Zustand des stationären Einzelhandels am Beispiel von Karstadt

Gotti

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Hallo in die Runde

Es wollte ein Zufall das ich heute mal wieder ein Bummel durch die Spandauer Altstadt gemacht habe und dabei der örtlichen Karstadt Filliale einen Besuch abgestattet habe mit dem Ziel dort mal wieder die Wäsche und FSH Abteilung zu besuchen. Äusserlich ist mir schon aufgefallen das die Karstadt Filliale von der Schaufenster Deko her wenig einladend ausgesehen hat. Es waren irgendwelche rote Plakate mit Sale und anderen blöden Angeboten. Was ich vermisst habe sind reichhaltig dekorierte Schaufenster sei es mit Technik oder schön bekleideten Schaufenster Puppen. Vorhanden war weder das Eine noch das Andere. Wehmütig habe ich mich an die Schaufenster der 80er und 90er erinnert. In beiden Fällen habe ich dort Schaufensterpuppen mit sündhaft schönen Dessous gesehen.

Als ich dann im Karstadt drin war und zunächst die Wäscheabteilung besucht habe ist bei mir der Fluchtreflex sehr schnell aufgetreten als ich gesehen habe das 95% aller ausgestellten BHś nur Pushup BHś waren wobei ich für derlei Mogelartikel nix übrig habe. Keine Vielfalt, die Versuchung die Artikel zu berühren um deren Materialqualität zu fühlen, geschweige denn eine Anprobe zu machen war nicht vorhanden. Meine Neugier auf die FSH Abteilung war so gering geworden das ich Karstadt extrem schnell wieder verlassen habe.

Mal abgesehen davon das ich für die Zukunft von Karstadt/Kaufhof vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme ohnedies schwarz sehe, so frage ich mich ungeachtet dessen warum man die Kaufhäuser schon alleine durch die Schaufenster Deko und damit komplett fehlenden Kaufanreizen schon an dieser Stelle so dermaßen unanttraktiv gestalten kann. Für mich war der Besuch heute eine Bestätigung für den Untergang dieser traditionsreichen Kaufhauskette, ganz zu schweigen davon das ich in den letzten 10-15 Jahren nur noch Onlinekäufe mache was auch meine Lebensmittel zu 95% mit einschliesst. Lediglich den Felina Werksverkauf in Mannheim oder auch die ein oder andere UP Filliale besuche noch hin und wieder.

Mich würde jetzt einfach mal interessieren wo ihr Eure Einkäufe für welche Artikel auch immer bevorzugt erledigt. BHś habe ich mal vor 40 Jahren in meiner Anfangszeit als DWT bei Real oder auch Aldibaldi erledigt was ich aber aus Qualitätsgründen schon lange nicht mehr mache. Wo kauft ihr bevorzugt ein? Stationärer (Fach-) Handel oder im Internet oder gar bei dubiosen China Seiten?

Ich wünsche allen Foristen einen guten Rutsch in ein gesundes neues Jahr - hoffentlich mit der Freiheit die Dinge zu machen bzw. anzuziehen die einem wichtig sind.
 
Vielleicht geht es dem Einzelhandel so schlecht weil viele Menschen, so wie du, nur noch im Netz einkaufen. Bei der Gastronomie haben wir es ja auch geschafft.
 
Ungeachtet macht der Einzelhandel bzw. Karstadt viel zu wenig um attraktiv zu sein. Langweilig gestaltete Schaufenster sind kein Magnet um die Neugier zu wecken. Die Verkehrspolitik aus Sicht der Autofahrer wirkt dabei auch eher abschreckend.
 
