Nach meinem Kenntnisstand steht die "Übereinstimmungstheorie" (mit oder ohne Checkliste) in krassem Widerspruch zu den von Mutter Natur vorgesehenen optimalen Liebesbeziehungen, die ja im Ergebnis ursprünglich die möglichst erfolgreiche Fortpflanzung zum Ziel haben sollten. Wenn auch heutzutage nicht mehr jeder Akt zur Arterhaltung beiträgt (sehr zum Leidwesen der katholishcen Kirche), so sind die grundsätzlichen Mechanismen doch nach wie vor dieselben geblieben.
Erstrebenswert ist eine größtmögliche Unterschiedlichkeit im Bauplan (Gensatz), weil dadurch defekte Bauteile im Plan des einen durch korrekte Teile im Plan des anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der Nachkommenschaft ausgeglichen werden können. Aus diesen Gründen führen Heiraten innerhalb immer den gleichen Familien (wie in den Adelshäusern Europas lange üblich) zu zwar angeblich edelblütigen aber oftmals degenerierten Wesen (Bluter sind, wenn ich mich recht erinnere, ein gutes Beispiel dafür). Ebenso ist aus diesen Gründen Inzest keine wünschenswerte Fortpflanzungsvariante.
Eine von der Natur präferierte Partnerwahl benötigt deshalb keine großen Übereinstimmungen, sondern vor allem einen Chemiecocktail (insbesondere aus Düften), der den Willen des genetisch möglichst perfekt passenden (weil hochgradig abweichenden) Gegenübers effektiv ausschaltet und dessen Hormone umgehend in heftige Wallung versetzt. Dies ist die berühmte stimmende Chemie, die uns vollkommen unbewusst zielgenau den (genetisch) passenden Partner regelrecht erschnuppern lässt.
Im Ergebnis: da die Entstehung von Liebesgefühlen weniger von rationalen Überlegungen wie Übereinstimmungsfragen gesteuert ist als vielmehr von chemischen Prozessen in unseren Körpern (auch wénn das nicht sehr romantisch klingt), halte ich es durchaus für sinnvoll, darüber nachzudenken, ob Übereinstimmungen wirklich so notwendig sind. Tatsächlich finden sich nach meinen Beobachtungen gerade unter Partnerschaften, die sehr lange halten, etliche, bei denen es reichlich unterschiedliche Interessen der Beteiligten gibt. Vielleicht ist so etwas auch der Beziehung förderlich, weil es dann erheblich leichter fällt, dem Partner Freiräume in seinem Interessenbereich einzuräumen. Und Freiräume für beide Partner halte ich persönlich für eine unabdingbare Voraussetzung für langjährige Beziehungen.
Fehler im Detail und grobe Vereinfachungen bei den obigen Ausführungen bitte ich mir nachzusehen, immerhin bin ich allenfalls ein - wenn auch interessierter - Pseudowissenschaftler.
Dem lieben Volksmund wird ja oft nachgesagt, tiefe Kenntnis von Dingen zu besitzen, denen wir erst in neuerer Zeit auch wissenschaftlich allmählich auf die Schliche kommen. Vielleicht hat er dann wieder einmal Recht mit der Behauptung: Gegensätze ziehen sich an ...
Gruß
Morx