In Strumpfhosen auf Kreuzfahrt

Das Schiff fährt jetzt in die falsche Richtung. Mir ging’s um „normale“ Kreuzfahrt, kein Fetisch, kein FKK und nichts für Rocker oder andere Gruppen. Also auch keine, wo es nur Männer in Strumpfhosen mit ihrem Anhang gibt.
 
"Normale" Kreuzfahrten gibt es auf dem Bodensee nicht, dazu ist er einfach zu klein.
 
Im November werde ich meine erste Kreuzfahrt mit der MeinSchiff machen. Zwar wird es sich aufgrund des Reisezeitraums um blickdichte Strumpfhosen handeln, jedoch sind diese in meine Outfits mit eingeplant.
Sobald ich Erfahrungswerte habe, werde ich berichten
 
In der Threaderöffnung wird ja konkret nach Kreuzfahrten oder Cluburlauben gefragt, sprich wo man auf einen fest umrissenen Raum dicht mit vielen Menschen zusammen ist, man mehr oder minder nicht „flüchten“ kann und soziale Kontakte von den Betreibern, gerade durch die Animation gefördert, erwünscht sind.

Aber es geht in meinen Augen in der Sache Mann in Strumpfhosen wie immer weiter: Männer berichten überwiegend von positiven Kommentaren bei den ersten Auftritten in Strumpfhosen und das war es eigentlich schon.
Nebenbei bemerkt, es besteht die Möglichkeit, dass diese "positiven" Kommentare auch mehr Verlegenheitskommentare waren, schnell was sagen, damit der Strumpfhosenträger zufrieden ist und einen in Ruhe lässt - und dann nichts wie weg, mit solchen Leuten möchte man eigentlich nichts zu tun haben, was obendrein auf einem Kreuzfahrschiff oder einer abgelegenen Clubanlage ziemlich schwierig ist.

Ferner bekommen die Leute, die sich angeblich face-to-face gegenüber dem Mann in Strumpfhosen positiv geäußert haben, auch direkt oder indirekt die ganzen negativen Kommentare mit (die der Mann in Strumpfhosen nicht hören kann oder will) und es stellt sich die Frage, ob sie weiterhin bei der positiven Aussage bleiben, falls sie überhaupt ehrlich waren.

Oder haben sich die Leute darum gerissen, beim Essen am gleichem Tisch zu sitzen oder war man danach mehr oder minder alleine, falls es nicht einen fest zugeteilte Tische/Tischnachbarn gab?
War man an einer Bar ein gefragter Gesprächspartner oder hatte man den Ruf weg, hier sind ein paar Schrauben locker, so dass der Platz rechts und links an der einer Bar mehr oder minder frei war? Fotos alleine auf einem Kabinengang oder an einer Reling eines Schiffes in Strumpfhosen sind ja nicht der schlagende Beweis.

Kann man nach so einem Urlaub sagen, wir haben eine tolle Zeit in einer netten Clique verbracht, oder weiß man bald gar nicht den Namen der Leute, mit denen man vielleicht am Animationsprogramm teilgenommen haben?


Na gut, bleiben wir bei den Schilderungen. Wie ging es weiter?

Männer, die die so ein Outfit toll fanden, haben sich bei der nächstbesten Gelegenheit mit Strumpfhosen einegedeckt und sie dann ebenfalls in der Öffentlichkeit präsentiert?
Frauen, die sich am Anblick eines Mannes in Strumpfhosen mit positiven Kommentaren erfreut haben, haben ihren Männern dann ihre eigenen Strumpfhosen aufgenötigt oder wenn nichts Passendes vorhanden war, ebenfalls die nächstbeste Gelegenheit genutzt, um Strumpfhosen für ihren Mann zu besorgen, damit er sie anzieht und der Öffentlichkeit vorführt?

Mindestens einmal im Jahr machen wir einen Cluburlaub, bei einem Termin auf Gran Canaria trifft sich jedes Jahr eine bunte Clique aus mehreren Ländern und auch so stehen wir über das Jahr per WhatsApp in Kontakt. Wir freuen uns das ganze Jahr auf das Wiedersehen. Ich möchte es gar nicht darauf anlegen nun mich in Strumpfhosen ostentativ zu präsentieren, um eventuell aus dieser Gruppe hinauskatapultiert zu werden (und meine Frau in „Sippenhaft“ genommen wird), nur damit mein kleidungstechnisches Ego befriedigt wird.
Da setze ich andere Prioritäten, denn ist der Ruf ruiniert, gibt es dort keine zweite Chance, zumal der Urlaub viel zu kurz ist, um Möglichkeiten und Stimmungen auszuloten bzw. wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, das alles wieder gerade zu biegen.

