Mobbing, Trotz Gleichstellung & Toleranz - Verlust des Jobs

Martina_TV_GE

Junior
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Hallo Ihr Lieben!

Lange hatte ich hier nichts von mir geschrieben.
Ich hatte beruflich einfach viel zu tun. Mußte jeden Tag mehr als 10, 12, oder auch mal 14 Stunden arbeiten.
In meinen damaligen Berichten hatte ich schon mal erzählt, daß ich in einer Ingenieurgesellschaft als Konstrukteurin im Raffineriebereich eine Stelle gefunden hatte, wo man mir auch Toleranz und Anerkennung zustand.
Ich habe dort wirklich jeden Tag sehr hart gearbeitet. Mehr als alle anderen. Denn wenn jemand wie ich im Beruf steht, muß man mehr als nur seinen Mann stehen und wesentlich mehr geben.
Ich wurde in meinem Sein als Transsexuelle anerkannt und relativ normal behandelt.
Hatte viele Projekte und große Aufgaben und Verantwortung.

Doch von jetzt auf Gleich wurde ich entlassen!
Am Mittwoch den 28.11.2007 um 12:25 Uhr, wurde ich zu einem Gespräch mit der Geschäftsführung beordert.
Man eröffnete mir, daß man mich nicht mehr länger benötigen würde. Klar, die großen und schwierigen Dinge wurden von Mir erledigt!
Die Begründung die man mir sagte, sei daß ich mich nicht so mit dem Unternehmen identifizieren würde, als wie man das von mir erwarten würde. Auch sagte man mir klar, daß man doch lieber eine "eindeutige" Person hätte. Plötzlich wurde mir zu verstehen gegeben, daß man mich so als Transsexuelle Person doch nicht länger dulden möchte, nachdem ich nun mehr als ein Jahr erfolgreich und mehr als GUT gearbeietet hatte.
Innerlich kochte ich vor Wut!
Hatte gedacht, daß ich einen guten Beruf in einem tollen Büro mit einem toleranten Arbeitgeber hätte, wo ich mich wirklich durch meine Arbeit weiterbringen und weiter qualifizieren kann.
Doch Nein, ich wurde entlasse, und innerhalb von Minuten aus dem Büro gesetzt!
Hatte dann sofort meine ganzen Sachen gepackt und gleich erst mal im Auto losweinen müssen.
Mir lief der Kajal die Augen runter.
Ich sah aus, als wenn ich zu einer Punkveranstaltung gehen würde.
Jetzt habe ich mich erst mal wieder beruhigt, orientiere mich wieder beruflich neu.
Werde mir jetzt einen anderen Job suchen.
Einen Job, der Spaß macht, Freude bringt und gutes sicheres Geld.
Nur finden und bekommen sind zwei verschiedene Dinge!

Im Moment habe ich auch wieder etwas mehr Zeit für Mich, meinem Sein, meinem Verlangen, was schon lange nicht mehr befriedigt wurde.
Werde mich in den nächsten Tagen mal wieder zurecht machen und mein wahres Leben ausgiebig genießen.

Bis zum nächsten Job.

Alles Liebe und Gute an Euch

Charleen Martina
 
Liebe Charleen Martina,

das ist ja nun ein "dickes Ding". Offensichtlich ist Toleranz für viele, vermeintlich moderne Menschen, noch immer nur ein Wort. Ich persönlich finde es sehr traurig und beschämend wenn ein Betrieb Toleranz nur heuchelt um einen nutzen davon zu haben. Ich selber weiß aus eigener erfahrung, das es sehr viele Menschen gibt, die das Gleichstellungsgesetz wohl kennen, sich aber im grunde einen Teufel drum scheren. Auch diejenigen, die dir gegenüber Toleranz und akzeptanz geheuchelt haben, haben mit sicherheit hinter deinem Rücken getuschelt wie die Waschweiber. Es ist wirklich ein Armutszeugnis für solche Menschen und solche Betriebe. Auch wenn es jetzt "Altbacken" klingt, so entsteht aus jeder Niederlage eine neue Herausforderung, die einem einen kompletten Neuanfang beschert. Ich drücke dir ganz fest die Daumen, das dir das Glück hold ist und du bei deinem nächsten Job ehrliche toleranz und anerkennung findest.

