Strumpfhosen in der DDR

Danke für die vielen infos.
Sehr interessant.
Fsh von esda hatte ich auch aber das war nach der vereinigung!
 
Es gab da schon ein großes Angebot-sowohl für Jungs und Mädchen als auch Feinstrumpfhosen für die Damen und ab den 80ern auch Herrenstrumpfhosen. Letztere waren mit Reißverschluß. Das Problem war halt immer der hohe Preis. Kinderstrumpfhosen für 10-12 Mark bei der 170 und 14 Mark bei Feinstrumpfhosen. Herrenstrumpfhosen erst für 22 und dann für 34 Mark. Auf Vorrat kaufen oder sammeln wie hier einige tun war da gar nicht drin.
 
An Herrenstrumpfhosen in der DDR kann ich mich nicht erinnern. Wir Kinder trugen von klein an "Kinder-Strumpfhosen". Dabei gab es welche aus Mischgewebe mit Baumwolle und Kunstfaser (Polyamid) und welche aus reinen Kunstfasern meist Polyacryl. Die aus reinen Kunstfasern (PA) wurden auch als Silastik-Strumpfhosen bezeichnet.
Die Baumwollstrumpfhosen waren dicker und es gab sie als Rippenstrumpfhosen oder mit Zopfmuster. Die Farbpalette reichte von Weiß über Beige, Gelb, Rosa, Rot, Grün, Hellblau, Dunkelblau bis Braun.
Die Silastik-Strumpfhosen waren nicht so dick wie die mit dem hohen Baumwollanteil, wurden deshalb auch oft für drunter oder in der Frühjahrs-/Herbstsaison getragen. Die Farben waren hier etwas heller und umfassten Weiß, Pink, Hellblau und ein etwas dunkleres Blau.
Aufgrund der geringeren Fadendicke und der Kunstfasern waren diese Silastik-Strumpfhosen durchscheinender als die Baumwollnen. Der Schlüpfer und dessen Muster darunter waren zu erkennen, je nach Farbe auch mal etwas mehr oder weniger. Als Muster bei den Silastik-Strumpfhosen kann ich mich nur an Zopf- oder Rautenmuster erinnern.
Sowohl die Baumwoll- als auch die Silastik-Strumpfhose hatten einen Komfort-Zwickel mit 2 Nähten am Po.
Die Baumwoll-Strumpfhosen für Kinder als auch die Feinstrumpfhosen für Frauen waren einer der Export-Artikel der DDR vor allem an die Versandhäuser Quelle und Otto in der Bundesrepublik.
Auf der Leipziger Messe 1979 stellte das Kombinat Esda Thalheim erstmals eine Dederon-Strumpfhose für Mädchen aus. Sie wurde dann auch unter der Bezeichnung Mädchen-Strumpfhose, meiner Erinnerung nach ab ca. 1981 in der DDR verkauft. Es handelte sich um eine Strumpfhose aus einer Dederonfaser (im Westen Nylon) in der Fadenstärke 40 den. Obwohl auf der Verpackung je ein Mädchen in einer blauen als auch in einer roten Strumpfhose abgebildet war, habe ich diese Mädchen-Strumpfhose nur in blau gesehen. Die Strumpfhose war aus 2 Teilen gefertigt, das heißt, dass sie nur eine durchgehende Naht von vorn vom Bauch bis hinter zum Po hatte.
Ab 1987 erweiterte Esda sein Sortiment an Mädchen-Strumpfhosen in Dederon um die Farben Weiß und andere Pastellfarben und modernisierte auch die Verpackung, die bis nach 1990 verwendet wurde.
Zum Gebrauch und Tragen sowie Unterschied Mädchen/Junge in Sachen Strumpfhosen in der DDR mehr in meinem nächsten Beitrag.