Sicherlich hat die Coronazeit dem Einzelhandel sehr geschadet und das wirkt bis heute nach. Denn Viele haben sich dadurch daran gewöhnt, einfach alles per Internet zu bestellen. Auch bei Mode. Kann man ja zurückschicken, wenn es nicht passt.
Allerdings haben die gerade die großen Kaufhäuser auch teilweise selbst Schuld an der Misere. Wenn es lange Zeit braucht, um überhaupt das Interesse einer eifrig Pullover sortierenden Verkäuferin zu erlangen und diese dann auf die Frage, ob sie einen bestimmten Pullover noch in einer bestimmten Größe hat, nur mit einem maulig hingeworfenen Satz: Wenn er nich da is, ham wa´n nich, beantwortet, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Zahl der Kunden überschaubar bleibt.
 
Alles richtig, aber letztendlich ist Karstadt dem skrupellosen Immobilienspekulanten René Benko zum Opfer gefallen, der im Grunde nur Interesse an den Karstadt-Immobilien in Bestlage hatte, auch wenn Karstadt schon vorher bankrott war. Aber Benko war sicher der falsche Mann, um eine Kaufhauskette zu sanieren. Darum ist auch alles unterblieben, was die Situation hätte verbessern können.
 
Ungeachtet dessen bleibt die Frage ob Kaufhäuser wie Karstadt heute noch zeitgemäß sind. Auch ich kaufe seit 15 Jahren alles nur noch online - auch Lebensmittel.

So oder so bin ich gegen eine 4. Karstadt Spritze mit Steuergeld.
 
Meine Strumpfhosen kaufe ich im Supermarkt, im Kaufhaus und gerne mal in einer Strumpfboutique. Meine Dessous kauf ich fast ausschließlich in Dessous Läden, ab und an auch mal im Kaufhaus. Röcke, Kleider oder Blusen kaufe ich bei C&A und Co. bzw. da. wo ich gerade etwas hübsches sehe. Online bestelle ich nie irgendwelche Kleidung.
 
Alles richtig, aber letztendlich ist Karstadt dem skrupellosen Immobilienspekulanten René Benko zum Opfer gefallen, der im Grunde nur Interesse an den Karstadt-Immobilien in Bestlage hatte, auch wenn Karstadt schon vorher bankrott war. Aber Benko war sicher der falsche Mann, um eine Kaufhauskette zu sanieren. Darum ist auch alles unterblieben, was die Situation hätte verbessern können.
Da gab es schon ein paar mehr. Durch den Verkauf der Immobilen 2005 und durch Rückmietung gab es ein weiteres Problem.
Haben sich halt ein paar Leute gesund gestoßen.
 
So schade es ist, das Geschäftsmodell Warenhaus ist nicht mehr zeitgemäß. Die Konsumenten sind kritischer geworden. Früher hat man das gekauf was man angeboten bekommen hat. Heute will man das was es irgendwo gibt, und das für kleines Geld. Dadurch können die Kaufhäuser die notwendigen Margen nicht realisieren und dies auch nicht über Volumen kompensieren.
Es muss also ein "Added Value" her. Wie z.B. Verfügbarkeit von Lebensmitteln spät. Früher war Alles um 18:30 geschlossen und Samstags um 14:00, heute hat jeder Aldi bis 21:00 oder mindestens 20:00 geöffnet. Also ein "Einkaufserlebnis" schaffen über Auswahl, Verfügbarkeit, Beratung - aber wie im Detail?
Im November waren wir im El Corte Inglés, Las Palmas de Gran Canaria. 2 Häuser nebeneinander mit vielen Etagen. Super Angebot, super Auswahl freundliches hilfsbereites Personal. Jeder 3. konnte auch Englisch oder wurde herbeigerufen. Aber die von mir gesuchte kurze Sporthose in rot gab es nicht in meiner Größe. Andere Einkäufe haben wir gemacht, auch wenn es teuer war. Und die Sporthose: die gab es in einer kleinen Botique an der Strandpromenade.
Ehrlich gesagt sehe ich keine Zukunft für diese Geschäftsmodell, mit Ausnahme von einigen Flagship Stores wie das KaDeWe. Das Verhalten der Verbraucher hat sich gedreht.
 
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