Die Strumpfhose: Faszination - Fetischismus - Transvestismus

Oftmals wird der Begriff Fetisch ja gerne in den Kontext psychischer Störungen gebracht.
Laut den diagnostischen Kriterien ist die Diagnose nur stellbar, wenn über einen

1. Zeitraum von mindestens sechs Monaten
2. ungewöhnliche sexuell erregende Phantasien, sexuell dranghafte Bedürfnisse oder Verhaltensweisen auftreten, die
3. in unterschiedlichen Funktionsbereichen Leiden und Beeinträchtigung bei den Betroffenen oder ihren Objekten verursachen.

Im demnächst erscheinenden ICD-11 wird vermutlich der Fetischismus als eigenständige Störung nicht mehr erscheinen, da ein Bedürfnis Betroffener nach Behandlung kaum mehr vorkommt und man diesen Personen den durch Diagnosen hervorgerufenen Stigmatisierungseffekt ersparen möchte.
 
Einer foreninternen Umfrage zufolge bezeichnen sich gut 59 % (von 81 Antwortenden, inwieweit das statistisch relevant ist, sei dahingestellt) als Fetischisten, 10 % wissen es nicht und knapp 31% sehen sich nicht als Fetischisten.
Das heißt, nur ein bisschen mehr als 3/10 der Antwortenden sagt von sich, kein Fetischist zu sein.

Ist doch eigentlich Grund, den Thread weiterzuführen ;-).

Neben den Reizen durch die physischen Sinne wie Sehsinn (häufig spielt der Glanz eine Rolle), Wahrnehmung auf der Haut, oft verstärkt durch den Tastsinn, der beim Streichen über die eigenen bestrumpften Beine angeregt wird, oder auch dem Gefühl des Umgeben-, vielleicht sogar Eingeengtseins, spielen psychische Faktoren eine wichtige Rolle.

Für 90% der Member, die zur Ursache des Fetischs Stellung nehmen, liegt die Ursache in der Kindheit bzw. Vor-/Frühpubertät. Mit 12, 13 haben viele das erste Mal eine Feinstrumpfhose von der Mutter oder älteren Schwester ausgeborgt, und das erste Tragen von Strumpfhosen war prägend, oft so prägend, dass es eine Art "Schlüsselerlebnis" für den Fetischismus war.

Als weiteren psychologischen Faktor möchte ich das Gefühl der Geborgenheit nennen, das man beim Tragen von Strumpfhosen empfindet. Seht Ihr das auch so? Wie würdet Ihr dieses Gefühl für Euch bewerten?
 
Das ich Strumpfhosen gern mag,liegt auch in der Kindheit begründet. Ich hatte es an anderer Stelle beschrieben das ich einige Jahre regelrecht gezwungen wurde im Winterhalbjahr die langen Unterhosen der 2 älteren Brüder aufzutragen. (Da waren mir die vorigen langen Strümpfe noch lieber) Als ich dann nach längeren eingestreuten Kommentaren und Bitten endlich die erste Kinderstrumpfhose anziehen konnte,löste das natürlich ein Hochgefühl aus.Erst nur weiß und grau, jetzt, dunkelblau, dunkelgrün, weinrot, beige... Ob man bei einer derartigen Freude über schöne Unterbekleidung, ja aber auch sichtbar mit kurzen Hiosen) von Fetisch sprechen kann, weiß ich nicht. Ich fands damals einfach nur schöner als erst und konnte auch so rausgehn,habe mich eben einfach nur gefreut.
 
Einer foreninternen Umfrage zufolge bezeichnen sich gut 59 % als Fetischisten
In sehe in dieser Beurteilung nicht viel mehr als einfach eine Zahl. Der Begriff Fetischist bedeutet für Einige was Negatives was sie nicht sein wollen und für Andere nicht. Es gibt keine allgemeingültige Definition für Fetischismus die Alle für bindend erachten.
Von Leuten die nicht so stark sind werden andere Menschen die männlich sind und Strumpfhosen tragen gerne mal als Fetischisten bezeichnet um sich dadurch in eine bessere, erhabenere Postion zu bringen. Für mich sage ich: Einfach drüber stehen, und die Leute halt machen lassen.
 
Richtig Steffi. Sehe ich ähnlich. Das ist doch nur ein Containerbegriff. Darin stecken verschiedene Richtungen , Strömungen oder Vorlieben / Beweggründe . Was sagt das also aus ?
Ist das Thema nicht ein alter Hut ?
 
