Armut

.... aufmerksam habe ich die vielen Beiträge gelesen,
sachliche Aussagen und auch so manche Phrase.
Es ist halt eine Diskussion. So soll es sein.

Ich sage von mir : Ich bin reich.
- ich habe eine nette Familie und mein eigenes kleines Reich,
- ich habe viele Freunde mit denen ich mich gerne treffe,
- ich habe Spass an meinem Leben, auch wenn nicht immer nur
die Sonne scheint.

Ich sage aber auch von mir : Ich bin arm.
- ich kann nicht überall helfen wo ich möchte,
- ich verstehe nicht alles und möchte doch noch so viel lernen,
- ich habe nicht immer gleich Zeit für jemanden.

Aber letzlich kann ich stolz von mir sagen: " mal oben auf - mal ganz unten, mal auf den Putz hauen - mal am Monatsende bankrott sein "
ich achte meine Mitmenschen, helfe wenn ich kann und
weiß das Armut keine Schande ist.
 
Es ist nicht alles falsch, was pantera da so von sich gibt .....

Warum wird denn die Situation in den „reichen“ europäischen Ländern immer schwieriger ? Die überbordende Bürokratie ist sicher ein Faktor, aber nicht der wesentliche. Die immer weiter auseinandergehende Schere zwischen Arm und Reich ist bedenklich, ja sogar gefährlich für den sozialen Frieden, aber nicht maßgebend für die wirtschaftliche Gesamtsituation. Wenn man nämlich das gesamte Geld der Handvoll Superreichen auf alle anderen aufteilt, dann haben die Superreichen zwar nichts mehr, aber die anderen erhalten nur ein paar Kreuzer, weil die Masse eben so zahlreich ist. Der Hauptauslöser für die immer schwieriger werdende Situation in unseren Landen ist aber vielmehr der Markteintritt der früheren Ostblockländer und in weiterer Folge der von China und Indien. Große Teile der Produktion wandern dorthin ab. Es ist kein Wunder, dass damit die Situation in Westeuropa schwieriger wird.

Nun ist es aber doch so, dass auch die Menschen in Osteuropa, in China und Indien, genauso wie im Rest dieser Welt ein Anrecht auf wirtschaftliches Auskommen haben. Die Menschen dort wollen auch Ihre Kinder großziehen und nicht jeden Tag von der Hand im Mund leben. Ich versichere Euch, dass jeder Arbeitslose in Westeuropa sich noch wie ein König fühlen kann, im Vergleich zu den Heerscharen in bitterster Armut lebender Menschen anderswo. Worauf ich hinaus will ist, dass der wirtschaftliche Aufholprozess in den Schwellenstaaten zwangsläufig zu einer Reduktion der Wohlfahrt in den „reichen“ Ländern führen wird. Dieser Ausgleich wird hoffentlich friedlich von sich gehen, weil die Variante, dass man Eigeninteressen mit militärischer Gewalt versucht durchzusetzen, wäre eine furchtbare.

Das heißt aber, dass wir alle in zunehmendem internationalen Wettbewerb stehen. Wir werden kurz bis mittelfristig nicht mit den Billigproduktionen in anderen Ländern konkurrieren können. Dort sind nämliche Menschen bereit, wenn nicht sogar gezwungen zu einem Bruchteil dessen zu arbeiten, was bei uns ein Arbeitsloser bekommt. Somit bleibt uns aber nur, uns auf Dinge zu besinnen, die wir besser können, als reine Fließbandarbeiter und das sind die Qualität der Menschen, des Standortes, das stabile politische System und die berechenbaren Rahmenbedingungen. Kurzum, Menschen, die nicht jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen, eine gute Schulbildung aufweisen und die in einer lebenswerten Umgebung wohnen, werden eine höher qualifizierte Leistung erbringen, als reine Akkord Arbeiter anderswo.