LG Tommy
 
Hallo martina,

das ist wirklich nicht schön, was du uns berichtest. es zeigt auch, daß das denken in schubladen immer noch weit verbreitet ist.

Die Begründung die man mir sagte, sei daß ich mich nicht so mit dem Unternehmen identifizieren würde, als wie man das von mir erwarten würde. Auch sagte man mir klar, daß man doch lieber eine "eindeutige" Person hätte. Plötzlich wurde mir zu verstehen gegeben, daß man mich so als Transsexuelle Person doch nicht länger dulden möchte, nachdem ich nun mehr als ein Jahr erfolgreich und mehr als GUT gearbeietet hatte.
Hast du schon einen anwalt eingeschaltet? Denn ob die kündigung sich mit dem AGG vereinbaren lässt, würde ich zumindest prüfen lassen.

Ich wünsche dir viel kraft, um das vergangene auzuarbeiten und damit wieder offen für neues zu sein.

Gruß
kolgoto
 
hallo martina,
es tut mir aufrichtig leid was dir da widerfahren ist. die gründe die man da angibt sind ja mehr als lächerlich und ich würde es ihnen an deiner stelle nicht so leicht machen und sang und klanglos das feld räumen. ich gehe mal davon aus das es sich um eine festanstellung handelte und würde es arbeitsrechtlich klären. so einfach wie so manche geschäftsleitung mit solchen dingen umgeht geht es nun wirklich nicht. alleine die aussage das man lieber eine 'eindeutige' person hätte bringt einen zum kochen, hätte man doch wohl schon bei der einstellung anbringen können. ich kann dir nur raten, lass dich nicht kleinkriegen und zieh die ganze sache durch. aber egal auch was du machst wünsche ich dir viel erfolg das du das ziel erreichst.
 
@Martina

Gibt es bei Euch im Betrieb denn keinen Betriebs- oder Personalrat, der der Kündigung zustimmen muss?

Wenn Du Mitglied einer Gewerkschaft bist, dann würde ich versuchen, mir dort Rechtsbeistand zu besorgen.

Gruß
Satinlook
 
Das ist ja ein Supergau!

Geht sowas überhaupt? Was ist mit Kündigungsschutz??
Und was ist mit dieser Aussage "eindeutige Person", meines Erachtens erfüllt das den Tatbestand der verbotenen geschlechtsbezogenen Benachteiligung (BAG 12.11.1998 EzA § 611 a BGB Nr. 14), in dem es heisst:

"Ein nachvollziehbarer sachlicher Grund für die unterschiedliche Behandlung rechtfertigt keine geschlechtsbezogene Differenzierung".

Wobei ich in diesem Fall die Begründung noch nicht mal nachvollziehbar finde, geschweige denn sachlich!

Nach über einem Jahr!


Also, so wie Du es beschreibst würde ich die Kündigung nicht hinnehmen.



Das einzig tröstliche, das mir dazu einfällt, ist Dir zu versichern: Wann immer in meinem Leben der "worst case" eingetreten ist, stellte sich bald danach heraus, wozu es gut war.
Wahrscheinlich will das Schicksal nur, dass Du frei bist für einen viel besseren Job und WIRKLICH nette und tolerante Kollegen.

Auf jeden Fall wünsche ich Dir das! Ganz feste!


SiSi <--- empört
 
Ich glaube der springende Punkt liegt ganz wo anders, wie Du selbst eingestanden hast hattest Du die schwierigen, komplizierten Dinge schon erledigt, ab hier kann nun eine weniger qualifizierte und damit deutlich billigere Kraft weitermachen, da Du allerdings anscheinend einen Festvertrag besessen hast, muss dein Arbeitgeber natürlich irgendeinen Vorwand suchen um dich zu kündigen.
Den Gang vors Arbeitsgericht könntest Du probieren, die Aussichten auf einen Erfolg in Form einer Abfindung sind glaube ich gegeben.
 
