Kauft Ihr Eurem Partner Strumpfhosen

Ich denke letztendlich ist es völlig zweitrangig was man verschenkt.

Ich versuche halt, besonders bei meiner Liebsten, immer darauf zu achten, dass das Geschenk nicht mit "praktisch" oder "nützlich" bewertet werden kann. Oder etwas verschenkt wird, dass eh zum täglichen Leben gehört. Wie zum Beispiel, Schatz ich habe dir ein Toast mit Grillfunktion mit gebracht, den hattest du dir ja schon lange gewünscht und meine Leibe denken könnte, au ja ein Toaster, unser alter ist gerade gestern verreckt, wie praktisch.

Nein es müsste schon etwas Unerwartendes sein. Klar, wenn in einer Partnerschaft, solche Sachen wie Strumpfhosen oder Wäsche, oder gar Druckkochtöpfe und Flexscheiben, in die Überrachungsliste eingeordnet werden. Dann hat das Geschenk doch seinen Zweck erfüllt.

In meiner Beziehung hat sich gezeigt, es sind meistens die kleinen wertlosen Dinge, die große Beachtung finden.

Für meine Frau sind z. B. Überraschungseier, ein reines Glücksgeschenk und sie schenkt mir dafür die Gewissheit, dass auch sie, das kleine Kind in uns noch nicht verloren hat . . .
 
Exkurs: Filosofensofa

ganz kurz was zum Konstruktivismus, damit wir sicher gehen, dass wir beide @ leverkühn das gleiche meinen:

Der Konstruktivismus geht davon aus, dass Objektivität im strengeren Sinne nicht existiert – es
gibt keine allgemein verbindliche Wirklichkeit. Wir können uns unserer eigenen Wahrnehmung
und Bewertung nie vollkommen sicher sein.

Das Denkmodell geht von zwei Wirklichkeitsebenen aus - Wirklichkeiten erster und zweiter Ordnung:
(in meinem Beispiel stand statt Strumpfhose "Blumenstrauß" aber ich hab das mal deiner Anregung folgend entsprechend geändert.)

• Die Wirklichkeit 1. Ordnung entspricht der Realität, soweit diese empirisch vorhanden ist.
Damit ist beispielsweise die Strumpfhose gemeint, die der Mann seiner Frau zum Geburtstag schenkt.
Empirisch deswegen, weil die Strunmpfhose greifbar, objektiv spürbar, erkenn- und benennbar ist.
(Es sei den z.b. einen südamerikanischen Ureinwohner, der noch nie eine Strumpfhose gesehen hat und keine Ahnung hat für was das Teil eigentlich gut sein soll. Der hat dann möglichweise auch bei der Wirklichkeit 1. Ordnung eine ganz andere Deutung asl wir. Z.B. ist es in seiner Wirklickeit 1. Ordnung "objektiv" ein merkwürdig riechender Doppelschlauch aus dem man gute Fallen zur Vogelspinnenjagd herstellen kann.)

• Die Wirklichkeit 2. Ordnung besteht in der Wahrnehmung und Bewertung der Strumpfhose.
Hat die Frau einen Diamanten erwartet oder steht auf Ihren "inneren Wunschzettel" Strumpfhose ganz unten, so bedeutet das Geschenk für sie eine Enttäuschung.
Wenn Sie jedoch froh ist, dass er wenigstens an ihren Geburtstag gedacht hat, und sie sich über Strumpfhosen duirchaus freut, kann sie eventuell zur "schönsten Strumpfhose der Welt" werden. (hier greift sehr gut die von dir oben gepostete Formel)

Zum Thema Ritual:
Zitat: Es stellt sich mir die Frage, wie sich diese Rituale eigentlich bilden und welchen Zweck sie erfüllen, bzw. was sie meiner eigenen Wirklichkeit geben... Ergeben sich die Rituale aus Interaktion, oder bringe ich die mit und verändere/verfeinere sie in der Interaktion?

Ritual = nach vorgegebenen Regeln ablaufende Handlungsmuster. Gibt es als Alltagsrituale (z.b. Begrüßungsrituale, Einschlafrituale, Rotweinpauserituale ...) oder auch als besondere Rituale für feierlich festliche Handlungsmuster mit hohen Symbolgehalt (z.b. Weihnachts- oder Hochzeitsritual)

Zu deiner Frage:
Ich würde sagen: nicht "entweder oder" sondern "sowohl als auch".