Pantera hat schon Recht damit, wenn er sagt, dass es primär nicht die Aufgabe von Unternehmen ist, Sozialprogramme zu fahren. Deren primäre Aufgabe ist es, Dinge anzubieten, die am Weltmarkt wettbewerbsfähig sind. Das macht z.B. durchaus erfolgreich die deutsche Automobilindustrie. Die deutschen Autos sind nun einmal besser, als irgendwelche chinesische, oder russische, weil eben die Menschen, vom Konstrukteur, bis zum Marketier mehr können. Ein Unternehmen fährt Sozialprogramme primär deshalb, weil es die hochqualifizierten Mitarbeiter an sich binden will. Es ist nämlich recht teuer einen Fachkraft so weit zu bringen, dass sie auch produktiv ist. Die eigentliche soziale Absicherungsaufgabe fällt aber der Gemeinschaft zu, also dem Staat, wobei hiebei immer das Augenmerk darauf liegen sollte, den Menschen, die im Moment keine Beschäftigung haben, zu helfen eine Zusatzqualifikation zu erwerben, die sie für die Unternehmen wieder interessant macht.

Womit pantera nicht Recht hat, ist die Aussage, dass es eine Schande ist arm zu sein, wobei er das ja gar nicht so formuliert hat. Sein ursprüngliches Statement war subjektiv, also auf sich selbst bezogen und wie jemand gewisse Dinge empfindet, kann man ihm wohl nicht gleich zum Vorwurf machen. Das hängt nämlich auch stark von der eigenen Prädisposition, beziehungsweise vom Verhalten der Umgebung ab, in der man sich bewegt. Aber eine Schande ist es sehr wohl, wenn man sich dann aufgibt, sich fallen lässt und gar nicht mehr versucht für sich, die eigene Familie und für die gesamte Gemeinschaft etwas Positives zu leisten, auch wenn das zeitweise aussichtslos erscheint.
 
Der erste Teil seiner ursprünglichen Aussage war subjektiv und nur auf sich bezogen. Der zweite Teil war ein Schlag ins Gesicht für jeden, der unabhängig von seinen Qualifikationen im sozialen Netz gelandet ist.

Ich habe in den dreieinhalb Jahren Wachgewerbe genügend Leute kennengelernt, die trotz sehr hoher Qualifikation und persönlicher Flexibilität einfach keine Arbeitsstelle gefunden haben. Das Glück, das wir dabei hatten war, daß die US-Army darauf bestanden hat, daß ihre Vertragspartner nach Tarif bezahlen. Somit konnte man wenigstens an Ende 9,75 EUR je Stunde verbuchen. Die gleiche Tätigkeit konnte man im Osten bei der Bundeswehr auch für 3,75 EUR ausüben. Das sind bei kalkulatorisch durchschnittlich 174 Stunden sage und schreibe 672 Euro brutto. Für jemanden, der im Dreischichtbetrieb mit Waffe im Notfall seinen Hintern hinhalten soll.

Nur mal so nebenbei als Vergleich.

Wenn man dagegen einen guten Schulabschluß hat, eine fundierte Berufsausbildung und einige Zusatzqualifikationen aufweisen kann und dann das Glück hat, eine den Fähigkeiten und Qualifikationen entsprechende Arbeitsstelle zu bekommen, dann sollte man einfach froh sein und nicht mit Sprüchen wie

... wer arm ist hat einfach versagt.

nach anderen treten, die nicht dieses Glück hatten.
 
Zitat von AJR: "Der Hauptauslöser für die immer schwieriger werdende Situation in unseren Landen ist aber vielmehr der Markteintritt der früheren Ostblockländer und in weiterer Folge der von China und Indien. Große Teile der Produktion wandern dorthin ab. Es ist doch kein Wunder, dass damit die Situation in Westeuropa schwieriger wird."

Falsch (m.E.), weil am Prozess, des bis zur Raserei gesteigerten Wirtschaftliberalismus (subsumiert unter dem schönen Begriff Globalisierung), eben alle Länder der Welt beteiligt sind. Und diejenigen die den größten Hunger haben, sind mit geringerem zufrieden, als die in Relation betrachteten "Satten". So wie Du es beschrieben hast, mußte ich an die Brownsche Molekularbewegung denken (wobei ich mich auch gefragt hab, wo der Zucker wohl ursprünglich gelegen hat, wie hoch die Konzentration am Ende sein wird), statistisch errechenbare Kollisionen bis zum Konzentrationsausgleich - wenn Dus so siehst, ist jede Anstrengung etwas zu verändern sowieso Makulatur - wer diskutiert schon mit der Natur ihre Gesetze - ach ja wir; die Krone der Schöpfung (lol).

Zitat: "Dieser Ausgleich wird hoffentlich friedlich von sich gehen, weil die Variante, dass man Eigeninteressen mit militärischer Gewalt versucht durchzusetzen, wäre eine furchtbare."

