viele genderforscher (und auch ich) beobachten in europa zwei langfristige sich widersprechende trends.
1. eine öffnung der geschlechterrollen.
es wird immer weniger klarer was männlich und weiblich ist und es gibt zahlreiche indivduelle zwischenentwürfe.
geschlechterollenbilder heben sich zunehmend auf. männer udn frauen können potentiell das selbe tun.
in diesem trends weichen auch kleidungsvorschriften auf und wird es zum mainstream, das jeder sich seine indivduelle sexualität sein individuelles mannsei, frausein, metrosein, androgynsein ... entwerfen und auch leben darf.
in diesem zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, das es auch in deutschland sehr wohl eine - wennauch kleine - männerbewegung gibt.
die fordert vielleicht nicht "freiheit für männer strumpfhosen zu tragen" aber es geht da um rollenerweiterung, befreiung von rollenzwängen usw. und sich dabei gegenseitig zu unterstützen. so hat auch die frauenbewegung angefangen. das zum beispiel die situation von jungen und die geschlechtsbewusste jungenarbeit zur zeit eine relativ hohe beachtung geniesst, ist ein erster erfolg dieser bewegung.
(einen kleinen überblick dazu findet man vielleicht hier:
Switchboard online)
zugleich gibt es aber eine tendenz zum rückgriff auf alte rollenmuster.
auf diese sind vor allen die leute angewiesen, die mit der zunehmenden verunsicherung und der fehlenden intiation in ihr erwachsenleben nicht umgehen können. um sich "richtig" zu fühlen und zu verhalten, greifen solche menschen auf klassische rollenmuster zurück (wozu auch der habitus, also die richtige kleidung gehört) andere eventuell möglichen wünsche werden entweder abgespalten, auf andere projeziert und dort bekämpft (rechtsextremistisch gesinnte menschen und deren opfer), oder verheimlicht oder strategisch in bestimmten erlaubten formen und ritualen (beim fasching, im fußballstadion...) ausgelebt.
beide tendenzen finden sich auch sowohl innerpersönlich, als auch zwischen personen udn personengruppen )z.b. stadt-Land-gefälle)
was ich quatsch finde, ist zu jammern, dass sich bei uns nichts bewegt und nichts weiter geht.
das habe ich, wenn ich bei mir innen und außen auf die letzten 20 jahre schaue, ganz anders erlebt.
Ein beispiel:
als ich noch jung war, war es ein skandal als mann ohrringe zu tragen oder lange haare. wer das gemacht hat, fand kaum veständnis. heute kräht da niemand danach, außer in bestimmten berufen und ab einer bestimmten machtposition.
Erst vor ca. 50 jahren haben wir durch den Kinseyreport ja überhaupt erst erfahren, dass unsere abweichungen nicht untypisch sind. wir dachten ja, alle haben eine "normale", einfache 018/15 sexualität und kinsey hat dann aufgezeigt das dies nicht stimmt, sondern alle ihre ihre eigenen "abweichungen", ihre indivduellen ausprägungen haben.
wenn vor 20 jahren jemand mit einen strumpfhosenproblem in die beratung ging, konnte es schon passieren, das es bestrebungen gab, ihn als "ungesund" oder "krank" zu diagnostizieren und ihm was wegtherapieren zu wollen.
heute sind die ratgeber und therapeuten dann doch eher so in dem tenor wie der oben erwähnte link. also dass so was durchaus üblich sein kann und nicht schlimm sein muß, sondern sogar interessant und spannend, auf alle fälle händelbar. (reden sie miteinander)
sexuelle leidenschaften und obsessionen werden zu ganz normalen partnerwahlkriterien wie etwa handwerkliche fähigkeiten, akademisches studium, raucher oder nichtraucher
natürlich sind wir keine mehrheit, so wie z.b. lederfreunde keine mehrheit sind. es gibt eben sehr unterschiedliche neigungen und interessen. nylon und schöne unterwäsche zu mögen ist sicher eine von vielen ganz normalen erotischen neigung.
viel entscheidender ist der umgang damit. das können wir hier im forum auch sehr gut beobachten.
liebe ich die strumpfhose oder die frau, die die strumpfhose trägt?
bin ich beziehungsfähig oder
liebe ich meinen fetisch?
wieviel und was will ich mit der partnerin?
was geht mit ihr und was nicht?
was bin ich bereit zu verhandeln, wie gelingt es mir die Beziehung zu gestalten, bedürfnisse auszuhandeln, mit gefühlen, ablehnung, angst usw. umzugehen?