Rituale können sich aus alltäglichen Interaktionen eher unbewusst herausbilden (immer wenn ich Rotwein trinke, rauche ich eine Zigarette) oder mitgebracht werden (Bei uns wurde das damals immer so und so gemacht, darum machen wir das jetzt hier auch) oder auch bewusst eingeführt werden (Was hältst du von der Idee, wenn wir uns zu Weihnachten Wunschzettel schreiben und vor der Bescherung Weihnachtslieder singen?).

Dies gilt auch für den Zweck.
Zweck einen Rituals kann sein, dass man der Situation besondere Bedeutung verleiht oder das ich Klarheit habe, was ich in der Situation tun soll / kann (gibt Halt und Sicherheit), oder auch damit innerhalb des Rituals bestimmte Gefühle erlebt werden können, die ausserhalb des Rituals nicht so leicht möglich sind (Beispiel: Beim Fußball sich küssende Männer nachdem ein Tor geschossen wurde).
Zweck und Ziele eines Rituals werden häufig nicht reflektiert. Viele Rituale finden oft einfach statt, ohne das sie nach Zweck und Sinn hinterfragt werden. Man macht es halt so, weil man es so gewohnt ist.

Man kann aber Rituale auch bewusst einführen und auf ihren Zweck hin überprüfen und dadurch verfeinern. (Wie war das für dich? hat dir das gefallen? wollen wir das nächstes Mal wieder so machen usw.)
In meiner Familie finden solche Rituale eher bewusst statt, sie werden in der Regel eher reflektiert und zielgerichtet eingesetzt, vorbesprochen und genutzt.

Die Nichtreflektion kann zu lustigen Missverständnissen führen.
Berühmt ist das Beispiel eines alten Ehepaares beim Ritual "Brot teilen und essen":

In der Herkunftsfamilie der Frau war es üblich, dass der Mann immer den Brotkanten bekommt. Also hat sie das so in ihrer Ehe fortgeführt, obwohl sie eigentlich den Kanten lieber selbst gerne genommen hätte.
In der Herkunftsfamilie des Mannes war es üblich, dass der Mann das nimmt was die Frau ihm anbietet, also hat er den Kanten immer genommen, obwohl er den gar nicht so gern mochte, sondern lieber eine Brotscheibe genommen hätte.

Das Ritual des "Bortaufteilens" führte vor dieser Reflektion zur wechselseitigen andauernder Unzufriedenheit, die sich auch an anderer Stelle übertrug.
Seit sie das aber reflektiert und verändert haben, bekommt sie den Kanten und er die Scheibe und beide sind glücklicher miteinander.
Das Ritual des Brotteilens haben sie bewusst beibehalten. Sein Zweck ist jetzt vor allem, dass sie sich daran erinnern und ermahnen, wie leicht man ohne genaueres hingucken oder hinterfragen - ohne Bedürfnisbenennung und Bedürfnisaushandlung - sein Unglück selbst erzeugen kann.

In der Hoffnung, deine Fragen auch richtig verstanden zu haben, verbleibe ich mit filosofischen Sofagruß.
 
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Exkurs (2)

Hallo Krabat und danke für Deine Zeilen.

Zum ersten Punkt:

Ja, wir meinen den gleichen Kontruktivismus, wobei ein Kritikpunkt daran darin besteht, dass die Trennung der Ordungen mehr oder minder willkürlich erfolgen muss.
Dazu könnte man jetzt einen langen weiteren Exkurs in die Physik machen, oder aber schlicht festhalten, dass schon eine Rot/Grün-Schwäche zu einer völlig anderen Wahrnehmung eines physikalisch eindeutig beschreibbaren "Sachverhaltes" führen kann.
Wo ein scharfes Auge einen Stern am Firmament sieht, sieht ein altes Auge schlicht nichts, so dass die Wirklichkeit der 2. Ordnung hierdurch beeinflusst werden wird.