Ich glaube der springende Punkt liegt ganz wo anders, wie Du selbst eingestanden hast hattest Du die schwierigen, komplizierten Dinge schon erledigt, ab hier kann nun eine weniger qualifizierte und damit deutlich billigere Kraft weitermachen, da Du allerdings anscheinend einen Festvertrag besessen hast, muss dein Arbeitgeber natürlich irgendeinen Vorwand suchen um dich zu kündigen.
Den Gang vors Arbeitsgericht könntest Du probieren, die Aussichten auf einen Erfolg in Form einer Abfindung sind glaube ich gegeben.

ich denke das siehst du genau richtig, wird für den arbeitgeber aber keine früchte vor dem arbeitsgericht tragen. man muss allerdings bei einer klage darauf achten auf wiedereinstellung zu klagen. am rande bemerkt in köln gibt es einen super anwalt für arbeitsrecht, kann ich nur wärmstens empfehlen.
 
Doch Nein, ich wurde entlasse, und innerhalb von Minuten aus dem Büro gesetzt!

@ Martina_TV_GE

So wie Du das schreibst, klingt das für mich fast nach einer fristlosen Kündigung.
Ich glaube, irgendwas (Peinliches?) hast Du bei Deinen Ausführungen vielleicht weggelassen ... ?

Und ganz wichtig zu wissen: Wurde die Kündigung auch schriftlich ausgesprochen ?
Und wenn ja, wie lautet denn die Begründung ? Betriebsbedingt ?

Sorry, dass ich auf den Empörungszug nicht direkt aufspringe,
aber dazu fehlen mir persönlich nähere Infos
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehe ich wie PerfectLegs.

Um in die absolute Empörung auszubrechen, fehlen mir auch einige Informationen.

Hattest Du einen Festvertrag oder einen befristeten, der jetzt auslief?
Oder eventuell noch Probezeit? Ich hatte vor einiger Zeit mal gelesen, daß Probezeit bis zu 2 Jahren möglich sei. In wie weit das inzwischen möglich ist, weiß ich allerdings nicht.

So wie geschildert und ohne, daß weiteres vorgefallen wäre, ist die Kündigung meines Erachtens absolut rechtswidrig -- zumindest falls sie fristlos erfolgt sein sollte.

Oder wurdest Du per Abmahnung schon einmal darauf hingewiesen, nicht übertrieben aufgestyled zur Arbeit zu Erscheinen?

Oder war es eine fristgerechte Kündigung mit sofortiger bezahler Beurlaubung?


Wie PerfectLegs schon sagte, mir fehlen da einige Stücke in dem Puzzle.
 
Hallo Martina,

auch ohne alles zu wissen, bin ich auch so schon richtig in Stimmung...

Echt ungeheuerlich was da mit Dir gemacht wurde; wenn Webwalker mit seiner Einschätzung Recht hat, macht es das nur umso schlimmer. Die Dinge die von Satnlook angesprochen wurden, sind sehr wichtig (Schriftform?, zustimmungspflichtig?).

Natürlich ist es möglich, seine Rechte juristisch durchzuboxen; die andere Frage ist, ob man sich dort noch wohlfühlen kann, bzw. andere Gründe gefunden werden. Wenn das im Ergebnis für Dich permanente Anspannung bedeutet, weil Du Dich bedroht fühlst, hast Du meiner Meinung zwar Dein Recht durchgesetzt, aber der Preis könnte zu hoch sein...

Lg

Steven
 
Also Martina, sei mir bitte nicht böse, aber um in die allgemeine Empörung einzustimmen, ist mir das auch ein bißchen zu wenig Hintergrundinfo.

Eine fristlose Entlassung ist nicht so einfach, wie so manche (zugegebenermaßen auch Chefs) sich das vorstellen. Als Arbeitnehmer hast Du da schon ein ganzes Bündel von Rechten, die beachtet werden müssen. Dass das in Deinem Fall so völlig unberücksichtigt blieb ist zwar möglich, aber schwer vorstellbar.