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So, nun zum Gebrauch und Tragen sowie Unterschied Mädchen/Junge in Sachen Strumpfhosen in der DDR:
Da in der DDR die meisten Frauen arbeiteten, gingen die Kinder nach dem "Babyjahr" der Mutti von 1-3 Jahren tagsüber in die Kindergrippe und von 4-6 Jahren in den Kindergarten. Meist waren es sogenannte Kombi-Einrichtungen in Plattenbauweise links der Eingang zur Kindergrippe und rechts der zum Kindergarten. Sowohl in der Krippe als auch im Kindergarten war es üblich, dass die Kinder in der "kälteren" Jahreszeit also von Herbst bis Frühjahr Strumpfhose und Pullover als Alltagskleidung trugen. Wobei es vor allem in der Kindergrippe als auch hin und wieder im Kindergarten keine farbliche Zuordnung der Strumpfhose zu Jungen oder Mädchen gab. Außer die Farbe Weiß trugen vornehmlich ab Kindergarten vor allem fast ausschließlich nur Mädchen.
Zum Schulanfang in der DDR:
Am Samstag vor dem 1.Schultag, der immer auf den 01.09. fiel (außer wenn der 01.09. ein Freitag oder Samstag war), gab es immer eine feierliche Schuleinführung zu der die Kinder herausgeputzt wurden. Die Jungen in modernen Hemden und langen Hosen und die Mädchen in feinen Kleidchen oder Bluse und Rock aber fast immer mit einer weißen Strumpfhose. Nach der Feierstunde in der Schule mit Übergabe der von den Eltern organisierten und gefüllten Zuckertüte gab es meist ein Feier im Familienkreis.
Alltagskleidung der Kinder in der Schule war ähnlich der heute:
im Sommer Jungen in T-Shirt (in der DDR Nicki genannt) und lange oder kurze Hose, Mädchen in Nicki und ebenfalls kurzer oder langer Hose oder Rock bzw. Kleidchen. Zu Rock oder Kleidchen trugen die Mädchen je nach Außentemperatur Söckchen oder Kniestrümpfe (ab ca. 25°) oder eine Strumpfhose (< 25°) in allen möglichen Farben und Mustern (Baumwolle- oder Silastik-Strumpfhose).
im Winter Jungen in Pullover und langer Hose und Mädchen ebenfalls in Pullover und langer Hose. Die allermeisten Kinder (Jungen & Mädchen) trugen im Winter eine Strumpfhose (Baumwolle- oder Silastik-Strumpfhose) unter der langen Hose.
In der Grundschule (Unterstufe 1.-4. Klasse) waren auch die meisten Kinder nach Ende der 4.Stunde (ca. 12 Uhr) noch im Hort, wo es nach dem Unterricht Mittagessen im Speisesaal der Schule gab, die Kinder der 1.Klasse dann zum Mittagsschlag gingen und die der Klassen 2-4 zum Spielen drin oder sehr oft auch draußen.
Wenn wir Kinder im Winter vom Spielen draußen meist mit nassen Hosen oder Skihosen wieder reinkamen, um dann gemeinsam und unter Aufsicht der Erzieherin die Hausaufgaben zu machen, haben wir meist die nassen Hosen oder Skihosen zum Trocknen ausgezogen und unsere Hausaufgaben in Strumpfhosen gemacht.
 