Wir konnten (als Menschheit) lange keine schwarzen Löcher beobachten (streng genommen können wir das heute auch noch nicht), ein Denkgebäude sagte sie aber voraus.
Heute messen und sehen wir sie, gehen aber dabei ja (und das ist die Crux) zunächst davon aus, dass sie existieren, weil wir sie gedacht und gerechnet haben, und messen dann vorgeblich objektiv das, was wir erwarteten...
Wie also genau soll man objektiv festmachen, wo die 1.Ordnung in die 2.Ordnung übergeht? Man macht hier diesen lustigen Sidestep mit dem "empirischen" nur hat schon bei Plato der Mensch in der Höhle empirisch "gewusst", dass die Welt zweidimensional ist und aus Schatten besteht...

Genau das ist natürlich auch wieder die Grundidee, wie du ja auch schreibst/zitierst: "Wir können uns unserer eigenen Wahrnehmung
und Bewertung nie vollkommen sicher sein."

Insofern ist mir dieses Denkgebäude ja sehr nah, meine Bauchschmerzen rühren wohl eher daher, dass mit diesem Ansatz alle Schwächen der Theorie gleich zugedeckt werden, Stichwort: "Beliebigkeit".

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Rituale:

Schöne Ausführungen von Dir, danke dafür!
Beim Lesen wurde mir klar, dass es neben den althergebrachten Ritualen wie Hochzeit, Weihnachten, Silvester, Rocky Horror Picture Show und "Beim Kacken Zeitung lesen" noch eine Menge anderer Rituale gibt.
Interessant und sicher sehr richtig, dass Du hier die "Verhandelbarkeit" einbringst und die Reflexion!

Viele Rituale werden ja eben nicht reflektiert, wie du eindrucksvoll geschildert hast, auch wenn es wünschenswert wäre.
Nun bilden die sich aber manchmal einfach, ohne dass man sie überhaupt bemerkt, solange alles immer so passiert und kein Leidensdruck entsteht.
So ein "unbemerktes" Ritual kann zwei Wege einschlagen, es funktioniert auf ewig und alle Zeiten, oder aber es dient zur Kompensation von bestimmten Differenzen in den beiden Wirklichkeiten und verdeckt situative Diskrepanzen, die eigentlich ausgeräumt werden sollten.
Letzteres ist bei Schulz von Thun ein großes Thema, aber wir wollen jetzt ja nicht auch noch die Kommunikationstheorie einbauen, und irgendwann fliegt uns ein solches Ritual dann ja auch meist lautstark um die Ohren.

Worauf ich genau an dieser Stelle hinaus will, ist die Erkenntnis, dass Rituale - und an mancher Stelle wären sie besser nach o.g. Schulz von Thun als "Maschen" bezeichnet - die Wahrnehmung und die Wirklichkeit extrem zudecken können, wenn/weil sie eben nicht reflektiert werden.

An dieser Stelle bleibt für mich trotzdem die Frage im Raum, wie sehr Rituale meine Wahrnehmung beeinflussen und damit ja meine Wirklichkeit...

So sehen wir betroffen.. und so

Beste Grüße
Adrian
 
Hallo Krabat,
 
sicher, die Frage, ob Feinstrumpfhosen geeignet sind, sich unter dem Weihnachtsbaum oder auf dem Wunschzettel sich wiederzufinden kann jeder nur für sich beantworten. (Ebenso wie die Frage, ob es was dabei ist, in der Öffentlichkeit in kurzen Hosen und Feinstrumpfhosen rumzulaufen).

Ich persönlich habe sie halt noch nicht auf einem Wunschzettel vorgefunden und ich möchte es aus meiner Erfahrung in früheren Beziehungen und der Kenntnis meiner Frau es auch nicht riskieren, dass beim dem Weihnachtsfest (oder ähnlichen Anlässen) ein schaler Geschmack entsteht. Aber das Thema hatten wir doch unlängst gestreift und so wie ich die Sache in Erinnerung habe waren Feinstrumpfhosen als Geschenk für eine Frau woanders auch nicht der Brüller.

Aber für mich persönlich steht die Feinstrumpfhosen unter dem Weihnachtsbaum eher unter dem Aspekt, ob sich der Schenkende sich in erster Line nicht selber beschenkt. Ich bin mir sicher, dass da etwas dran ist, denn erfreut sich nicht fast jeder Teilnehmer an diesem Forum an dem Anblick von Feinstrumpfwaren, sei es auf Internetbildchen, Verkaufsstellen oder an anderen Frauen? Und wenn es die eigene Partnerin ist, dann ist das doch das Sahnehäubchen.


