Teil 2:
So zb die Frage, inwieweit man es nachvollziehen kann, wenn jemand die Kleidung des anderen Geschlechtes anzieht. Du bejahst das, wenn es einen praktischen Sinn macht. Da kann ich Dir aber nur zum Teil recht geben. Denn wenn ich mir so anschaue, was so alles von gewissen Damen angezogen wird, so sehe ich öfters wenig praktischen Sinn darin. Ich möchte da nur so Beispiele nennen wie bauchfrei im Winter unterwegs zu sein oder aber Schuhe anzuziehen, in denen man eigentlich nicht laufen, sondern höchstens sitzen kann.
Jeder soll sich doch so kleiden, wie sie/er will. Für mich macht bauchfrei im Winter keinen Sinn, aber wenn die Frau sich so wohlfühlt, dann soll sie es doch tun. Und wenn ein Mann lieber eine Strumpfhose anstatt einer langen Unterhose und Socken anzieht, so soll er es auch tun. Es gibt da ja durchaus nicht nur dünne Strumpfhosen, sondern auch dickere, die durchaus wärmen können.
Und nicht jeder Mann, der jetzt zb die Strumpfhose der langen Unterhose vorzieht, macht das, weil es ihn geil macht.
Zitat Sonia :
„
Keine frau bekommt einen roten kopf, wenn sie gefragt wird, tust du männersocken tragen, für einen mann ist es aber wie ich hier im forum gelesen habe peinlich, wenn er damenstrumpfhosen tragen tut“
Es ist auch nicht jedem Mann peinlich, dass er eine Strumpfhose anzieht. Hier hast Du leider wirklich verallgemeinert.
Fakt ist, und das will ich gar nicht abstreiten, es gibt durchaus Männer, die geil werden durch das Tragen von Frauensachen. Fakt ist auch, es gibt nicht wenige Männer, die nicht das Selbstbewusstsein haben, offen dazu zu stehen, dass sie Strumpfhosen gerne anziehen.
Aber das gilt eben nicht für alle !
Schauen wir uns ruhig näher das Thema Selbstbewußtsein an.
Viele Männer können nicht offen dazu stehen, dass sie gerne Strumpfhosen anziehen. Wieso können Frauen so selbstverständlich Männersachen anziehen, Männer aber umgekehrt keine Frauensachen ? Es wäre viel zu einfach zu sagen, dass es nur darum geht, dass die Frau den praktischen Nutzen sieht, der Mann dagegen immer mit der sexuellen Komponente belastet ist.
Ich glaube, der Mann macht sich sehr viele Gedanken darum, was seine Umwelt dazu sagen könnte. Er hat Angst davor, dass man ihn für einen Schwächling halten könnte, weil er gewisse Teile der weibliche Garderobe anzieht. Er hat Angst davor, dass ihm in bestimmten Bereichen Nachteile dadurch entstehen könnten, dass er sich gerne anders anzieht ( zb generelle Ausgrenzung oder Probleme beim Job ). Und, was ich auch für wesentlich halte, viele Männer haben heutzutage ein großes Problem damit, ihre eigene Rolle als Mann selbst zu definieren. Sie treiben wie ein Spielball zwischen eigenen Wünschen und eingebildeten und offiziellen Erwartungen hin und her. Ich habe oft den Eindruck, dass die Frauen sich auf der einen Seite immer mehr finden, die Männer dagegen auf der anderen Seite mehr und mehr auf die Suche begeben und dabei verunsichert sind.
Aber die Verunsicherung und das Gefühl, etwas nicht normales zu tun, hat bei vielen auch schon als Kind angefangen. Ich habe von vielen schon die Geschichte gelesen, wie sie zum Tragen von Strumpfhosen kamen und wie sich dann ihre weitere Geschichte entwickelte. Und ich habe natürlich auch meine eigenen Erlebnisse.
Oft war es so, dass man als Kind immer, wenn es kalt war, Wollstrumpfhosen tragen musste. Viele haben dann irgendwann aus Neugierde auchmal Feinstrumpfhosen ausprobiert. Obwohl bei den meisten das Tragegefühl bei den Feinstrumpfhosen wesentlich besser war ( meine Wollstrumpfhosen als Kind zb haben immer ziemlich gekratzt ), wurde hier von den Eltern eine ganz klare Grenze gezogen. Wollstrumpfhose ja, Feinstrumpfhose nein. Für mich war das als Kind überhaupt nicht verständlich, dass mir verboten wurde, Feinstrumpfhosen anzuziehen. Das Argument, dass Wollstrumpfhosen wärmen und Feinstrumpfhosen nicht, war nicht wahr, denn es gab ja auch dickere Feinstrumpfhosen, die auch gut wärmten. Eine sexuelle Komponente gab es damals noch nicht, dazu war ich viel zu jung. Es hieß einfach nur : Mädchen/ Frauen dürfen Feinstrumpfhosen anziehen, für Jungs / Männer ist das verboten.
Wie es bei vielen Kindern nun mal so ist, das Verbotene reizt und wenn dann noch dazu kommt, dass man sich in Feinstrumpfhosen durchaus wohlfühlte, dann wurden sie eben heimlich angezogen.
Die weitere Geschichte kann man in dem entsprechenden Forenteil hier vielfach nachlesen. Ich wollte hier nur verdeutlichen, dass bei vielen Männern der Grundstein für das fehlende Selbstbewusstsein bzgl dem Tragen von Strumpfhosen und das Gefühl, nicht normal zu sein, schon als Kind durch die Eltern gelegt wurde.
Insofern kann es also nicht verwundern, dass viele Männer auch heute noch kein Selbstbewusstsein diesbzgl gefunden haben. Kommen dann noch die Dinge aus dem ersten Absatz zum Thema Selbstbewußtsein dazu, dann steht „Mann“ vor einem echten Problem.
Vielleicht macht Dir das es ein wenig einfacher zu verstehen, wie es zu bestimmten Verhaltensweisen des Mannes kommt.
Abschließend noch ein paar Worte zum Thema „Über den Tellerrand schauen“. Da habe ich mich wirklich nicht gut ausgedrückt. Ich wollte nur sagen, dass es durch die künstliche Ballung verschiedener Gruppen in einem Forum rund um das Thema „Strumpfhose“ nicht zu einem repräsentativen Spiegelbild der Männer in Strumpfhosen kommt. Das bedeutet, dass selbst dann, wenn die Mehrheit der Beiträge hier einen sexuellen Hintergrund hat, es nicht so sein muß, dass tatsächlich die meisten Männer, die Strumpfhosen tragen, dies aus sexuellen Gründen tun.
In dem anderen Forum hattest Du ja auch ein ganz anderes Bild von Männern in Strumpfhosen, denn da wurden die sexuellen Themen ja ausgespart. Nun wirst Du hier plötzlich mit soviel Neuem für Dich konfrontiert. Soviel, was Dich erschreckt und abstößt. Wie schon gesagt, ich kann diese Gefühle verstehen. Aber die Wahrheit bzw eine etwas realistischere Einschätzung des Themas liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen dem anderen und diesem Forum.
So, nun hoffe ich, dass ich mehr erklärt und weniger geschimpft habe.
Gruß
Moreau