Dass die Kinder im Winter unter der langen Hose meist ein Strumpfhose trugen, hatte 2 Gründe, erstens war es angenehm war und man konnte die lange Hose zum Trocknen in der Schule/Hort ausziehen und zweitens, weil es üblich war, dass man dann zu Hause die lange (und gute) Hose auszog, um dort auch nur in Pulli und Strumpfhose zu spielen.
Die Mädchen halfen auch sehr oft daheim schon etwas im Haushalt mit, so dass viele Mädchen daheim Pulli und Strumpfhose mit einer Dederonschürze für Mädchen, gemäß dem Vorbild der Mutti, kombinierten. Das hatte den Vorteil, dass man sich nicht "schmutzig" machte und man in der Tasche auch ein Taschentuch dabei hatte, sowie fast wie die Mutti zu Hause aussah, nur eben mit einer Kinderstrumpfhose unter der Schürze anstatt einer Feinstrumpfhose.
Bis zu einem Alter von 10/11 Jahren waren Strumpfhosen für untendrunter oder "Hauskleidung" sowohl für Mädchen als auch für Jungen üblich.
War man im Winter zu Besuch war es ebenso üblich bei den Verwandten (Großeltern/Tanten etc.) die lange Hose dort auszuziehen und in Pulli und Strumpfhose zu spielen. Hat man Bekannte besucht ergab es sich meist schnell, wenn diese Kinder im ähnlichen Alter hatten und diese auch nur eine Strumpfhose an hatten, dass man von der Mutti aufgefordert wurde, doch auch die lange Hose ausziehen und auch nur in Strumpfhose und Pulli rumzutoben.
Sowohl unter Geschwistern als auch unter Cousin/Cousinen war es üblich, Kinderbekleidung aus der die Kinder "rausgewachsen" waren und diese noch gut waren, an die Jüngeren weiterzugeben. Meine Mutti verschenkte auch oft einige meiner zu klein gewordenen Sachen an ihre Kollegin, die eine 1,5 Jahre jüngeren Jungen hatte. So trug der dann meine Pullis, kurze Hosen oder Jeans aber auch meine Strumpfhosen und für zu Hause auch einige meiner Schlüpfer, Hemden und die ein oder andere Bluse weiter auf.
Ab 11 durfte ich vom Frühjahr bis Herbst auch die Mädchen-Strumpfhosen zu Rock oder Kleid tragen. Ich glaube, die gab es wohl auch erst ab Gr. 146 und vornehmlich nur in Hellblau. Ich war mächtig stolz, war es doch eine Dederon-Strumpfhose, wie Mutti sie trug.
 
Toller Bericht und sehr ausführlich. Zur Jugendweihe durften die Mädchen dann ihre ersten Feinstrumpfhosen tragen. Kann mich noch erinnern.
 
ja eine tolle Erinnerung von Katrin. Da kommt einem selbst die Erinnerung zurück als Junge und das Tragen von Strumpfhosen. Irgendwie wa das damals kein Thema und die Jungs und Mädchen haben Strumpfhosen so ca. bis zu 4. Klasse getragen. Kann mich noch recht gut erinnen, das wir als Jungs in der Schule oft die Strumpfhosen vor oder nach dem Sportunterricht in der Umkleide an oder auszogen und es war ganz normal.
 
vielen dank für die infos.
als "historischer Bericht" ist die Erwähnung der Situation der Kinder okay,

Präventiv möchte ich aber daran erinnern, dass wir hier im Forum grundsätzlich nicht über Kinder diskutieren.
Bitte haltet euch daran, sonst müssen wir hier zu machen.
 
ja eine tolle Erinnerung von Katrin. Da kommt einem selbst die Erinnerung zurück als Junge und das Tragen von Strumpfhosen. Irgendwie wa das damals kein Thema und die Jungs und Mädchen haben Strumpfhosen so ca. bis zu 4. Klasse getragen. Kann mich noch recht gut erinnen, das wir als Jungs in der Schule oft die Strumpfhosen vor oder nach dem Sportunterricht in der Umkleide an oder auszogen und es war ganz normal.
Ich kann diese Berichte nur bestätigen. Blaue Silastikstrumpfhosen trug ich sehr gern.
 
