@Samuel , ich will ja hier nicht alles in Frage stellen und ich gebe zu die 70er und 80er Jahre waren eine wilde Zeit. Mit meiner Mutter hatten wir Glück, Sie ließ uns zum größten Teil gewähren. Mein damaliger Stiefvater hielt sich aus der Erziehung weitgehend heraus, was ja in der damaligen Zeit auch normal war.
Es war ja auch so, dass man vor Muttern nichts wirklich verstecken konnte, weder im Verhalten, noch Gegenstände in unseren Zimmern.
Das ich irgendwie anders unterwegs war, war ihr spätestens klar, als ich zwölf war. Und auch meinen vier älteren Brüder und der großen Schwester sowie so. Ich wurde von denen immer gehänselt. Du bist ja eh ein halbes Mädchen. Meine Mutter schwieg dazu. Von wegen, nu lasst den Kleinen doch und Feinstrumpfhosen und Mädchenschlüpfer sind ja nichts Schlimmes. Nein, sie sagte nichts dazu, aber manchmal sagten Blicke mehr als 1000 Worte. Wer kannte das nicht bei seinen Eltern.
Meine Mutter hatte immer ihre ganz eigene Art uns mitzuteilen, dass sie wusste was ich trieb. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich mit 13 die erste Packung mit 3 Mädchenschlüpfer kaufte. Damals gab es noch bei uns die PLUS-Märkte, die hatten ja schon vor Aldi & Co angefangen, so genannte Kurzwaren, also Strümpfe, Unterwäsche, Socken und Sonstiges als Aktionsware zu verkaufen.
Als ich die Schlüpfer hatte, wusste ich noch nicht genau wo und wann ich diese anziehen kann, also versteckte ich sie in meinen Zimmer, mit dem Erfolg, dass diese Schlüpfer dann zwei Tage später frisch gewaschen auf meinen anderen Unterhosen lagen. Als ich dann zum Mittag essen in die Küche kam, bekam ich von meiner Mutter die Mitteilung, dass man neue Unterwäsche gefälligst vor dem ersten Tragen waschen sollte. Und natürlich dazu die Frage, ob ich diese wirklich tragen wollte und warum? Und warum kaufst du überhaupt Unterwäsche?
Die 70er Jahre waren sexuell bestimmt befreiende Zeiten, aber doch ehr in der Erwachsenenwelt.
Ich glaube, wenn meine Mutter mitbekommen hätte, dass ich onaniert hätte, was ja damals mehr als abnormal galt und das in ihrer Wäsche oder Strumpfhosen, hätte es wohl nicht die Frage gegeben, ob mir der Wäschekorb runter gefallen wäre. Erste Reaktion wären damals mit 13 wohl zwei schlagfertige Argumente, links und rechts an die Backen gewesen und das zu eine Belehrung sonder Gleichen.
Es fällt daher auf Grund der eigenen Jugend, die ja auch in der Zeit statt fand und den Erlebnissen der Klassenkameraden und Freunden, diese Geschichten bedingungslos zu glauben. Besonders wenn sie dann auch nicht besonders ausgefeilt sind und sich widersprüche auf tun.
Jeder hier in unserem Alter weiß eigentlich, dass diese Jugend alles andere als leicht und verständnisvoll war und der Weg mehr als steinig war.
Also warum das dann noch schön erzählen? Vielleicht weil man sich heute noch nicht sicher ist, das der eingeschlagene Weg, der richtige war/ist?
Also immer noch Rechtfertigung vor sich selbst? Ich bin da froh, dass ich damit abgeschlossen habe.
Es ist wie es ist und wird sich wohl nicht mehr ändern. Und man kann nicht jedem gefallen.