Es ist schon einige Zeit her, dass in dem besagten Club auf Gran Canaria einmal ein männlicher Gast fast jeden Abend mit Wildlederstiefeln rumlieft, zwar flacher Absatz, aber der Schaft leicht über dem Knie endend, egal ob zur kurzen Hose oder über eine lange Hose angezogen. Irgendwie war er schnell bekannt wie ein bunter Hund, Neuankömmlinge schüttelten hinter seinem Rücken den Kopf oder machten den Scheibenwischer, die anderen hatten sich an den Anblick gewöhnt, ihre Einstellung aber nicht geändert, dafür wurde weiterhin hinter seinem Rücken weiter ausgiebig gelästert. So etwas möchte ich meiner Frau und mir nicht antun.


Nicht jeder hat das Glück, wie Krabat Wanderungen im Freundeskreis in Strumpfhosen zu unternehmen zu können, dazu bedarf es in meinen Augen ein langer Aufbau einer Vertrauensbasis, und ich finde dazu ist ein Urlaub zu kurz, so dass, wenn man unbedingt sich in Strumpfhosen zeigen möchte, sich dabei in eine soziale Isolation begibt. Das mag den einen oder anderen nicht stören, vielleicht weil er es auch von zu Hause nicht anders kennt, mein Ding ist es nicht.
 
Danke für deine Artikel und die Schilderung der Erlebnisse und vor allem deiner Gedanken. Ich finde es sehr gut, dass du dein Ego nicht über die Gefühle deiner Frau stellst. Einerseits vermisse ich genau das bei vielen, die hier im Forum schreiben. Leider. Andererseits denke ich bei ganz vielen „Praxisberichten“, dass es eigentlich mit Männern in Strumpfhosen genauso ist, wie bei dem Mann in Wildlederstiefeln. Eben so, wie du es auch vermutest. Schnell etwas Höfliches sagen und danach ist eh nicht mehr klar, was passiert. Vielleicht doch das grosse Kopfschütteln hinter dem Rücken. Vielen Dank, Placebo.
 
Ich will hier nicht den Rahmen sprengen, aber es gibt auch wirklich viele ( vor allem) Frauen die nach Komplimenten auch Gespräche mit mir/uns (!) führen, weil sie das interessant finden und wissen wollen was dahinter steckt usw. , gerade im Urlaub wo man sich öfters über den Weg läuft oder mit " fremden " an einem Tisch sitzt, kommt dann sowas wie " ... sie sind mir letztens schon aufgefallen ..."
Ich war zwar noch nie auf eine Reise mit ship (okay als kind mit Eltern von Tulcea bis Sfântu Gheorghe oder Sulina (Delta danube to black Sea) , nicht mein Ding, ich bin eher Nachtmensch in City, aber Komplimente von Frauen habe ich oft. Und manchmal auch von Männern, dann aber eher so relaxed "wow, deine outfit". Tage- oder Wochen auf einem ship mit immer die selben Leute das kann ich nicht.
Ich trage auch nicht dauernd, sondern nur wenn mir Spass macht. Aber auch so wie Du mache ich mir keine troubles fur etwas was ich gerne mache. Und ob es andere nicht liken, ist mir egal. Auch ich find nicht alle Leute cool. Aber schon das es auf der Welt auch frei denkende Menschen gibt, was denken was will ich von mir, nicht: was wollen andere von mir.
 
Danke für deine Artikel und die Schilderung der Erlebnisse und vor allem deiner Gedanken. Ich finde es sehr gut, dass du dein Ego nicht über die Gefühle deiner Frau stellst. Einerseits vermisse ich genau das bei vielen, die hier im Forum schreiben. Leider.
Das ist ganz sicher ein sehr wichtiger Punkt. Für mich persönlich steht er auch ganz oben.

Den Kampf zwischen dem Engelchen (Gefühle meines Lieblingsmenschen) und dem Teufelchen (ich möchte doch…) kennen vermutlich sehr viele. Irgendwie sehe ich bei @Placebo s Texten ein bißchen diesen Kampf: Die Texte sind recht lang, was ein Zeichen für die Intensität dieser Auseinandersetzung sein könnte. Schön, dass es nicht nur mir so geht ;-).