Ich denke das hat wohl auch damit zu tun das wir Deutschen-jedenfalls viele-Menschen irgendwie in eine bestimmte Schachteö packen wollen.Gibts keine, dann machen wir ihm eine..
 
Ich habe immer das Gefühl, es gibt dieses und jenes nur theoretisch oder bei einzelnen Gruppen wie uns. Aber in der Realität gibt es nur "normal" auch zum Beispiel in Berlin: in meinem Mietshaus jetzt: normal, keine Abweichung (ich bin seit 10 Jahren brav und zeige mich nicht mehr in Frauensachen (nur in meiner Wohnung, wer gucken will kanns gerne machen), unterwegs in Bus und U-Bahn (tagsüber): normal, keine Verkleidungen, keine Homos u.a. Auf Arbeit im Steuerbüro: normal, keine Abweichungen, um Gottes Willen ! Mandantschaft über 50-60 Jahren. Keine Homos unter Kollegen mehr da.
Dieses Forum hier kennt keiner. Wir sind eine Welt für uns.
Vorgestern war ich bei Karstadt B-Hermannplatz in der Service-Abteilung um meine Neon 40 V abzuholen. Es ging um große Feinstrumpfhosen für einen dicken Herren. Es wurde deswegen mit der Zentrale telefoniert (habe nur 1 statt 10 erhalten). Es wurde mehrmals das Wort Strumpfhosen in Verbindung mit mir genannt. Selten! Oder wie die Engländer sagen : very strange!
 
Was ist eigentlich negativ an dem Begriff "Fetischist" und einem Bekenntnis zum Strumpfhosenfetischismus?

Hier mal ein paar Äußerungen von Membern aus dem Thread "Fetischist, ja oder nein? Wie seht Ihr Euch?":

Vielleicht mal eine andere Definition des Begriffes „Fetischist"

Wenn man jeden Tag an Strumpfhosen denkt in einem Maße, dass über dem einer Frau hinausgeht (welche Strumpfhose ziehe ich heute an? – Aufpassen, dass man sich am Tag keine Laufmasche einfängt), dann könnte man es auch als Fetischismus betrachten.

Ich denke, diese vorgestellte Grenze ist schnell übersprungen, wenn man

  • sich Bilder von fremden Frauen anschaut oder auf seinen Computer speichert, alle mit dem Objekt der Leidenschaft, niemals ohne,
  • sich am Abend erinnern kann, wie viele und welche Strumpfhosen einem den ganzen Tag „über den Weg gelaufen sind", aber bei der Zuordnung der Frauen Schwierigkeiten aufkommen oder man gar nicht sagen kann, ob diese Frauen Ohrschmuck getragen haben,
  • sich einredet, die eigene Sexualität geht auch „ohne" die Objekte der Leidenschaft, aber man es eigentlich nicht ausprobieren möchte, weil „mit" es schöner ist (oder der Partner längst die Hoffnung aufgegeben hat, weil bei „ohne" eh nicht viel läuft),
  • stolz berichtet, Sexualität hat ohne Beteiligung des Objektes stattgefunden, aber man verschweigt, welcher Film im Kopf ablief,
  • sich in diesem Forum hier angemeldet hat.


Ich meine, wenn man bei ehrlicher Betrachtungsweise mehr als einmal sich selber entdeckt hat, sollte sich nicht scheuen, seine eigene Einstellung zur Frage, ob man Fetischist ist, neu zu überdenken.



Es gibt keine unglücklichere Phase im Leben als die, in der man sich seine Neigung nicht wengistens selbst gegenüber offen eingesteht. Der Moment, in dem ich zu mir selbst sagte: "Ich bin Strumpfhosenfetischist!" war der wohl befreiendste in meinem Leben, gefolgt natürlich von dem Moment, in dem ich mich vor meiner Frau damit nicht mehr verstecken musste, weil ich es mit ihr besprochen hatte.

Ich glaube, da gibt's viele Parallelen zur Homosexualität: Langes Nicht-wahrhaben-Wollen, Verdrängung bei gleichzeitiger Erregung am "Verbotenen", und schließlich die Selbstfindung und Selbst-Akzeptanz.



Für mich ist Fetischismus kein Stigma, sondern eine wichtige Grundlage, mein eigenes Verhalten und meine emotionalen Reaktionen richtig zu erkennen. Natürlich muss das jeder selbst wissen, wie er mit seinen Gefühlen umgeht, aber ich kann aus meiner Erfahrung nur empfehlen, sich der Auseinandersetzung mit dem Thema nicht zu entziehen.