An Herrenstrumpfhosen in der DDR kann ich mich nicht erinnern. Wir Kinder trugen von klein an "Kinder-Strumpfhosen". Dabei gab es welche aus Mischgewebe mit Baumwolle und Kunstfaser (Polyamid) und welche aus reinen Kunstfasern meist Polyacryl. Die aus reinen Kunstfasern (PA) wurden auch als Silastik-Strumpfhosen bezeichnet.
Die Baumwollstrumpfhosen waren dicker und es gab sie als Rippenstrumpfhosen oder mit Zopfmuster. Die Farbpalette reichte von Weiß über Beige, Gelb, Rosa, Rot, Grün, Hellblau, Dunkelblau bis Braun.
Die Silastik-Strumpfhosen waren nicht so dick wie die mit dem hohen Baumwollanteil, wurden deshalb auch oft für drunter oder in der Frühjahrs-/Herbstsaison getragen. Die Farben waren hier etwas heller und umfassten Weiß, Pink, Hellblau und ein etwas dunkleres Blau.
Aufgrund der geringeren Fadendicke und der Kunstfasern waren diese Silastik-Strumpfhosen durchscheinender als die Baumwollnen. Der Schlüpfer und dessen Muster darunter waren zu erkennen, je nach Farbe auch mal etwas mehr oder weniger. Als Muster bei den Silastik-Strumpfhosen kann ich mich nur an Zopf- oder Rautenmuster erinnern.
Sowohl die Baumwoll- als auch die Silastik-Strumpfhose hatten einen Komfort-Zwickel mit 2 Nähten am Po.
Die Baumwoll-Strumpfhosen für Kinder als auch die Feinstrumpfhosen für Frauen waren einer der Export-Artikel der DDR vor allem an die Versandhäuser Quelle und Otto in der Bundesrepublik.
Auf der Leipziger Messe 1979 stellte das Kombinat Esda Thalheim erstmals eine Dederon-Strumpfhose für Mädchen aus. Sie wurde dann auch unter der Bezeichnung Mädchen-Strumpfhose, meiner Erinnerung nach ab ca. 1981 in der DDR verkauft. Es handelte sich um eine Strumpfhose aus einer Dederonfaser (im Westen Nylon) in der Fadenstärke 40 den. Obwohl auf der Verpackung je ein Mädchen in einer blauen als auch in einer roten Strumpfhose abgebildet war, habe ich diese Mädchen-Strumpfhose nur in blau gesehen. Die Strumpfhose war aus 2 Teilen gefertigt, das heißt, dass sie nur eine durchgehende Naht von vorn vom Bauch bis hinter zum Po hatte.
Ab 1987 erweiterte Esda sein Sortiment an Mädchen-Strumpfhosen in Dederon um die Farben Weiß und andere Pastellfarben und modernisierte auch die Verpackung, die bis nach 1990 verwendet wurde.
Zum Gebrauch und Tragen sowie Unterschied Mädchen/Junge in Sachen Strumpfhosen in der DDR mehr in meinem nächsten Beitrag.

Quelle Bilder:
Sehr schöne, ausführliche Berichte! Herzlichen Dank dafür!

Als Südwest-Wessi war die DDR für mich bis zur Wende immer sehr weit weg. Eigentlich wusste ich so gut wie nichts über das Leben im Osten. Ich erinnere mich aber, dass wir in der neunten oder zehnten Klasse mal das Thema Wirtschaft der DDR im Vergleich zur Wirtschaft der BRD durchgenommen hatten, und in einem Schulbuch wurden tatsächlich Strumpfhosen als Indikator für den Zustand der DDR-Wirtschaft genannt: Unglaublich teuer und trotzdem nur bescheidene Qualität. Dass die Premium-Modelle in den Westen exportiert wurden, stand da natürlich nicht.
 
Die in den Westkatalogen wie Quelle sehr zahlreich sichtbaren Strumpfhosen von ESDA haben mir dann auch erklärt warum meine damaligen Größen 158-164 bzw. später 164-170 schlecht zu haben war.
 
Toller Bericht von Katrin. Da kamen gleich wieder Erinnerungen auf. Meine Mutter ist Berlinerin (Weißensee). Daher kenne ich das mit den Paketen und auch das einkaufen von Lebensmittel sehr gut. Haben immer in einer langen Schlange stehen müssen um etwas zu kriegen. Ist auch vorgekommen, daß dann, wenn man dran war nichts mehr gab. Waren damals sehr oft in Ost-Berlin bei Oma, Tanten, Onkels, Cousinen und Cousins.
 
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