Hallo (Mara-)Sam,
erstmal herzlich Willkommen im Forum und vielen Dank für deine(n) obigen Beiträge,
die einen Einblick in deine eigene feminine Entwicklung und Lebensgeschichte gewähren.
Hätte eine solch ausführliche Beschreibung eigentlich eher im "Begrüßungsforum" erwartet,
wo sich in der Regel die "Neuen" auch vorstellen, da hier unter einem eigenständigen Thema
ein solcher Beitrag wie der deine schnell verloren/überlesen wird. Aber sei es drum, ggf. kannst du
das ja nachholen?!
Also zu deinem Beitrag des
sich outen müssens, um die wahre Freiheit erleben zu können, kann man geteilter
Ansicht sein und ich denke, es sind gerade in einer schon bestehenden Beziehung eine ganze Menge
Fakten wie persönliche Lebensumstände, berufliche Aspekte, eigene Familie/Kinder, Gefühle,
Harmonie, Ausprägungsgrad der femininen Seite und damit verbundene Selbstkontrolle,
soziales Umfeld usw. zu beachten, bevor man(n)/Frau diesen Schritt geht!
Und eine Vorhersage, welche Konsequenzen dieses Outen für den Delinquenten schlussendlich
haben wird - das eigene hier beschworene Freiheitsempfinden mal außen vor gelassen - ist
individuell zu bewerten, den jeweiligen Lebensumständen geschuldet und in all ihren Dimensionen
nicht prognostizierbar! Positive Beispiele gibt es einige, aber Schilderungen über Negativerlebnisse
dazu gibt es weitaus mehr, hier oder in ähnlichen Foren, die sich ebenfalls dieser Thematik
annehmen. Und dies schürt natürlich zusätzliche Ängste, sich der Partnerin zu offenbaren.
Also dies muss jeder Einzelne mit sich selbst ausmachen ... und dass man da vor Fehleinschätzungen
nicht gewappnet ist, durfte/musste ich am eigenen Leib erleben!
So habe ich mich vor gut 2 Jahren (Dez 2011) mehr oder weniger unabsichtlich gegenüber
meiner Frau geoutet, und dass nach mehr als drei Jahrzehnten glücklicher Beziehung!
Und nie hätte ich erwartet, dass meine Frau - nach kurzer Schockstarre und darauf
folgenden stundenlangen Gesprächen - so verständnisvoll und positiv
reagiert und mich nun wirklich in allen Belangen unterstützt.
Details hierzu wie auch zu meiner eigenen Entwicklung und dem Ausleben meiner femininen Seite
finden sich hier in diversen Beiträgen im Forum. Mittlerweile begleitet mich meine Frau zu Foren-treffen
oder aber wir nutzen z.B. Gelegenheiten im Urlaub, meiner femininen Ader freien Lauf zu lassen.
Schlimm war für sie zum Zeitpunkt des Outings weniger der Umstand als solches, sondern
weitaus gravierender erschütterte Sie das mangelnde Vertrauen meinerseits, mich ihr aus Angst
und in Erwartung negativer Reaktionen nicht früher geöffnet zu haben! Daran hat sie sehr zu
knabbern gehabt und es bedurfte vieler Gespräche, ihr meine Sichtweise und damit verbundenen
Ängste näher zu bringen.
Gleichwohl gebe ich unumwunden zu, dass ich seit dem outing ein ganz neues Lebensgefühl
genieße, keine Geheimnisse mehr zwischen uns stehen, wir uns mehr denn je austauschen und
dabei die beiderseitigen Bedürfnisse und das WIR in den Vordergrund stellen.
Damit verbunden auch die Gelegenheit, meine weibliche Seite auch nach außen hin zeigen zu dürfen,
wenn auch in abgesteckten Grenzen (s.o.), da das beruflich-soziale Umfeld dem entgegen steht!
Dies nun leider erst seit 2 Jahren und somit in der zweiten Lebenshälfte, was ich wiederum mir alleine
zuzuschreiben habe wg. langjährigem Verschweigens. Jahre, die mir niemand zurück bringt, aber dies
ist wohl die gerechte Strafe?!
Aber ich / wir sind uns auch im Klaren darüber, dass solche Partnerschaften nicht der Normalfall
sondern eher die Ausnahme sind. Übrigens, es gibt meinerseits auch keine Bestrebungen, meine
männliche Seite abzulegen, es schlagen einfach zwei Herzen (two spirits) in meiner Brust, und auch
als MEL gibt es nur meine Frau an meiner Seite!
Herrje, nun ist aus einem beabsichtigen kurzen Kommentar doch wieder ein halber Roman
entstanden!
LG MEL