Beobachtungen: Strumpfhose im Alltag - einst und jetzt

Gestern habe ich auch keine FSH-Frauen unterwegs gesehen. Aber gehört: auf der Rückfahrt im Bus M49 saßen 3 junge Frauen 2 Sitze hinter mir und quatschten:
"Ich habe eine Strumpfhose drunter an" "Ich auch, obwohl es heute wärmer ist". Für alle im Bus deutlich zu vernehmen. Dann weiter im Text mit anderem Thema.
 
Hallo Beimbarte,

also für jemanden, der Mitte der 1970er-Jahre geboren ist, hast Du für dieses Jahrzehnt eine gute Erinnerungsgabe.
Für mich war es das Jahrzehnt der weiterführenden Schule.

Die ganzen 9 Jahre waren geprägt davon, dass in der weiblichen Welt die Jeans mehr als dominierte. Das nicht nur in meiner Klasse, sondern in der ganzen Schule, im Konfirmandenkreis, im Sportverein, auf Feten, in der Eishalle, im öffentlichen Nahverkehr und so weiter.

Ich denke, mein Stumpfhosenscan war schon vor 40,50 Jahren ziemlich ausgeprägt, aber nicht ausgelastet.

Bevor die Frage kommt, wie der Strumpfhosenscan überhaupt funktionieren konnte bei all den Jeans, nun es gab im Sommer auch Sandalen oder sonstige Schuhe mit offenen Fußrücken, und die zehenfreie Strumpfhose war noch nicht erfunden. Obendrein gab es genug Gelegenheiten, wo das Schuhwerk gewechselt wurde. Ebenso wie die Hüftstrumpfhose, so dass man beim Vorbeugen kein Taillengummi erkennen konnte und es im Umkehrschluss bedeutete, keine Strumpfhose. Dann gab es so rund 1975-1977 die Mode, seine Stiefelschäfte zu zeigen, aber nicht dadurch, dass man die Hose in die Stiefel stopfte, sondern die Hose bis über den Stiefelrand hochkrempelte, und gerade beim Sitzen, insbesondere im Bus, war nur nackte Haut in dem Fenster über dem Stiefelrand zu erkennen.



1974 machte ich erstmalig Bekanntschaft mit der Aussage, der Geburtstag der Oma wäre der Grund für Rock und Feinstrumpfhose.

Auch die ganzen Mitkonfirmandinnen, die ich an dem Tag im Jahr 1975 zum ersten Mal in Feinstrumpfwaren gesehen hatten, hatten wohl nicht dabei den zündenden Effekt wie bei einem männlichen Fetischisten, so etwas muss ich nun in meine Alltagskleidung integrieren und nun ständig anziehen, denn danach ging es wieder zur Tagesordnung über.

Nie werde ich vergessen, als ich 1976 später auf dem Schulhof ein Mädchen aus unserer Clique, aber nicht aus meiner Klasse sah, und als sie mich erblickte, sie sich mit Rock und Feinstrumpfhose hinter einer Freundin versteckte. Eigentlich witzlos, und bevor ich nach dem Sinneswandel fragte, musst mal wieder der Geburtstag der Oma herhalten. Ob die Oma kurz daraufhin verstorben ist, entzieht sich meiner Kenntnis, jedenfalls habe ich sie so nie wiedergesehen.

Die erste Freundin mit der es 1976 den auch zu körperlichem Kontakt jenseits von Küsschen und Händchenhalten, aber nicht zum Austausch von Körperflüssigkeiten kam, trug mir zuliebe dabei einen Rock (uninteressant), aber auch eine Feinstrumpfhose dazu (ganz was anderes), Herkunft Mutter. Aber nur zu diesen Gelegenheiten. Das eine Mal,wo sie mit zuliebe im Rock und Feinstrumpfhose unterwegs war bleibt mir als Slalom zwischen Hauseingängen, Mülltonnen und Bäumen in Erinnerung, bloß nicht gesehen werden.

Mein Tanzstundenflamme 1977 war zwar immer „ordentlich" in Rock und Feinstrumpfhose erschienen, aber als ich sie vorsichtig auf ihre Strumpfhosen ansprach, war die einfache Antwort, sie leihe diese bei ihrer Mutter aus, sie bräuchte nur für die Tanzstunde keine eigenen.

Die Mutter meiner Freundin, der ich 1979 als Erste meine Leidenschaft offen „beichtete", wunderte sich über das massenhafte Schmelzen ihrer eigenen Vorräte.

