Hallo Leute,
Also ich hab mich mal durch die ganzen zehn Seiten gewühlt.
Würde man bei den Beiträgen die Strumpfhosen durch das Wort Hosen ersetzen und Mann durch Frau, hätte man eine Diskussion, die um 1900 geführt wurde, als die Frauenwelt die Hosen erobert haben. Wer hätte sich denn noch um 1950 vorstellen können, dass Röcke bei Frauen mal die absolute Ausnahme sein werden! Gehe ich heute Einkaufen, in die Fussgängerzonen oder auch zur Arbeit, dann sind Röcketragende Frauen in der deutlichen Minderheit - nylontragende Frauen übrigends auch!
Die Frauen sind stolz drauf und nennen das Emanzipation.
Nur bei uns Männern ist die nie angekommen. Wir haben es nicht mal geschafft, die dezent unter Hosen getragene Strumpfhose aus der schmuddel-fetisch-ecke heraus zu holen. Schade eigentlich.
Mal sehen, was die kommende Generation da so bringt. Mir fällt bei Jugendlichen auf, dass rosa T-Shirts und selbst Strassaplikationen bei Jungs längst kein Zeichen mehr für eine homosexuelle Neigung sind. Immerhin ein Anfang.
Aber zurück zur Ausgangsfrage. Ich gestehe, dass ich sichtbar getragene Nylons am Arbeitsplatz auch vermeide - allerdings bedaure ich, dass ich sowas vermeiden "muss", um nicht in eine bestimmte Ecke zu geraten.
Ich denke, dass das aber auch sehr stark kulturell geprägt ist.
In Japan sind selbst im Business-bereich Herrensocken üblich, die so transparent sind, dass wir sie hier eher als (damen)feinstrumpfwaren einordnen würden. In Birma ist der Rock das typische Männerbeinkleid. Wäre die Feinstrumpfhose im Barock oder Rokkoko erfunden worden, als zumindest in adligen Kreisen ein femininer Touch bei Männern als chic galt, dann wäre sie sicher auch bei Männern ein Renner geworden.
Dass es heute sicher für einen Bankkaufmann etwas einfacher ist, Strumpfhosen am Arbeitsplatz zu tragen, als für einen Bauarbeiter, Bergmann oder in sonst einem typischen Männerberuf ist schwer zu bestreiten.
Da sehe ich übrigends den größten Unterschied zur Emanzipation der Hosen bei Frauen: Als die Frauen das Recht auf Hosen durchgesetzt haben, da gab es eine große Solidarität unter den Frauen - es waren die Männer, denen das nicht gefiel. - Bei der Frage Nylons an Männern habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Skepsis bei den Männern viel größer ist als bei den Frauen. Es sind eher die Männer, die ihre Artgenossen als pervers darstellen. Frauen scheinen mir da etwas toleranter zu sein (das mag anders sein, wenn es den eigenen Mann betrifft!!!).
Lange Rede kurzer Sinn: Wir sollten den Männern, die sich trauen, offen Strumpfhosen zu tragen eher dankbar sein, dass sie helfen, das Thema Nylons als Männermode aus der Schmuddelecke zu holen und ihnen nicht noch in den Rücken fallen.
Liebe Grüße: Theo
P.S. - Die Temperaturdebatte hier finde ich etwas überflüssig. Muss doch jeder selbst entscheiden, wann er oder sie Nylons als angenehm oder als unangenehm empfindet. Ich hab eine Kollegin, die kommt mit Wollweste zur Arbeit, wenn alle anderen sich am liebsten in den Kühlschrank verziehen würden...