Warum ist ein ein soo großes Ideal sich friedlich an die Wand drücken lassen, sich nicht zu wehren? Weil es die Reichen schützt? Weil man so behaupten kann, die Ungerechtigkeit der Lebensverhältnisse hinge tatsächlich mit den Marktgesetzten zusamen, ohne die Möglichkeit einer Gegenwehr (weil ja das Kapital fehlt- hehe)?? Die Armen können auf Dauer nur gewinnen..

Zitat:"Somit bleibt uns aber nur, uns auf Dinge zu besinnen, die wir besser können, als reine Fließbandarbeiter und das sind die Qualität der Menschen, des Standortes, das stabile politische System und die berechenbaren Rahmenbedingungen."

Das was Du unter Qualität verstehst, stößt mir sauer auf und warum ist unser System denn so stabil (seit Jahren ein Prozess zunehmender Lähmung und Verpanzerung - na klar Statik bietet auch Stabilität).

Zitat:"Die eigentliche soziale Absicherungsaufgabe fällt aber der Gemeinschaft zu, also dem Staat, wobei hiebei immer das Augenmerk darauf liegen sollte, den Menschen, die im Moment keine Beschäftigung haben, zu helfen eine Zusatzqualifikation zu erwerben, die sie für die Unternehmen wieder interessant macht."

Und das ist einer der Hauptfehler - solange die Gemeinschaft investiert um die Rohmasse zu bilden, die es den Unternehmen ermöglicht weitere Gewinne abzuschöpfen, wirds nicht auf Dauer gutgehen (Unterschiede: Reich- Arm, Teilhabe, Lebensverhältnisse -objert. und subjet. Lebensqualität).
Wenn dies überhaupt eine gesellschaftliche Aufgabe sein kann/soll - was bringts einen Planeten mit allem was dranhängt, langfristig so zu ruinieren, damit einige Wenige (noch langfristiger gesehen) in der Lage sind, die gleiche Kacke irgendwo anders zu wiederholen. Und das mit irgendwelchen System- oder Martgesetzen zu rechtfertigen, ist doch schon ein bißchen grotesk.


Zitat: "Aber eine Schande ist es sehr wohl, wenn man sich dann aufgibt, sich fallen lässt und gar nicht mehr versucht für sich, die eigene Familie und für die gesamte Gemeinschaft etwas Positives zu leisten, auch wenn das zeitweise aussichtslos erscheint."
Eine Schande ist es nicht, sondern eher menschlich hin und wieder den Mut zu verlieren. Also mich beflügelt es kein Stück Topleistung zu erbringen, obwohl es zu nichts führt.. - es müssen andere (Denk-)Modelle her - in vielen Bereichen.

So wie es jetzt läuft befinden wir uns aus meiner Sicht auf einer ziemlich endlichen Einbahnstraße. Aber bis dies in gesellschaftliches Handeln umgesetzt wird, muß der Leidensdruck einerseits und die Angst andererseits noch erheblich steigen (befürchte ich).
 
Hallo jetzt gebe ich auch mal meinen Senf dazu,

Alles klaro,ich als Hartz4 Empfängerin, bin es warscheinlich in Schuld das ich eher Kinder bekommen habe anstat Ausbildung -> Die dan iergendwann das Geld für die Pfleeger bezahlen die dir im Rentenalter den Arschabwischen ???
Alles Klaro ich bin es heute in Schuld das ich niemals auf dem Erstenarbeitsmarkt Arbeiten gehen kann weil ich Psychisch Krank bin und es warscheinlich auch auch selber Schuld drann bin???

Junge geht es noch hast Du nicht besseres zu tun überkommt dich die Herbstdeprision das Du meinst vor ander Leuts Haustüren kären zu müßen hast Du keine Haustür vor der Du das tun kannst oder bist Du auf dem Berg geboren ???

Und weist Du wie hier schon viele meinen Dein Denken das ist das Größte armseeligste Amurtszeugniss was mir jemals zwischen die Finger gekommen ist.

