungen im Mittelalter...

Aber ich möchte nicht sagen, daß Strumpfhosen tragende Männer grundsätzlich verfolgt werden. Noch immer haben sie sich bestimmten Klischees und teilweise sogar Verfolgungen zu stellen. Doch einerseits wird die Zahl toleranter Menschen immer größer und andererseits sind wir eben glücklicherweise wirklich bereits so weit, daß das harmlose Tragen einer Strumpfhose auch in der Öffentlichkeit durch per Grundgesetz gedeckt ist. Selbst die Herbeizitierung eines öffentlichen Ärgernisses dürfte heute nur noch geringen Erfolg auf Zulassung als Klage haben, es sei denn, es werden öffentlich sexuelle Handlungen praktiziert, was durch das bloße Tragen einer Strumpfhose wohl kaum unterstellt werden kann. Wenn selbst unverhohlene Nacktheit in öffentlichen Gärten mittlerweile ohne weiteres toleriert wird, was, so frage ich mich, soll an Männern in Strumpfhosen jugendgefährdend oder sonstwie sittenwidrig sein ?

Im Grunde ist eine Radlerhose nichts anderes als eine Strumpfhose ohne Fuß. An Radler und Jogger hat man sich gewöhnt, warum nicht auch an ganz normale Fußgänger ? Werden dort praktische Aspekte wie eine gute Aerodynamik betont, so müßte es doch – abgesehen vom Wärmeeffekt, wie er im Winter zutage tritt – schon Argument genug sein, daß Strumpfhosen weitaus bequemer als Jeans und dazu noch schöner anzuschauen sind.

Nun gut, über Geschmack läßt sich streiten. Doch dürften die Vorbehalte, mit denen wir es hier zu tun haben, in erster Linie eine Frage des Zeitgeistes und der Mode sein. Daß es einmal anders war, das wissen wir nicht nur aus der Zeit des Mittelalters, in dem Strumpfhosen das normale Männer-Outfit darstellten. Und daß sich die Mode auch in Zukunft noch wandelt, ist ebenso gewiß. Vielleicht haben wir einfach nur Pech, in der falschen Zeit zu leben. Auf jeden Fall aber scheint es mir doch eine recht stupide Geisteshaltung zu sein, Männer, die gerne Strumpfhosen tragen, unbesehen mit irgendwelchen Perversen in Verbindung zu bringen.

Schämen sollte sich eigentlich nur derjenige, der das tut !!!
 
@teka
wenn ich mir , mußte dies mehr mals tun , deinen bericht so durch lesen erkenne ich mich in vielen punkten wieder.gerade die stelle woher es kommt is interessant und trifft auf mich im vollen umfang zu.
1.Trug meine mutter generell SH.doch ich hatte nicht all zu viel von ihr da sie von morgens bis abends im ladens stand.
2.war es gang und gebe das ich , zu mindest im winter und beim ski fahren , SH trug.sicher waren diese nicht die schönen dünnen meiner mutter.
außerdem kann ich mich noch schwach entsinnen das es gerade in meiner grundschulzeit modern war für mädels einen rock und sh zu tragen.

Doch nun möchte ich gleich mal eine andere frage in den raum stellen.Für mich trifft es ja zu das die leidenschaft aus der kindheit kommt.doch wenn es allen so geht,müssen wir dann nicht angst vor der zukunft haben?wer trägt unser erbe weiter?schon in meiner oberschulzeit gerieten die sh aus der mode.und dies hat sich nicht wirklich seit dem geändert.soll dies wirklich bedeuten das wars mit diesem schönen seidigen stoff?wird das nackte bein bald salon fähig?ist es das nicht schon?was werden unsere kinder und kindes kinder tragen?ich muß sagen bei diesen fragen kommen mir persönlich die tränen,denn es is doch ein wirklich schöner stoff.könnte es vielleicht sogar soweit gehen das es irgend wann der oberklasse vorbehalten bleibt sh zu tragen weil viele sh fabrikendicht machenmüssen?stichwort mangelnde umsätze?
will hier jedoch keine schwarzmalerei betreiben,denn noch gibt es uns. ;)
zusätzlich gibt es ja auch noch ein paar frauen die auch sh tragen.also genießt die zeit wer weiß wie lange noch.
in diesem sinne
euer ralf
 
Ich möchte es nicht so schwarz sehen wie Ralf33, denn unbeschadet gewisser Trends wird es immer Frauen geben, die genau wissen, dass sie in Strumpfhosen, oder auch Strümpfen um vieles erotischer wirken als "ohne". Und keine Frage, sobald erst wieder irgend eine Promifrau in Strumpfhosen auftaucht, werden es ihre ganze Heerscharen von Frauen, die vorrübergehend ihre Strumpfhosen in der untersten Schublade haben, gleichtun wollen. Erst gestern war in der illustrierten Wochenendbeilage einer österreichischen Tageszeitung wieder ein Artikel über ein comeback der 60er - Jahre Mode, und was sah man da? Mini und Strumpfhose. Also nicht den Mut verlieren. Und noch etwas Ralf: teka hat in seinem Bericht das Problem des "öffentlichen Ärgernisses " angeschnitten. Ich erinner mich doch, wie wir drei, Du, meine Frau und ich in Celle über diesen Punkt diskutierten. Ich meinte, so wie auch der von teka zitierte "Sir Lancelot", dass so etwas wohl kaum in der Judikatur "greifen" könne, worauf Du mir entgegnetest, Du hättest eine Kopie eines Gerichtsurteiles, wo einer bloss wegen Strumpfhosentragens von einem bayrischen Amtsgericht zu 500,--DM verdonnert wurde. Kannst Du nicht mal daraus etwas zitieren, das wäre nämlich schon sehr interessant. Zumindest würde es meinem Adrenalinspiegel guttun ;) .
Gruss. Dolly
 
Ich war über die Ostern in Südfrankreich, unter anderem auch in Monaco. Dort liefen viele gutaussehende Frauen in Miniröcken und "Strumpfhosen " herum, obwohl es warm war. Wie man sah, waren die alle aus der gehobenen Klasse. Dort gehört anscheinend das Tragen von Strumpfhosen zur Etikette.
 
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