Erkläre mir bitte mal etwas.... Was ist für Dich Unterschicht und aufstrebende Mittelschicht?
hi henry,
diese termini sind traditionelle (inzw. etwas veraltete) soziologische klassifikationen; das hat nichts mit diskriminierung zu tun, eher mit der "hilfe" für die "schwachen" gruppen. und ich mag es nicht, wenn man ständig neue begriffe erfindet. englisch "stratification" kann man so oder so übersetzen, es bleibt dasselbe.
die unterschicht sind bildungsferne einkommensschwache schichten; die untere mittelschicht sind arbeiter und angestellte; die abgrenzung ist problematisch, man sagt daher oft nicht mehr "unterschicht" (aber "bildungsfern"); ich finde aber einen unterschied zwischen "sozialem brennpunkt" vs. "verhältnismäßig arme leute" sinnvoll. die obere mittelschicht sind akademiker und manager; die oberschicht ist eine sehr kleine, reiche, sehr eigene gruppe. in den letzten jahrzehnten haben wir eine starke bewegung von der unteren zur oberen mittelschicht; die erste generation dieses wandels wird vielfach beschrieben als sehr normorientiert. die oberen sozialen schichten sind sehr entspannt, wünschen aber meist die abgrenzung "nach unten". für sie ist wichtig, "wer" man ist -- dann kann man sich auch exzentrisch kleiden.
die einteilung hat natürlich schwächen. da diese gruppen aber relativ getrennt leben und sehr verschiedene ergebnisse bringen, ist die einteilung sinnvoll. jeder mensch ist anders, statistisch gesehen sind gruppen allerdings identifizierbar. also tun "viele" von einer gruppe zirka dasselbe. andere einteilungen: z.b. "stände": z.b. akademiker, aber arm. kurz, das müßte man noch sehr genau definieren und abwägen.
ich würde sagen, "unterschichtig" ist für mich die völlig unhinterfragte sanktion abweichenden verhaltens durch auslachen etc. -- wenn jemand überhaupt nicht von reflexion gestreift wurde; die aufstrebende untere mittelschicht hingegen zeigt den irritierten blick (evtl. haßblick), wenn die dinge nicht den vorgaben entsprechen; die obere mittelschicht zeigt ihre allfällige intoleranz nicht offen, und wenn, dann mit einem gleichgültigkeitsblick, eventuell auch pikiert. bei der oberschicht kommt man als hofnarr immer gut an ... wenn ich hier nur die negativen reaktionstypen aufzähle.
alles klar? für die kritik der oberschicht kann man bourdieu lesen, für die beobachtung von diskriminierungasverhalten zuerst mal goffman. für strukturelle gewalt foucault. undsoweiter.