Und letztens :
Wirklich reich ist der mehr Träume in seiner Seele hat als das die realität sie zertören könnte .
 
als ich mich mit 30 entschloss
mich und mein leben zu ändern
und nochmal zu studieren
bekam ich als österreicher in deutschland kein bafög
und hatte zwei kinder

ich musste also gleichzeitig studieren, irgendwie geld verdienen
und zwei kinder betreuen

damals waren wir über viele jahre zumindest in finanzieller hinsicht wirklich sehr arm und am absoluten existenzlimit.

doch für unsere armut geschämt haben wir uns bestimmt nicht

schämen sollten sich die,
die es den menschen so schwer machen
sich wirklich zu bilden,
beruflich und persönlich zu entwickeln
um sich sinnvoll in dieser gesellschaft einzubringen.

die meisten menschen würden das gerne tun
doch wird es ihnen verwehrt

in einer gesellschaft in der milliarden in die luft geschossen werden (ratet mal wieviele schulen mit dem geld für einen einziger panzer finanziert werden können?) ist armut ein verbrechen
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Seni-Girl u.a.,
ich glaube hier prallen zwei Welten aufeinander.Die da oben und sei es auch nur etwas oben können wir Armen oder nicht so Begüterten nicht erreichen oder verstehen.Ich erlebe dass ja hier täglich bei den reichen Mandanten.
Und da ich ja wegen meinem Spartick fast alles vom Konto abbuchen lasse,weiss ich wie schwer es ist mit 100-300 Euro auszukommen.Das ich durch den Spartick auch irgendwie Geld habe verdränge ich bis zum Rentenalter.Ich will Euch Ärmeren nicht durch meinen Tick verarschen.Ich weiss aus Erfahrung trotz Job(Schulden wegen Kaufsucht)wie es ist,wenig Geld und kein Vermögen zu haben.

Ich wünsche uns allen ,bei denen es so ist,dass sie irgendwann nicht mehr mit dem Cent rechnen müssen.

LG

Gesundheit,ohne Schmerzen und sich jeden Tag mal freuen wünsche ich uns allen!
 
Okee, Vorschlag zur Güte:

Vielleicht könnte man das Ausgangsstatement insofern relativieren, als dass man sagt:

"Wer nichts tut (obwohl er die Möglichkeit hätte) sollte sich was schämen."

Darüber kann man dann zwar nach Herzenslust weiter diskutieren aber es fühlt sich zumindest nicht an wie ein Schlag in die Fresse, zum Beispiel für die kleine Krankenschwester, die sich in drei Schichten und unzähligen Überstunden ein Bein ausreisst und sich von ihrem mickrigen Lohn kaum die Butter auf die Stulle leisten kann.

Ich gehe mal zu panteras Gunsten davon aus, dass der Eingangssatz nur unüberlegt war.

Und mal ganz allgemein, zu hohen Steuern, die angeblich nötig sind, um u.a. HartzIV zu finanzieren:

Das halte ich für reine Propaganda.

Vielmehr ist es so, dass durch die enormen Lohnnebenkosten vom Kleinbetrieb bis zum mittelständischen Unternehmen kaum noch ein Arbeitgeber findet, der es sich leisten kann, Arbeitskräfte einzustellen und ordentlich zu entlohnen.
So wird die vorhandene Arbeit auf ein paar Leute verteilt, die sich die Knochen kaputt machen "dürfen", der Rest bleibt zuhause und kriegt HartzIV.

So wird ein Heer von Arbeitslosen heran gezüchtet, das versorgt werden will und dafür auch noch als Sündenbock für die unterbezahlten, überstundenschiebenden Arbeiter herhalten soll.

Wie wärs denn mal mit folgendem Konzept:

Steuern runter fürs einfache Volk und kleine und mittelständische Unternehmen, Lohnnebenkosten senken und dann mal schauen, was passiert.




SiSi <--- :)
 
Vielmehr ist es so, dass durch die enormen Lohnnebenkosten vom Kleinbetrieb bis zum mittelständischen Unternehmen kaum noch ein Arbeitgeber findet, der es sich leisten kann, Arbeitskräfte einzustellen und ordentlich zu entlohnen.
So wird die vorhandene Arbeit auf ein paar Leute verteilt, die sich die Knochen kaputt machen "dürfen", der Rest bleibt zuhause und kriegt HartzIV.

So wird ein Heer von Arbeitslosen heran gezüchtet, das versorgt werden will und dafür auch noch als Sündenbock für die unterbezahlten, überstundenschiebenden Arbeiter herhalten soll.

Wie wärs denn mal mit folgendem Konzept:

Steuern runter fürs einfache Volk und kleine und mittelständische Unternehmen, Lohnnebenkosten senken und dann mal schauen, was passiert.

