jedem das Seine? Wie sensibel sollten wir mit Sprache umgehen?

......Aber in dem ursprünglichen Beitragsteht Sie ja im Zusammenhang mit einem vorherigen Beitrag und istalso auch verständlich. So braucht Sie keiner weiteren Erklärungund schon gar nicht einer Rechtfertigung....

... und genau das stimmt eben nicht. Diese Phrase wird mitunter von Leuten verwendet, die eigentlich etwas Positives formulieren wollen und sich dabei nicht bewusst sind, dass sie negativ hinterlegt ist (also auch in der heutigen Bedeutung). Darauf angesprochen kommen Sie in Erklärungsnot und fangen sich zu rechtfertigen an, so wie hier sehr anschaulich nachzulsesen.
 
@AJR

Wie ich befürchtet habe sind unsere Meinungen gegensätzlich.

Meine Aussage ist meiner Ansicht nach, objektiv betrachtet, nicht falsch.

Kannst Du mir Quellen nennen in denen seht das meine Aussage falsch ist?

Ich deute deine Antwort als deine subjektive Meinung. Die darfst Du selbstverständlich haben und auch äußern aber nicht als allgemein gültig sehen.

Wir werden da nicht zu einer Annäherung kommen von daher möchte ich diesen Widerspruch so im Raum stehen lassen.

Liebe Grüße
Sonia
 
Ich verstehe schon, dass Du es anstrengend findest, dem Verlauf hier zu folgen. Aber wenn Du Dir die Mühe gemacht hättest, die Beiträge durchzulesen, hättest Du gesehen, dass Daphne schon darauf hingewiesen hat, dass diese Phrase häufig falsch verwendet wird:

...Zumal er ständig falsch verwendet wird, im Sinne von "Jeder wie er mag". Das bedeutet der Satz nämlich eindeutig nicht.

Ich habe versucht, die heute übliche Bedeutung so zu umschreiben:

Du armer Tropf kannst es halt nicht besser (im Gegensatz zu mir), also musst Du Dich damit begnügen, was Du abbekommst.

Steffi hat dann zuerst einmal bestätigt, es genau so gemeint zu haben:

...eben, so wars gemeint. Ich wollte es nur nicht so böse formulieren....

um dann, nach meiner Festellung, dass das aggressiv sei, sofort wieder zu relativieren:

Nein, ich wollte Nicht böse sein, wenn mir das mit dem Plasierchen eingefallen wäre, hätte ich Das genommen - gefällt mir besser

also bezugnehmend auf Leverkühns Alternativvorschlag "Jedem Tierchen sein Plaisierchen", um solche Interpretationsmissverständisse zu vermeiden.

Offenbar kennen eine ganze Menge Leute, so auch Du, die tatsächliche Bedeutung dieser Phrase nicht, von der dahinter stehenden Geschichte ganz zu schweigen. Damit sind die Missverständnisse wohl unvermeidlich, auch wenn Du das anders sehen magst.
 
Auchhabe ich nicht gewusst das Sie mal über irgend einem Tor von NaziBauwerken gestanden hat.

Und ganz unter uns Sonia. Das war nicht irgendein Tor von irgendeinem Nazibauwerk. Das war der Willkommensspruch für die Juden über dem Haupteingang eines ganzen Konzentrationslagers, in dem mehr als 50.000 Menschen ermordet wurden.
 
1937 bauten die Nationalsozialisten das Konzentrationslager Buchenwald in der Nähe von Weimar. Der Spruch „Jedem das Seine“ (in der Bedeutung von „Jedem, was er verdient“) steht von innen lesbar über dem Haupttor. Er richtete sich somit direkt an die Lagerinsassen. Dies stellt eine Besonderheit gegenüber den anderen Konzentrationslagern dar, deren Torsprüche mit ihren nach außen gerichteten Schauseiten sich vornehmlich an die Bevölkerung außerhalb der Lager wandten, wie beispielsweise „Arbeit macht frei“ in Auschwitz, Dachau, Groß-Rosen, Sachsenhausen oder Theresienstadt.

In den 1990er Jahren setzte ein kritischer Umgang ein, der unter anderem in der Auseinandersetzung um Trutz Hardos 1996 erschienenen Roman Jedem das Seine seinen Ursprung hatte. Hardo rechtfertigt in dem Roman den Holocaust, indem er ihn als Vollstreckung des „Karmagesetzes“ interpretiert, jedem Insassen von Buchenwald sei „in konzentrierter Weise das ihm aus karmischer Gesetzmäßigkeit zustehende Schicksal zugewiesen, um seine Verschuldung abzuarbeiten und dadurch frei zu werden.“ Das Amtsgericht Neuwied verurteilte Hardo am 4. Mai 1998 wegen „Volksverhetzung in Tateinheit mit Beleidigung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ zu einer Geldstrafe und untersagte die Weiterverbreitung des Buches. Damit wurde auch offiziell klargestellt, dass die Legitimierung der Buchenwalder Bedeutung von „Jedem das Seine“ in der Bundesrepublik gegen geltendes Recht verstößt.

