Hallo Anne,
Du hast Deinen Geschmack und ich werde den Teufel tun, auch nur den Versuch zu machen, ihn Dir auszureden ( was wohl auch kaum klappen würde
).
Trotzdem sehe ich die Sache ein wenig anders als Du. Du sagst, Männer und Frauen näheren sich immer mehr an. Ich sage dagegen, Männer und Frauen bewegen sich in einigen Dingen lediglich in dieselbe Richtung. Die Emanzipation hat der Frau eine Selbstständigkeit gebracht, die sie niemals zuvor in der Geschichte hatte. Freie Entfaltung, sich selbst verwirklichen, das tun, was Frau gerne mag, das sind inzwischen zumeist keine leeren Worte mehr, sondern Realität. Dass als Ergebnis der weiblichen Emazipation nun sich auch der Mann bewegt, ist wohl nur natürlich. Schliesslich wird seine ursprüngliche Rolle inzwischen oftmals durch Frauen besetzt. Soll Mann nun händeringend an seiner alten Rolle festhalten ? Das wäre garnicht möglich. Er muß sich also bewegen.
Die Frage ist, wohin die Reise geht. Viele Frauen möchten einen Manntyp, den ich hier mal Macho light nennen möchte. Eben noch ein echter Kerl, aber inzwischen in der Lage, Verständnis für die Frau zu haben und auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
Nun, Wünsche dürfen gerne geäussert werden, aber wieso soll nun der Mann sich denen fügen ? Er hat als bestens Beispiel ja die Emanzipation der Frau miterlebt und die haben sich nun wirklich nicht gross reinreden lassen von den Männern.
Letztendlich hat er drei Möglichkeiten. Er tut, was er will und lässt sich nicht mehr darauf ein, die alte Männerrolle einfach auszufüllen, weil andere meinen, dass er so sein muss. Oder er versucht, den Frauenwünschen gerecht zu werden und die eierlegende Wollmilchsau zu werden. Die dritte Möglichkeit wäre, dass er bei der alten Rolle bleibt und einfach so weitermacht wie vor 50 Jahren.
Möglichkeit 1 ist eben der neue Mann, der sich neu und vor allen Dingen selbst definiert ( gemäß seinen Wünschen und Bedürfnissen ). Möglichkeit 2 würde für mich am ehesten einem Weichei oder Waschlappen gleichen, denn er versucht, sich anzupassen, anstatt auf seine eigenen Bedürfnisse zu hören. Also kein wirklich eigenes Ich. Möglichkeit 3 wäre der ewig Gestrige, der nichts dazugelernt hat.
Ob Du es nun begrüsst oder nicht, es wird eine ganze Reihe Männer geben, die dasselbe Recht für sich in Anspruch nehmen wollen wie die Frauen. Nämlich so zu sein, wie sie sind, anstatt eine vordefinierte Rolle zu übernehmen. Und wenn sie teilweise dieselben Sachen machen wie die Frauen, dann ist das vollkommen in Ordnung. Denn sie machen es ja nicht, um der Frau zu gleichen, sondern weil sie es aus eigenem Antrieb so wollen.
Man sollte nicht vergessen, dass sich Frauen durch die Emanzipation den Männern sehr stark genähert haben. Und das nicht, weil sie Männer sein wollten oder ihnen nacheifern, sondern weil sie sich gewünscht haben, dieselben Rechte zu haben und so zu sein und zu handeln, wie sie es wollen. Aber wenn Männer nun dasselbe Recht für sich in Anspruch nehmen, dann soll daran was falsch sein ? Dann sind sie Memmen ?
Sorry, aber wenn Du beklagst, dass Männer heute in Frauendomänen eindringen und wagen, sich zu sich selbst zu bekennen und entsprechend sie selbst zu sein, dann beklage bitte auch umgekehrt die Frauen, die sich dasselbe umgekehrt mit der Emanzipation erkämpft haben. Gleiches Recht für alle, aber nicht für sich selbst viel in Anspruch nehmen und anderen dasgleiche dann verweigern bzw auf sie herabsehen und sie als Memmen bezeichnen.
Wie schon zu Anfang geschrieben, wenn Dein Geschmack eher in Richtung altem Männerbild geht, kein Problem. Es gibt noch genug ewiggestrige Männer da draussen. Aber überlege Dir mal, ob es wirklich gerechtfertigt ist, auf andere herabzusehen, die lediglich dieselben Rechte für sich geltend machen wie die Frauen.
Gruß
Moreau