EXZELLENT erkannt. Aber das habe ich auch schon geschrieben, das Arbeit zu teuer ist. Trotzdem mal ein großes Lob.

Nun aber zur Gegenfrage... Wie willst du das finanzieren?
 
Nun aber zur Gegenfrage... Wie willst du das finanzieren?
Na, zum Beispiel mit dem, was man an den HartzIV´ern einspart, die dann nämlich Jobs haben, der Argumentation der Medien zufolge müsste das ja völlig ausreichen, ggg!



Nee, ernsthaft: DAS ist doch mal ne Frage nach meinem Geschmack!

Tatsächlich ist es so, dass ich da einige Modelle im Kopf habe.

Ich gebe aber zu, dass jedes einzelne noch völlig unausgegoren ist und natürlich nicht realitätserprobt.
Darum sieh mir bitte nach, wenn ich meine "Babys" ungerne verfrüht dem Volke zum Fraß vorwerfe (sie sind dem zu erwartenden Gegenwind noch nicht gewachsen), Fakt ist aber, dass ich mir ziemlich viele Gedanken darüber mache und an einem Projekt arbeite, das sich unter anderem damit befasst.
Also, mit MÖGLICHKEITEN, wie man in Zukunft einige Dinge anders regeln könnte, als bisher, im günstigsten Fall besser.


Ein Beispiel möchte ich nennen, die Idee stammt im Ursprung allerdings nicht von mir sondern von einem Herrn Karl Koch, der den meisten eher durch seine Aktivitäten als Hacker in den 80´er Jahren bekannt wurde.
Politisch war er überzeugter Anarchist (Grüsschen an WebWalker, ggg) und verfasste kurz vor seinem Tod 1989 einen wenig bekannten Text, in der es langfristig um einen Austausch der Repräsentation des Volkes durch Parteien ging, ihm schwebte vielmehr ein System durch Volksabstimmungen vor.

Er nannte das "Agoraprinzip".
Hier mal der Text, stammt von hier: Andreas Schmidt Software-Entwicklung, Hannover

Von: hagbard@cosmo.UUCP (K. Koch)
Betreff: Agora
Keywords: Agora Rechnerunterstuetzte Demokratie
Datum: 14 Jan 89 17:42:12 GMT
Reply-To: hagbard@cosmo.UUCP (K. Koch)
Org.: CosmoNet, D-3000 Hannover 1, FRG
Lines: 41

Um einen Begriff aus dem vorherigen Referat soll es nun gehen:
AGORA = (die Agoren); rechteckiger, von Saeulen umschlossener Platz
in altgriechischen Staedten

Was ist damit nun, im Zusammenhang mit Computern, gemeint?

Es geht darum, ein Gesellschaftsmodell zu erschaffen, das dem
des griech. Stadtstaates gleichkommt. Und von Computern und Netz-
werken (ISDN) getragen wird.
Dieses System wuerde es ermoeglichen, dass es zu einer totalen
Basisdemokratie kommt.
Natuerlich geht so etwas nicht von heute auf morgen, aber
stueckchenweise, es koennte so profan wie eine Meinungsumfrage
mit Hilfe von TED beginnen.
Ein Computer (oder ein Verbund von solchen) angeschlossen an
das ISDN der deut. Bundespost, der die anrufende Telefonnummer
erkennt und ihr einen oder mehrere Wahlvorgaenge zuteilt.
Statt einer Wahlkarte bekaeme man ein Passwort, mit dem man
Waehlen kann.
Gleichzeitig muesste es grosse Diskussionsforen geben, die per
Home- oder Buerocomputer zugaenglichen waeren, aehnlich
einer riesigen Mailbox, dort wuerden die vom Volk gewaehlten
Vertreter ihre Meinungen on Form von Textbeitraegen ablegen
und disktuieren.
Es koennten bereits heutzutage mehrere tausend Volksvertreter
geben statt 495 Bundestagsabgeordnete, jeder lokale Politiker
koennte, vorrausgesetzt er haette einen Computer und Telefon,
endlich wirklich in der "grossen" Politik taetig werden.
Ja man koennte sogar von den Parteien wegkommen und eine
wirkliche Individualpolitik errichten.

Eine zukuenftige Politikerkrankheit soll daher die
Agoraphobie werden.

TED = Computer der vom ZDF zu aktuellen Meinungsumfragen benutzt
wird. Es wird mit Hilfe verschiedener Telefonnummern, die
gebuehrenfrei angewaehlt werden koennen, ein Meinungsbild
erstellt.