Die Frau, die ich im Studium 1981 kennengelernt habe und wir später zusammengezogen sind, hatte nach meinen „Geständnis" mir gesagt, dass sie seit ihrer Konfirmation keine Feinstrumpfhose angezogen habe, bei ersten Mal "für mich" hat sie bei ihrer Mutter zugegriffen.


Ich möchte nicht leugnen, dass eine Mitschülerin gab, die man nicht gerade als Schönheit bezeichnen konnte, aber die sehr häufig eine Feinstrumpfhose trug, sei es zum Rock oder vor allem zu einer Stoffhose, oft kombiniert mit einer Miederhose. Möglich ist, dass sie von einer steilen Karriere im Businessoutfit träumte und fing gleich schon an zu trainieren, zumal sie von den Schulnoten her auch zur Spitzengruppe in der Klasse gehörte. Vermutlich durch diese beiden Unterscheidungen war sie aber in der Klasse nicht beliebt.
Als ich sie nach 25 Jahren auf einem Klassentreffen wiedertraf, ist von ihrem damaligen Outfit nicht viel übriggeblieben, sie hatte sich an diesem Abend der absoluten Mehrheit angepasst.

Wenn Du meinst, meine Beispiele sein ernüchternd, kann ich nur entgegnen, das sind meine Erfahrungen und Beobachtungen aus dieser Zeit, ganz ohne rosarote Fetischbrille. Wer damals nicht für Feinstrumpfwaren zu begeistern war, der hat auch nicht im Laufe der Zeit die Feinstrumpfhose in seine Alltagskleidung integriert, sondern eher diese Abneigung an seinen Nachwuchs weitergegeben.

Sicher kann man meine Erfahrungen als nicht repräsentative Einzelschicksale, vielleicht regional begrenzt, abwatschen, aber anderseits wird hier im Forum gejubelt, wenn eine Frau in erkennbaren Feinstrumpfhosen gesichtet wurde und als neuer Zeitgeist verstanden wird, Die Talsohle ist überwunden. Dabei ist überhaupt nicht klar, wie der Alltag bei so einer gesichteten Frau zu Hause aussieht, zum Beispiel ob die Feinstrumpfhose auch zu Hause getragen wird und ob sie nach dem Einsatz wieder in der hintersten Ecke der Schublade oder gar unersetzt im Müll landet.

Auch finde ich es schade, dass meine Texte als zu ungenau und oberflächlich angesehen werden und nicht den Kern deines Threads treffen, umgekehrt wo die Antwort nach „Hotspots", bei denen Feinstrumpfhosen zur Alltagskleidung gehören, „im Osten" lautet, das wird ohne Kritik hingenommen. Der Osten beginnt aus der Sicht eines Niederländers oder Belgiers bereits in ganz Deutschland und endet irgendwo in China, also Orte, wo sich scheinbar sehr viele User des Forums sich regelmäßig tummeln und den völligen Einblick in die Alltagskleidung (fernab vom Beruf der begutachteten Frauen) haben. Auch in 3 Jahren kann sich ein Kleidunsstil aus unserer Sicht zum Negativen wenden.

Gruß
Placebo
 
also für jemanden, der Mitte der 1970er-Jahre geboren ist, hast Du für dieses Jahrzehnt eine gute Erinnerungsgabe.
Für mich war es das Jahrzehnt der weiterführenden Schule.


Auch finde ich es schade, dass meine Texte als zu ungenau und oberflächlich angesehen werden und nicht den Kern deines Threads treffen, umgekehrt wo die Antwort nach „Hotspots", bei denen Feinstrumpfhosen zur Alltagskleidung gehören, „im Osten" lautet, das wird ohne Kritik hingenommen.

Ich kann in meinen Beiträgen weder sehen, dass ich darin behaupte, mich an die 70er-Jahre zu erinnern noch, dass ich mit einem Wort behaupte, du hättest nicht den Kern des Threads getroffen.
Im Gegenteil: Ich habe mich erstens höflich bedankt und zweitens geschrieben, dass ich deine Antwort zu schätzen weiß.

Zu meiner Nicht-Antwort auf die Osten-Beiträge: Keine Antwort ist auch eine Antwort. Und dass sich innerhalb von drei (oder mittlerweile sogar fast vier Jahren) modisch etwas ändern kann: Ja, das stimmt. Hoffentlich nicht.

Also, lieber Placebo, sei noch einmal bedankt für deine erneut ausführliche Antwort. Aber dass ich nicht in allem deiner Meinung bin, wirst du mir doch erlauben?
 
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