Ich kenne leider zu viele Menschen, die es ihr Leben lang nicht geschafft haben, weil sie sich aus Angst , Scham oder aus der Ablehnung heraus, irgendeiner ungewünschten Kategorie zugeordnet zu werden, nie oder viel zu spät geöffnet haben. Einen Vorteil hatten sie hierdurch nicht.

Grüße

teka

Und nochmal: Es geht (mir) in diesem Thread nicht darum, Menschen in irgendwelche Schubladen zu sperren, sondern das herauszuarbeiten, was uns verbindet. Wenn jemand etwas dazu beitragen möchte, ist das herzlich willkommen :).
 
Wenn ich die Äußerungen im Unterforum "Encasement", aber auch die zu Kompressions- und Stützstrumpfhosen lese, habe ich das Gefühl/den Eindruck, dass die einengende Wirkung einen großen Reiz ausübt.

Das Gegenstück sind die vielen in Richtung Weiblichkeit und Transvestismus weisenden Beiträge und Bilder Strumpfhosen tragender Männer, die eher eine "softe" Komponente aufleuchten lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich die Äußerungen im Unterforum "Encasement" lese, aber auch die zu Kompressions- und Stützstrumpfhosen lese, habe ich das Gefühl/den Eindruck, dass die einengende Wirkung einen großen Reiz ausübt.

Das Gegenstück sind die vielen in Richtung Weiblichkeit und Transvestismus weisenden Beiträge und Bilder Strumpfhosen tragender Männer, die eher eine "softe" Komponente aufleuchten lassen.

Den Eindruck habe ich auch. Das Schöne ist: je nach Stimmungslage kann ich mal das Einengende und mal das Softe -beides im Sinne einer zweiten Haut- gleichermaßen genießen... LG.
 
Warum sind wir denn hier, klar strahlen die feinen Beinkleider eine gewisse Faszination, und den Reiz sie zu spüren, an uns aus. Ich liebe ja auch den Fetisch einer Feinstrumpfhose, mit der massierenden und spannende Wirkung auf meiner Haut zu genießen. Das man nun hier diese Leidenschaft mit allen teilen kann, zeugt doch auch von der Faszination "Feinstrumpfhose". Na und was die Travestie betrifft, zarte Dessous finden bei mir auch mehr Zuspruch, als Leder und Ruber.
 
Es gibt da auf ResearchGate den frei abrufbaren Artikel Pantyhose fetishims and self cohesion: A paraphilic solution (1997) des an der Yale Universtity lehrenden Psychiaters Leslie Lothstein. Wegen dem psychoanalytischen Fachchinesisch ist der nicht ganz einfach zu lesen, aber trotzdem interessant. Mal abgesehen davon, dass er als Psychoanalytiker typischerweise die Kindheit und die Beziehung zur Mutter als prägend ansieht, macht er einige Punkte, die ich so nachempfinden kann. So konstatiert er, dass Feinstrumpfhosen beim Fetischisten als eine schützende "magische Haut" fungieren und zur Entwicklung eines "Haut-Egos" führen. Letztendlich sieht er diesen Fetisch weniger als ein Problem an, sondern als eine kreative Lösung für ein psychisches Dilemma. Von daher ist die Schublade "Fetischist" vielleicht noch ein gesellschaftliches Stigma, aber die Forschung ist da längst viel weiter, weswegen dieses "Störungsbild" als eigenständige Diagnose aus dem ICD genommen wird.
 
Ich hab den Artikel nicht gelesen, aber aus deiner Zusammenfassung entnehme ich: Laut dieser Analyse haben alle Leute mit Fetisch ein psychisches Problem, welches sie durch diesen kreativ lösen???
 
Ich hab den Artikel nicht gelesen, aber aus deiner Zusammenfassung entnehme ich: Laut dieser Analyse haben alle Leute mit Fetisch ein psychisches Problem, welches sie durch diesen kreativ lösen???
Es wurde von einem "psychischen Dilemma" gesprochen. Ich finde, dass das durchaus die häufig zutreffende Beschreibung ist. Jedenfalls kann ich das für mich bestätigen. Ein psychisches Problem zu haben ist, nebenbei bemerkt, nicht unbedingt etwas erschreckendes. Jeder hat psychisch irgendeine Macke. Das gehört zum Wesen des Menschen. Nur zu groß darf die Macke eben nicht sein, damit sie nicht für andere und für einen selbst zu einer Gefahr wird.
 
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