Schade, dass Du bei Deinen Ausführungen hier in diesem Thread nicht auf diesen Aspekt eingegangen bist.
 
... Aber für mich persönlich steht die Feinstrumpfhosen unter dem Weihnachtsbaum eher unter dem Aspekt, ob sich der Schenkende sich in erster Line nicht selber beschenkt. ...
Schade, dass Du bei Deinen Ausführungen hier in diesem Thread nicht auf diesen Aspekt eingegangen bist.

Bitte sehr. Bei uns ist das so:

Je glücklicher meine Frau ist um so besser ist sie drauf, um so schöner sind unsere Stunden und um so besser geht es mir. (und umgekehrt)
Jedes Geschenk meinerseits erhöht in der Regel ihr Wohlbefinden, also ist es immer auch ein Geschenk für mich selbst.

Jedes Geschenk das ich von Herzen gebe, tut auch mir gut. Das ist völlig egal ob es Blumen oder ein Kleidungsstück oder ein Kuchen oder ein schöner Brief ist.
Und trotzdem muss ich deine Frage verneinen, den meine Frau zieht Kleidung für sich selbst an, nicht für mich. (Anders würde ich sie auch nicht lieben und achten).
D.h. wenn ich ein Geschenk für sie aussuche, dann nicht nach den Aspekt ob es mir besonders gut gefällt, sondern ob es ihr gefallen könnte.

Jetzt zufrieden, oder willst du es noch mal probieren? ...
komm doch einfach mal zu einen Treffen bei uns, dann kannst ja mit dem buntbärweib selbst darüber reden. Wer weiß vielleicht kannst ja sogar du dabei noch was lernen ;)
 
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Eigentlich denke ich, dass ich hier keine Bestätigung durch Deine Frau benötige. Da Du selbst hier mit Deiner Frau öffentlich dastehst wird wohl kein Grund vorliegen, aus der Anonymität heraus Wunschgedanken als Realität zu verkaufen.
 
Mache ich hin und wieder und sie freut sich auch darüber. Oft trägt sie die Strumpfhose auch kurze Zeit später um mir zu signalisieren, dass sie sich auch über mein Geschenk gefreut hat. Aber übertreiben darf ich das auch nicht
 
Für meine Lady kaufe ich regelmässig FSH, weil ich dabei meine Vorlieben umsetzen kann. Selbst trage ich keine FSH, ich liebe sie aber an meiner Lady ausserordentlich. Da sie eigentlich immer FSH trägt, hat sie auch großen Bedarf. Für sie entsteht daraus ein großer erotischer Reiz, wenn sie die von mir ausgesuchten FSH trägt. Für mich ist das ein schöner Liebesbeweis.
 
Ja, ich liebe es, für meine Frau in Strumpf-, Wäsche- und Schuhgeschäften zu stöbern und sie mit entsprechenden Mitbringseln zu beglücken. Bei Schuhen kann es natürlich passieren, dass sie eben doch nicht ganz genau passen, so dass wir zwecks Korrektur noch einmal gemeinsam losziehen. Geschmacklich ist mir bisher noch kein Fauxpas unterlaufen; meine Liebste ist bisher immer sehr angetan und meint, ich wüsste viel besser als sie, was ihr stünde bzw. sie hätte sich bei einigen Sachen gar nicht getraut, sie selbst zu kaufen. Ich sage dann immer, dass ich wahrscheinlich doch mehr Hintergedanken habe als sie - obwohl ich mir da manchmal gar nicht so sicher bin ggg ;-) ... LG.
 
Eigentlich kann ich mich bei meinem Mann auf seinen Geschmack verlassen. Dann und wann gibt es eine Strumpfhose zu Weihnachten und zum Geburtstag und ich freue mich
auch immer darüber. Einen Fehlkauf von mir, Thermostrumpfhose, trägt er doch schon mal lieber als die "Langen Ellis" = "Liebestöter" :D
 
ja ganzklar auf jedenfall ja und gerne auch sehr viele das sie genug hat um sie tag und nacht am ende anzuhaben ;-)
 
Ich kaufe ihr gerne Strumpfhosen das macht mir Spaß und sie kauft mir ;-)
 
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