jedem das Seine? Wie sensibel sollten wir mit Sprache umgehen?

steffiSH

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Man kann sagen, was man will. Was die Nazis oder andere Totalitäre gesagt haben, muß uns Nachgeborenen nun nicht dauernd "aufs Butterbrot geschmiert" werden. Wir leben im hier und jetzt und fertig! Political Correctness ist Schnee von gestern!


Trotzdem k a n n man die Worte "Neger", "innerer Reichsparteitag", "Arbeit macht frei" "Jedem das Seine" u.a. vermeiden.
 
Man kann sagen, was man will. Was die Nazis oder andere Totalitäre gesagt haben, muß uns Nachgeborenen nun nicht dauernd "aufs Butterbrot geschmiert" werden. Wir leben im hier und jetzt und fertig! Political Correctness ist Schnee von gestern!

Der gute Willhelm von Humboldt hat gesagt: "Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft!" und dein "hier und jetzt" ist das Ergebnis dieser Vergangenheit.
Ich finde also eher nicht, dass man den Schnee von gestern vergessen sollte.
 
Man kann sagen, was man will. Was die Nazis oder andere Totalitäre gesagt haben, muß uns Nachgeborenen nun nicht dauernd "aufs Butterbrot geschmiert" werden. Wir leben im hier und jetzt und fertig! Political Correctness ist Schnee von gestern!

Einspruch! Seit die Nazis den altrömischen Rechtsgrundsatz suum cuique - "Einem jeden, was ihm zusteht" missbraucht haben, gehört der leider in den Giftschrank der deutschen Sprache. Zumal er ständig falsch verwendet wird, im Sinne von "Jeder wie er mag". Das bedeutet der Satz nämlich eindeutig nicht.
 
Ach so? Ist das so in Berlin?

https://www.linguistik.tu-berlin.de/fileadmin/fg72/Masterarbeit_Julian_Gerlach_361761.pdf

Diese Phrase ist …

Masterarbeit Technische Universität Berlin schrieb:
... Synonym für Massenmord und steht
stellvertretend für das Leid von Millionen von Menschen und die Willkür und
Gräueltaten des Nationalsozialismus. Da dies jedoch nicht der einzige Kontext ist, in dem
die Phrase verwendet werden kann und es keinen einheitlichen Konsens zur adäquaten
Weiterverwendung nationalsozialistisch belasteter Sprache gibt, kommt diese Arbeit zu
der Konklusion, dass sich ein angemessener Umgang mit der Phrase weder durch
Tabuisierung noch durch unbedarfte Weiterverwendung erzielen lässt. Das Ziel ist eine
sprachlich sensibilisierte Öffentlichkeit, die sich aus der Kombination aus
wissenschaftlicher Auseinandersetzung und gesellschaftlicher Aufklärung ergibt und
einen adäquaten Umgang mit NS-Sprache zur Folge hat.
 

hast du das ganz gelesen?
Hab mir das Fazit durchgelsesen und einen Teil der Einleitung. Das hier ausgesucht Zitat ist stark verfälschend.
Um hier ein ebenso verfälschendes Gegenzitat einzubringen aus der gleichen Arbeit:
Da die Phrase jedoch ebenfalls für Gerechtigkeit, Individualität oder Gleichheit stehen
kann und nicht zu den eindeutigen sprachlichen Pejorisierungsstrategien wie

Zigeuner oder Neger gehört, wird sie

in Printmedien
hochfrequent gebraucht.
Auch der Wikipedia Artikel dazu läßt eine Vielfältige Nutzung erkennen. Im Gegensatz zu vielen anderen Redewendung scheint diese normaler Sprachgebrauch weiterhin zu sein, im Sinne einer synonymen Bedeutung zu "Jeder wie er will."
Eine kritische Auseinandersetzung sollte erfolgen, aber man sollte hier niemanden Worte in den Mund legen und stets Kontexte beachten.
 
Ja, habe ich. Das Zitat ist der Zusammenfassung entnommen und auch hier steht, dass weder tabuisieren, noch unbedarfte Verwendung angebracht sind.

Nach meiner Erfahrung verwenden die meisten Menschen diese Phrase in Unkenntnis der Geschichte. Wenn man dann darauf hinweist, sind manche ganz betroffen und werden sich vermutlich in Zukunft einer anderen Wortwahl bedienen, andere werden trotzig und sagen: "Jetzt erst recht!". Mir geht es nur darum, dass jeder den geschichtlichen Hintergrund kennt. Was er dann daraus macht, ist seine Sache, aber ein "In Berlin reden wir frei Schnauze" ist als genereller Freibrief nicht akzeptabel.
 
Lasst doch mal die Kirche im Dorf. Wenn jedes Wort, jeder Beitrag, alles infrage gestellt wird, braucht man sich nicht wundern wenn das Forum insgesamt einschläft.
Ich denke nicht, das die einzelnen "Phrasen" in dem Kontext geschrieben wurde, wie hier vermutet bzw. unterstellt wird.
 
Natürlich hat Steffi nicht den Nazispruch gemeint, aber selbst wenn man die Geschichte einmal beiseite lässt, ist die Bedeutung dieser Phrase im Deutschen nicht so, wie sie ursprünglich unter Justinian war. Daphne hat ja schon darauf hingewiesen, dass das ganz und gar nicht heißt: "Jeder, wie er mag", sondern vielmehr: "Du armer Tropf kannst es halt nicht besser (im Gegensatz zu mir), also musst Du Dich damit begnügen, was Du abbekommst".
 
Es gibt auch noch den Spruch "Jedem das Seine - mir das Meiste." Hier wird schon ganz deutlich, das damit nicht gemeint ist "Jeder wie er mag." sondern "Jedem das, was er verdient." (Hier im materiellen Sinne gebraucht.)
 
Da der Spruch über dem Tor vom KZ Buchenwald hing, hatte das ja eine extra zynische Bedeutung.

Jedem das seine - und euch, die ihr durch dieses Tor geht, den Tod.

Wenn man das so liest, wird klar, daß der Spruch nicht einfach unbefangen zu gebrauchen ist.
 
Zum ersten mal einen Mann in Strumpfhosen gesehen. So lautet der Thread. Die letzten Posts sind hier eindeutig am Thema vorbei. Wenn ihr euch über Grammatik oder den Nationalsozialismus unterhalten wollt denke ich ist dieses Forum nicht das Richtige.
 
Bedaure Googlehupf. Es ist eben NICHT egal, was man hier wie formuliert. Das hat etwas mit Kommunikationshygiene zu tun. Wenn es da meiner Ansicht nach Defizite gibt, werde ich diese immer thematisieren und wenn das dann ausdiskutiert ist, werde ich vielleicht den ganzen Passus in "Des Kaisers Bart" verschieben, vielleicht aber auch nicht.
 
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