bei mir gab es unterschiedlichen reaktionen von leuten wenn ich in früheren zeiten mit rock oder kleid auf der straße ging.
ich war immer - zumindest bei genauerem hinsehen als mann erkennbar. mein erscheinungsbild war z.B. hochgesteckte lange lockige haare, meine dichten zugewachsenen augenbrauen, mein markantes kinn, meine großen hände, keine schminke. 1.82 groß. schlank. normales bis kräftige schultern. (das bild nebenan ist meine frau)
Ein einfaches kleid oder rock, knielang, oder kürzer, selten länger. einfaches, manchmal seidiges t-shirt oder pullover, manchmal auch jacke, keine künstlichen brüste oder ähnliches, darunter gerne miederkorsett und -hose, blickdichte strumpfhosen, darüber strümpfe, meist hautfarben oder in brauntönen, meist leicht glänzend, einfache normale halbschuhe oder halbhohe schuhe, manchmal spitzzulaufende schuhe ohne absatz
die reaktionen der menschen reichten von "nichts sagen" (die meisten) über "Kopfschütteln" bis zur "positiven zustimmung" und auch "überraschung und näheres hinschauen" (jeweils nur einige wenige)
für mich war im alltag auf der straße aber viel wichtiger zu beobachten wie ich mich fühle, ob ich mich so wie ich mich anzog, wirklich wohl fühle und nicht so sehr die reaktionen der leute zu beobachten und mich davon beeinflussen zu lassen.
(meiner kulturellen angst bin ich begegnet indem ich oft mit freunden "im fummel" unterwegs war - oft auch mit ganz "normalen" freunden)
das eigene befinden war dann auch letztendlich der schlüssel für mich in meinen umgang mit dem was ich "draussen" anzog und wie ich zukünftig meinen habitus zwischen den grenzen der geschlechtern über viele jahre gestaltet hab: wenn ich mich in meinem habitus wohl (und sicher) fühlte und natürlich bewegen konnte, dann spielte in der anonymen öffentlichkeit der stadt es gar keine rolle, was ich anhatte oder welche frisur ich trug.
anders an orten, wo eine näherer kontakt zu anderen menschen entstehen sollte. dort war ich - zumindest dann wenn ich als mann ein kleid und nylons trug, eine besondere figur. für manche interesant, für manche irritierend, den wenigsten egal. da war ich halt eine eigene persönlichkeit. (dazu gehört natürlich ein wenig mehr als ein kleid und nylon.)
heute ist es mir nicht mehr so wichtig kleider und röcke oder nylon öffentlich zu tragen. meine persönlichkeit, meine androgynität, meine männlichkeit und weiblichkeit ist gewachsen und tiefer eingeschrieben, als es jede kleidung ausdrücken kann.
strumpfhosen trage ich zumeist wenn mir kalt an den beinen wird und einen rock trage ich gerne wenn es heiß ist. es fühlt sich noch immer gut an, ist aber nicht mehr so wichtig.
ich wünsch dir viel genuss beim tragen deiner röcke. ich glaube das es heute nicht mehr so viele menschen irritiert, wenn männer röcke tragen. vor einigen monaten hab ich in der schülerzeitung meiner tochter einen artikel gelesen, in welchen zwei 14jährige jungs unter dem motto: "warum eigentlich nicht" fragten, warum männer keine röcke tragen sollten. sie fanden viele schöne begründungen und haben den artikel historisch aufgezogen. die zwei jungs haben dann auch auf dem schulhof die schülerzeitung verkauft und dabei röcke getragen. mein eindruck ist, sie geniesen den respekt aller mädels und jungs an der schule. (okay es is eine montessourieschule mit kinder aus bildungsnahen schichten, aber trotzdem)
mir hat geholfen meinen freunden meinen fetisch, tick oder wie immer du es nennen willst nicht zu verschweigen. sie haben mir geholfen mich auszuprobieren. nur so habe ich den reichtum und das glück gefunden, den mein "fetischismus" ausmacht und zugleich meinen inneren frieden und meine versöhnung damit.