Wohlbemerkt, das Dokument stammt aus dem Jahr 1989.

Ich finde die Idee ziemlich klasse.


Und ich hab noch mehr davon, das Bildungssystem betreffend zum Beispiel.

Ach, aber das führt ja viel zu weit.
Bezahlt mich ja keiner dafür, dass ich mir den Kopf zerbreche.

Wenn ich auf dem Ponyhof Scheisse schippen gehe, DAFÜR werd ich bezahlt.
Und das ist ja alles was zählt, damit ich mir nicht als Versager vorkomme!

:p


SORRYYYYYYYYYY, diese klitzekleine Spitze ist einfach so aus meiner Tastatur geblubbert, ich SCHÄME mich, EHRLICH!!!!




SiSi <--- kippt sich mal nen Aschenbecher übern Kopp :unsure:
 
Hallo SilkySin,

die Grundidee ist nicht schlecht, setzt aber eine gewisse Mündigkeit und Nicht-Manipulierbarkeit des Einzelnen voraus (der Einelne wird zum Mitentscheidungsträger einer Gesamtentscheidung - und wer zeigt die Möglichkeiten auf, die zur Entscheidung stehen?)

Lg
dy

-pessimistisch gestimmt..
 
Vom technischen Standpunkt ist diese Zukunftsversion aus den Achtzigern ja hochinteressant. Schon Jules-Verne-mäßig, was der so alles vorhergesehen hat.

Politisch habe ich da meine Zweifel, ob es so toll wäre, unsere Politiker ihren Job nur noch im stillen Kämmerlein ausüben zu lassen. Auch wenn sie ihre Entscheidungen in Foren diskutieren müßten, wäre das das Ende jeglicher, eh nur mehr marginal vorhandenen, Transparenz in den Entscheidungen. Jetzt müssen sie sich wenigstens noch hinstellen und uns ihre weisen Entschlüsse ins Gesicht, bzw. in die TV-Kameras sagen. Dann wird nur noch im Hintergrund agitiert.

Außerdem ist fraglich, wie Wahlen ablaufen sollen, wenn man die Politiker überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekommt. "Wählen Sie IP 112.17.28.237 - Ihre Nummer zum Glück". Naja...

Auch die Idee mit ständigen Volksabstimmungen ist nicht so neu. Das wird in der Schweiz traditionell praktiziert. Dort funktioniert es auch so halbwegs, weil es eben ein gewachsenes und im Volk verwurzeltes System ist. Trotzdem ist auch dort jede Volksabstimmung ein Fest der Populisten und Angstmacher. Bei uns wäre das mit Sicherheit noch schlimmer.

Und letztlich sehe ich da nichts, was zu echten Einsparungen führt. Schön, die Jungs und Mädels könnten keine Spesen für Parlamentssitzungen verrechnen. Aber das macht das Kraut auch nicht fett.

Nö, sorry. Finde ich nicht so toll. Aber was hast Du denn sonst noch für Ideen?
 
Meiner Ansicht nach liegen die Probleme nicht in irgendeinem System, ob nun kapitalistisch,kommuistisch, ob mit Volksabstimmung oder ohne..... jedes System würde funktionieren, wenn bei jedem einzelnen Menschen, die in einem System leben, die innere Einstellung stimmen würde....solange die Menschen noch nach dem Motto leben, höher, schneller weiter und nur das Geld und die eigene Bequemlichkeit im Vordergrund steht und solange die Menschen mit dem was sie haben unzufrieden sind und so schnell und so viel wie möglich Geld haben wollen, da sie der Meinung sind sonst nicht glücklich zu werden, ja... solange diese innere Einstellung sich nicht bei jedem einzelnen und in der Gesellschaft insgesamt sich ändert, solange wird jegliches System, egal was es ist zum Scheitern verurteilt sein.

Also ich denke es geht kein Weg an sich selber vorbei....

Nu ja das wäre mal mein Vorschlag... bei sich mal selbst zu gucken und die eigenen inneren Einstellungen zu überarbeiten... wenn das ein jeder tun würde, sähe die Welt schon ganz anders aus... finde ich...

lg
~~M~~ <== keine große Politikerin bin .....
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Also Silky was dem so im Kopf herum geisterte, würde man heute Digitale Demokratie nennen. https://my.fdp.de/wiki/index.php/Digitale_Demokratie

Problem hierbei ist fehlende transparenz und auch der hohe manipulationsfaktor. Wenn dann müsste man ein in sich geschlossenes nur für Abstimmungen und wahlen zuständiges Netz aufbauen.