Entweder das mit der Entlassung stimmt so nicht und Du bekommst alle Deine Ansprüche aus der Kündigung, nur wird halt auf Deine Arbeitsleistung verzichtet. Oder Du bist schon mehrmals aufgefordert worden, irgendein Verhalten zu ändern und hast das nicht gemacht, was zu einer gerechtfertigten Entlassung führen würde, wenn diese Aufforderungen arbeitsrechtlich in Ordnung waren. Oder Du bist wirklich zu unrecht fristlos gefeuert worden, dann kannst Du am Arbeitsgericht alle Deine Ansprüche durchsetzen, was Deinen Arbeitgeber eine Menge Kohle kosten wird, ich an Deiner Stelle aber in jedem Fall ohne jeden Gedanken an Gnade durchziehen würde.

Das von einem Tag auf den anderen kann schon sein. Wenn Dich Deine Chefs schon die ganze Zeit loswerden wollten, aber auf die Fertigstellung Deiner Projekte gewartet haben, wird das ganze schon rund. Aber da muss schon seit einiger Zeit so einiges im Hintergrund gelaufen sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du davon nichts mitbekommen hast.

Ich weiß, da klingt so einiges von mir ein wenig hart, ist aber nicht so gemeint. Nur realistisch sollte man schon bleiben. Aber grundsätzlich halte ich es auch für eine Riesensauerei, was Dir passiert ist. Wehr Dich!
 
hallo, martina,

ich kann verstehen, dass dich das hart getroffen hat, darum auch von mir beste wünsche, dass du das durchstehst.

dennoch erlaube ich mir, das geschehene kritisch zu betrachten:

das sogenannte "antidiskriminierungsgesetz" findet seine grenze in der verordnung über die erregung des öffentlichen ärgernisses.

vielleicht hat ein kunde sich bei deinem chef beschwert oder beklagt, dass du noch zu sehr mann bist, die transsexuelle verhaltensweise noch zu sehr offensichtlich war, du also noch nicht genug frau warst.

da in dieser unserer "hochgeschätzten" gesellschaft noch immer der rubel mehr zählt als der mensch, hat dein chef dich wahrscheinlich hinausgeworfen, da er um einen "imageverlust" fürchtete und dies für sich mit der erregung "öffentlichen", also des in der firma "erregten" ärgernisses begründet.

überhaupt ein unding, für als beispiel ein auto mit stern 10.000 euro mehr des images wegen zu bezahlen, obwohl man image weder greifen noch benutzen kann, aber so ist es leider in unserer gesellschaft.

ich kann nur hoffen, dass du dir diesen vorfall nicht zu sehr zu herzen nimmst und dass du beruflich wieder auf die füsse kommst.

letztendlich ist es weder das geschlecht noch das äussere, das zählt, sondern das herz, die seele, der ganze mensch, und als solches bist du unendlich wertvoll, sonst hätte gott nicht dich, sondern jemand anderen erschaffen.

alles liebe, sarahlee
 
ich kann mich nur den worten von kuli und sarahlee anschließen........was waren die wirklichen Gründe oder was war alles geschehen das es zur der kündigung kam........man sollte sich nicht alles gefallen lassen und sich dagegen schon wehren......

Lg FSH-Vorliebe
 
Mir ist das auch schon mal so ähnlich passiert.

"Herr ... kommen sie doch bitte mal ins Besprechungszimmer." Wo mir dann umstandslos eröffnet wurde, daß man auf meine Dienste künftig verzichten will, man könne sich mich nicht mehr leisten. Klar, das Projekt war im Auslaufen, den Rest konnte der Technische Zeichner erledigen.

Ich sollte, unter Berücksichtigung von Urlaub und Resturlaub noch bis arbeiten, leider hatten die Herren "Chefs" das umfangreiche Überstundenkonto übersehen, so daß ich gleich sofort nach Hausew gegangen bin. Das wird wohl auch bei Martina so sein, wenn ich ihre Arbeitszeiten sehe.

Ich würde auf jeden Fall Klage einreichen gegen die Kündigung, obacht: dazu hast du nur drei Wochen Zeit, eine Abfindung sollte auf jeden Fall drin sein.
 
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