Hallo,
ich finde es mal wieder erstaunlich, wie sich Diskussionen so entwickeln. Und nein, ich finde das nicht negativ.
Bevor ich etwas zu dem Thema Energie schreibe, würde ich noch gerne ein paar Worte zum Thema Grüne etc sagen. Man mag zu den Grünen stehen, wie man will, aber sie zeichnen ganz stark mitverantwortlich dafür, dass wir heute in Deutschland so bewusst das Thema "Umwelt" sehen. Natürlich haben sie so manch unrealistische Forderung in der Vergangenheit gestellt und natürlich sind sie ein Stück weit an ihren eigenen Ansprüchen gescheitert, als sie dann tatsächlich einmal mit in der Regierungsverantwortung standen. Aber ist es nicht auch normal, dass man höhere Forderungen stellt, als man tatsächlich erreichen kann, um dann ein geringeres Maß zu erreichen, welches man in Wahrheit auch angestrebt hat ? Das ist in der Politik nicht anders als beim Handeln auf einem Basar oder beim Aushandeln von Tarifen in der Arbeitswelt.
Und ich sehe es als einen der ganz großen Demokratiebeweise, dass in diesem Land Leute auf die Straße gehen können, um ihre Meinung zu demonstrieren. Ob es damals in Brockdorf war, ob es um Friedensdemos ging oder um was auch immer. Die Menschen in diesem Land leben u.a. durch solche Demos ihr Demokratieverständnis ganz real aus.
Die Gewalt, die solche Demos begleitet, geht zum einen von wenigen aus, die nur den Anlaß nutzen, um ihre Gewalttätigkeit auszuleben. Wer hier von den wenigen vermumten Gewalttätern auf den Rest der Demonstranten schließt, der schaut entweder nicht genau hin oder betreibt Demagogie. Auf der anderen Seite muß man aber auch feststellen, dass es inzwischen auch von Seiten der Polizei eine gewisse Gewaltbereitschaft gibt. Ich darf da nurmal an den Weltwirtschaftsgipfel damals in München erinnern, wo die Polizei absolut friedliche Demonstranten so richtig vermöbelt hat und der damalige Ministerpräsident von Bayern - Streibl - damit prahlte, dass das eben die bayerische Art sei.
Nun aber zur Energie. Man kann herumtheoretisieren, was heute möglich wäre, wenn man all das Geld, was für die Kernkraft verwendet wurde, in umweltfreundlichere Energien gesteckt hätte. Nun, das Geld wurde aber real anders ausgegeben, also ist eine solche Diskussion eigentlich überflüssig.
Wir haben einen Status quo und der besteht aus einem Gleichgewicht aus Kernkraftwerken, Kohlekraftwerken, erneuerbaren Energien etc. Würde man heute einfach die Kernkraftwerke abstellen, dann wäre bei uns der Teufel los, denn man wäre nicht mehr in der Lage, Deutschland flächendeckend zu versorgen. Will man also das heutige Gleichgewicht verändern, so reicht es nicht, einfach auf die Gefährlichkeit von Kernkraft zu verweisen. Gefragt ist schon eine reale Strategie. Mit welchen Energien kann man dieses Land so versorgen, dass a) alle weiterhin ihren Strom ausreichend haben und b) dieser auch für den Normalbürger noch bezahlbar ist.
Kleiner Exkurs : Ich möchte hier keine Diskussion über das zweifelsohne vorhandene Energiekartell in Deutschland mit seinen 4 Betreibern und der Kontrolle über mehr als 90 % des Marktes anfangen. Sicherlich ist der Strompreis so kalkuliert, dass da satte Gewinne für die 4 Firmen rauskommen. Aber es werden auch Milliarden inverstiert ( auch in neue Energien ) und selbst wenn es kein Kartell gäbe, wäre deswegen Strom nicht auf einmal spottbillig.
Um dieses Land also flächendeckend durch umweltfreundliche Energien zu versorgen, stellt sich zuerst die Frage, ob das real mit den augenblicklichen Techniken überhaupt möglich ist. Dazu kommt, dass im Augenblick immer eine gewisse Energiemenge angeboten wird, damit selbst in Zeiten der Spitzenabnahme genug vorhanden ist. Dies begründet sich auch dadurch, dass wir in Sachen Energiespeicher leider noch nicht allzuweit sind. Ist es also möglich, Deutschland nur durch erneuerbare Energien durchgehend zu versorgen ( also 24 Std / 7 Tage ) ? Und falls dies möglich sein sollte, ist das dann auch für den Normalsterblichen bezahlbar ?
Ich befürchte, dass wir soweit noch nicht sind. Es bedarf also einer sehr forcierten Entwicklungsarbeit in umweltfreundliche Energien und vor allen Dingen in bessere Energiespeicher. Was nutzen zb tolle Solarzellen, wenn diese Energien nicht auch über längere Zeiträume effizient gespeichert werden können ? Fakt ist, Windenergie wird heute überhaupt nur deswegen in das bestehende Stomnetz geleitet, weil diese Art Strom stark subventioniert wird. Solarenergie ist weit davon entfernt, wirklich große Strommengen zu liefern. Wie es bei anderen Energieformen aussieht, kann ich nicht genau sagen, aber mir ist zur Zeit keine alternative Energiequelle bekannt, die wirklich effektiv ist. Ich befürchte also, Kohlekraft- und Kernkraftwerke werden uns solange begleiten, bis wir in der Energieforschung soweit sind, dass wir tatsächlich auf alternative Energien umsteigen können.
Kernkraftwerke oder Kohlekraftwerke ? Cholera oder Pest ? Das eine produziert sauberer und hinterlässt üble Rückstände, das andere produziert höchst unsauber und vergiftet tagtäglich unsere Umwelt. Und verzichten können wir aktuell auf beides nicht.
Gefragt ist jetzt, dass Politik und Wirtschaft Konzepte entwickeln, welche Energieformen so realistisch erscheinen, dass es sich lohnt, in diese enorm viel Geld zu stecken, um sie zur Marktreife zu entwickeln. Und es muß geklärt werden, wie dies finanziert wird. Denn das wird die Wirtschaft allein nicht auf verhältnismässig kurze Zeit stemmen können. Am Ende werden das die Steuerzahler erheblich mitbezahlen. Oder man könnte zb auf jede Stromrechnung einen Aufschlag von 10 % machen, die dann der Forschung und Entwicklung alternativer Energien dienen. Dies würde keinen wirklich umbringen, aber enorme Geldsummen freisetzen.
Was ich mir bei all den Überlegungen wünschen würde ist, dass man das Thema wirklich sachlich diskutiert. Jedem Menschen dürfte klar sein, dass langfristig weder Atomkraft mit seiner potentiellen Gefahr und seinen hochgefährlichen Überresten noch Kohlekraftwerke mit ihrer enormen Umweltverschmutzung einen Platz in unserer Zukunft haben. Also gilt es, realistische Visionen für unsere Zukunft zu entwickeln.
Gruß
Moreau