In Gerichtsverfahren gegen einen Mann, der auch Mitglied der rechtsextremen NPD ist, urteilten im Dezember 2015 das Amtsgericht Oranienburg, im November 2016 das Landgericht in Neuruppin und im April 2017 das Oberlandesgericht Brandenburg, dass eine Tätowierung, die einen Auschwitz-Wachturm und das Buchenwald-Logo „Jedem das Seine“ darstellt, als Billigung des Massenmordes an Juden im Dritten Reich strafrechtlich zu ahnden ist, wenn sie in einem Schwimmbad öffentlich gezeigt wird. Im konkreten Fall wurde eine Freiheitsstrafe von acht Monaten verhängt.



Das im zweiten Absatz mit dem Karmagesetz dürfte alles in allem auch die Bedeutung sein, in der der Spruch von den Nationalsozialisten über dem Lagertor gemeint war.
《Ihr habt nur Leid und Tod verdient, weil ihr seid, was ihr seid.》

An letztern Fall mußte ich bei der ganzen Diskussion immer wieder denken. Der Typ hat den Spruch in gotischen Lettern tatsächlich über die komplette Breite als Arschgeweih tätowiert und darüber den KZ Wachturm.
Will hier jetzt kein Foto einstellen, einfach mal nach "Jedem das Seine Tatoo" googeln.
Verstehe echt nicht, wie man sich mit so einer Tätowierung noch ganz selbstverständlich in der Öffentlichkeit zeigen und bewegen kann. Der kam sich dabei wahrscheinlich auch noch total cool vor.
Das das strafrechtlich geahndet wurde finde ich gut und richtig.
Tattoos dieser Art sind nicht an sich strafbar. Der Staatsanwalt wird nur tätig, wenn ihre Träger sie öffentlich zeigen. Sofern der Mann ein T-Shirt überzieht, gibt es – zumindest juristisch – kein Problem.

https://www.n-tv.de/panorama/Badegast-mit-Nazi-Tattoo-steht-vor-Gericht-article16622076.html
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-04/nazi-tattoo-npd-marcel-zech-haft-urteil
 
Oder der Irrsinn, gewisse Kennzeichen an Fahrzeugen nicht zuzulassen. Mein Nachbar hat die Initialen H. J. Das ging nicht als Kennzeichen. Ebenso NS, 88 und Co. Allerdings sehe ich immer mehr Fahrzeuge, die HH-HH XXXX als Kennzeichen haben. Entweder ist es mittlerweile entschärft worden, oder (so hoffe ich) Die Bedeutung der Hansestadt Hamburg überwiegt mittlerweile deutlich den speziellen Gruß.

Also ich hatte bei meiner Quad Tour eines mit der Nummer 88. Ich habe die Organisatoren drauf angesprochen, das mir das mit der Nummer auf dem Kennzeichen nichts machen würde :D :D. Die Veranstalter zogen daraufhin das Fahrzeug aus dem Verkehr mit der Ausrede,dieses Quad hätte soviel Km zurückgelegt und das eiligst bereitgestellte hätte eine Geringere Laufleistung gehabt. Ich empfand das schon als Peinlich, man kann es auch übertreiben. ;)

Aber in der heutigen Zeit kann man es auch auf die Spitze treiben ;)

https://www.youtube.com/watch?v=RgizGDYgKfw

Gruß

Nylon_Legs
 
Ein sehr schwieriges Kapitel. ich bin immer dann alarmiert, wenn wie hier die Meinung geäußert wird "... ich bin daran nicht Schuld, Schnee von gestern, jetzt soll es mal gut sein...". Brandgefährlich! Und hier schreite ich auch im realen Leben immer ein. Niemals dürfen wir vergessen! Nein! Wir sind sicherlich nicht schuldig, aber wachsam zu sein, ist unsere Pflicht. Gerade in der heutigen Zeit, wo "Vergessen" wieder schick ist und das braune Geschmeiß wieder an alte Sitten anknüpft, ist es besonders wichtig, einzuschreiten.

Meine Familie väterlicherseits wäre beinahe in den letzten Kriegstagen den Nazi-Schergen zum Opfer gefallen, weil sie zwei Kriegsgefangene versteckt hatten. Nur eine Fliegerbombe hatte meinen Großvater vor dem Strick gerettet, der von den Schergen an einer Laterne vor seinem Haus geknüpft worden ist. Ich habe in meiner frühen Jugend von meinem Vater viel über diese Zeit erfahren, die er als kleiner Junge über einer der schwärzesten Abschnitte der menschlichen Geschichte erleben musste. Das hat mich geprägt.

AJR, ich finde Eure Wachsamkeit absolut vorbildlich und stütze es. Ja, es ist heute recht schnell möglich, aus Unwissenheit die falschen Worte zu treffen. Ich meine, hier wurde eindeutig dargestellt, dass die besagten Worte unbedacht gesetzt worden sind. Ich finde es gut, dass hier sehr wertvolle Gedanken dazu beigetragen worden sind.
 
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