Andererseits denke ich bei ganz vielen „Praxisberichten“, dass es eigentlich mit Männern in Strumpfhosen genauso ist, wie bei dem Mann in Wildlederstiefeln. Eben so, wie du es auch vermutest. Schnell etwas Höfliches sagen und danach ist eh nicht mehr klar, was passiert. Vielleicht doch das grosse Kopfschütteln hinter dem Rücken. Vielen Dank, Placebo.
Mir ist mal soetwas ähnliches passiert. Nicht in FSH, aber fast: Berufliches Umfeld: weißes Hemd, dunkler Pulli, graues Jacket, aber mit Superskinny-Wax-Jeans und DocMartens-Boots. Bei einer sehr männerlastigen, beruflichen Veranstaltung, bei der ich fast alle Teilnehmer recht lange kannte, haben mir eine ganze Reihe der Männer auf die Beine geschaut. Den Look hatte ich in dem Kontext vorher noch nicht getragen. Keiner hat etwas gesagt. Aber viele waren irritiert und haben geschaut. Wie auch immer… In meinem Anfall von „Auffallen wollen“ (hat ja doch Spaß gemacht ;-) ), habe ich eine langjährige Bekannte, die auch dabei war und mit der ich mich sehr gut verstehe, gefragt, ob mein Look wohl zu schwul sei; es würden mir so viele auf den Hintern schauen. Die Antwort wirkte auf mich authentisch: "Nee, Du kannst das ja tragen! Die sind nur neidisch.“ (Tatsächlich denke ich, dass ich das sehr gut tragen kann, aber der Anlass war halt grenzwertig.)

Als ich das daheim berichtete, inkl. des Lobs, kam die ernüchternde Antwort: „Was hätte sie denn sonst sagen sollen?"

Das trifft es halt: Nur echte Freunde werden da ehrlich antworten. Bei allen anderen wird man es nicht erfahren.
 
Als ich das daheim berichtete, inkl. des Lobs, kam die ernüchternde Antwort: „Was hätte sie denn sonst sagen sollen?"
Für mich ist das eine wichtige Aussage, weil ich oft den Eindruck habe, dass manche Berichte nur den Zweck haben, sich selber hervorheben. Lobeshymnen auf das eigene Outfit, und das war es dann. Alles andere wird gerne verdrängt, weil ja dann der eigenen Glanz verblassen könnte.

Nur echte Freunde werden da ehrlich antworten. Bei allen anderen wird man es nicht erfahren.
Auch hier kann ich Dir nur zustimmen, egal, ob sie es durch meine Ex-Frau wissen oder von mir selbst, da ich keine Geheimnisse vor echten Freunden haben möchte.
Das bedeutet aber nicht, daß ich diesem Freundeskreis zu meinem Vergnügen den Anblick in Feinstrumpfwaren aufdränge, sondern das sie (fast) alles von mir wissen, was ich als wichtig betrachte.
Dann ist es für sie auch kein "Schock" falls zum Beispiel unbeabsichtigt das Taillegummi ein wenig aus der Hose hervorschaut und es gibt nur den dezenten Hinweis, den Sitz der Kleidung zu überprüfen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Irgendwie sehe ich bei Placebos Texten ein bißchen diesen Kampf: Die Texte sind recht lang, was ein Zeichen für die Intensität dieser Auseinandersetzung sein könnte. Schön, dass es nicht nur mir so geht.

Da muss ich Dir leider widersprechen:
Ich ziehe Feinstrumpfwaren an, weil ich sie tragen und spüren möchte, aber nicht um die zu zeigen.

Bei meiner Frau gibt es eine unausgesproche Übereinkunft:
Zu Hause darf ich alles tragen, was ich möchte.
Das ruft bei ihr keine Begeisterungsstürme hervor, die man hier manchmal im Forum nachlesen kann, aber auch überhaupt keine Ablehnung und ich brauche mich als Fetischist nicht vor ihr verstecken. Im Gegenteil, sie unterstützt mich dabei, wobei es ein großer Vorteil ist, dass unsere Konfektions- und Schuhgrößen ziemlich identisch sind.

Aber wie gesagt, zu Hause, außer Haus gibt es nur wenige Ausnahmen. Da sind die Feinstrumpfwaren unter der langen Hose versteckt.
Ich vermisse dabei nichts, mehr brauche ich nicht, und ich möchte weder meinem Spiegelbild und vor allem nicht meiner Umwelt zeigen, was alles in Sachen Kleidung als Mann möglich ist.

Damit kann ich leider mit
einem Anfall von „Auffallen wollen“
nicht dienen, auch wenn meine Texte gerne länger sind.
 
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