Ausserdem ist hier die Frage der finanzierbarkeit von massiven Abgabe und Steuerreduzierungen auch nicht gelöst.

Mein Lösungsansatz wird vermutlich aber noch auf viel größeren Gegenwind stoßen.
Und zwar schlage ich vor Renten- Pflege- und Sozialversicherung zu privatisieren.
Dies hat folgende Vorteile:

- Man bekommt das was man einzahlt wieder
Im derzeitigen System ist es so dass man Jahrzehntelang einzahlt, und am Schluss bekommt man keine Rente sondern einen schlechten Witz. Ausgabe und Leistung die man dafür erhält stehen in keinem Verhältniss mehr zueinander. Sowohl bei der SoziVs als auch bei der RentenVs.

- Es ist deutlich billiger.
Schon heute gibt es Privatrenten Modelle wo man mit 50E monatlich eine Rente mit 65! von rund 400€ erreicht. Die Staatliche Rente kostet mich aber rund 500€ Monatlich, und bekommen tu ich später laut aktuellem Rentenbescheid gerade mal 1500 und zwar mit 67! Der Trick ist dass bei privaten Renten das geld nicht direkt umverteilt wid, sondern gewinnbringend angelegt wird. Also weniger Kosten bei höherer Leistung!

-Freiheit!
Solche privatisierten Systeme bergen mehr Eigenverantwortung. Aber auch mehr Freiheit. Man hat die Möglichkeit selbst zu entscheiden, wie man wieviel bei welchem Anbieter investiert. Statt dazu gezwungen zu werden in ein System einzuzahlen das Unsummen kostet und schlechte Leistungen beinhaltet. Ausserdem kann man dann selbst entscheiden wann man in Rente geht. Nämlich dann wenn man der Meinung ist das genug im Topf ist.

-Kosteneinsparung
Die einsparung an Kosten wäre immens. Denn die gesamte Verwaltung von Rente und Sozialversicherungen wären komplett überflüssig. Ausserdem würde es auch die Betriebe entlasten, die dann weniger abführen müssten. Das heist weniger Bürokratie und damit weniger Kosten.

-Mehr Arbeitsplätze, mehr Wettbewerb.

Angenommen wir haben private Systeme. Damit wären Versicherungen und Banken, mit so vielen Kunden konfrontiert, dass sie natürlich einiges mehr an Personal benötigen. Sprich sie werden Leute einstellen. Es gibt untereinander natürlich großen Wettbewerb um das beste Angebot. Somit kommt ein uraltes Marktgesetz zum tragen: Je mehr Bewerber, umso billigere Preise. Wie beim Telefonmarkt profitiert natürlich der Kunde.
 
Zitat pantera: "Der Trick ist dass bei privaten Renten das geld nicht direkt umverteilt wid, sondern gewinnbringend angelegt wird. Also weniger Kosten bei höherer Leistung!"
Der Trick bei den privaten Renten ist, das das Geld verwendet wird um andere in wirtschaftliche Abhänigkeit zu bringen, oder auszubeuten (oder woher sollen die Gewinne sonst kommen, wenns nicht die Verluste der anderen sind?)

Zitat:"...am Schluss bekommt man keine Rente sondern einen schlechten Witz. Ausgabe und Leistung die man dafür erhält stehen in keinem Verhältniss mehr zueinander."
Welche Leistungen werden denn durch dei SV/RV erbracht (gefördert), die du sonst ebenso privat zahlen müßtest? Denk mal in Ruhe nach ob das wirklich soviel billiger ist.

Z:"Schon heute gibt es Privatrenten Modelle wo man mit 50E monatlich eine Rente mit 65! von rund 400€ erreicht."
Die dann hoffentlich entsprechend zu versteuern sind (alles für mich.. - so verhalten sich Schädlinge).

Z:"Damit wären Versicherungen und Banken, mit so vielen Kunden konfrontiert, dass sie natürlich einiges mehr an Personal benötigen. Sprich sie werden Leute einstellen."

Stell Dir vor es gäbe eine Rentenkasse/Sozialversicherungskasse - die würden plötzlich mit soviel Kunden konfrontiert, die müßten Leute einstellen ...
 
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