Hallo Krabat,
eigentlich bin ich in meiner Antwort auf die speziellen Probleme von TommyBay nicht näher eingegangen, sondern habe nur allgemeingültige Thesen in den Raum geworfen. Den entscheidenden Impuls hier zu antworten gab aber truelies, der TommyBay ja bemitleidet, das die Ex nun halt die Ex ist, ohne zu wissen was eigentlich los war.
Es ist sicher eine persönliche Einstellungssache, aber ich denke, intime Probleme zwischen zwei Personen sollten primär unter den beiden bleiben, und wenn es doch ohne Gespräch mit Dritten der seelische Druck so groß ist, dann denke ich, es sollte sich zum einen um geschultes Personal oder zum anderen um eine gemeinsame vertraute Person handeln. Aber das wildfremden Leuten zu erzählen oder schriftlich zu unterbreiten, das geht für mich persönlich zu weit, selbst wenn man die Person nicht kennt.
Mag das vielleicht auch eine kurzfristige Befreiung bedeuten, die aber schnell verpufft, weil das Problem weiter besteht. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass in der Phase, wo Deine Frau wusste, dass sie mit ihrer momentanen Einstellung ihn nicht glücklich macht und ihm das Ventil der Kommunikation ließ, ein direkter Vergleich mit einer anderen Frau ihr angenehm gewesen wäre. Da kann ich mir eher vorstellen „Wenn das so ist, dann geh doch zu ihr zurück". Und TommyBay hat hier im Forum sehr viel von seiner Ex berichtet.
Umgekehrt, wäre es Dir angenehm wenn Deine Partnerin damit hausieren geht, mein Mann will unbedingt Weiberklamotten tragen und sie vielleicht den Rat bekommt, dann schieß ihn in den Wind.
Bei der ganzen Diskussion wird immer davon ausgegangen, mein Standpunkt, hier mein Fetisch, ist gesetzt und unverrückbar, die andere Person hat sich mir anzupassen. Erfolgt das nicht, dann wird gejammert und gequengelt, in aller Regel aber nicht mit dem gewünschten Erfolg. Mal darüber nachzudenken, was man zur Lösung des Problems im Sinne des Partners unternehmen kann kommt scheinbar überhaupt nicht in die Tüte.
Das Gejammer und Gequengel bewirkt aber oft bei dem Partner das Gegenteil, weil es ja auch als Ausdruck von Egoismus gesehen werden kann. So wie der eine meint, ich bin halt so, das bin ich mit meinem Fetisch, das hat der andere gefälligst zu akzeptieren bekommt er nicht in den Kopf, wenn jemand nein sagt, das ist nicht meine Art von Sexualität. Das kann man nicht akzeptieren.
Es geht auch anders, dies zeigt ja Dein Beispiel.
Wenn eine Beziehung nur auf den Fetisch beruht kommt nichts Längerfristiges dabei heraus, immer nur das eine wird für den Nichtfetischisten langweilig und es kommt der Punkt wo mal gefragt wird, bist Du bald fertig, ich möchte gerne aus der Strumpfhose heraus. Verstärkt wird es doch auch, wenn nur der eine Partner bestimmen darf was getragen wird, irgendwann kann da auch eine Abwehrhaltung daraus entstehen.
Wenn ich Dich hier im Forum richtig verstanden habe macht ja Deine Frau das Spielchen nun auf ihre Weise mit, behält sich aber vermutlich das Recht vor, auch mal nein zu sagen.
Jedenfalls halte ich persönlich es für den besseren Weg, seinem Partner seine Wünsche zu äußern und es danach dabei auch zu belassen. Der Partner hat es mitbekommen und wägt im Zweifel ab, ob er über seinen Schatten der Abneigung springt. Jede Wiederholung des Fetischwunsches ist eigentlich ein Schritt zurück und startet nicht den Durchbruch, denn so einen abstrusen Wunsch aus Sicht eines Nichtfetischisten vergisst dieser nicht so leicht.
Irgendwann habe ich mal gelernt dass eine Frau eigentlich jeden Tag so wie am ersten Tag begehrt werden möchte, so wie der Fetischist jeden Tag mit seinem Fetisch „überrascht" werden möchte.
Wenn man da als Mann Geduld zeigt, ist es gut möglich, dass die Frau ihre Abneigung gegenüber den Fetisch des Mannes ablegt und langsam das Spielchen mitspielt, vor allem wenn andere Vorteile, und hier meine nicht das Bankkonto des Mannes, im Vergleich den Fetisch zur (liebenswerten) kleinen Macke schrumpfen lässt.
Selbst wenn es grünes Licht gegeben hat, ist das für mich kein Zeichen für einen Dauerzustand. Wenn der Fetischist seine Leidenschaft wohl niemals ablegen wird, kann die sich gerade geöffnete Blüte der Frau sich wieder schnell schließen, wenn sie das Gefühl hat, er hat mir die ganze Zeit was vorgemacht und nun konzentriert er sich nur noch auf seinen Ego-Trip. Oft kommt es meiner Meinung nach vor, dass der Mann das gar nicht bemerkt und sich nachher wundert oder gar beschwert, was ist denn nun mit ihr los, früher war sie nicht so zickig, ohne daran zu denken dass er es selber in der Hand hatte.
Ob alles richtig ist, was ich hier beschrieben habe, wage ich nicht zu behaupten, aber es sind halt meine eigenen Erfahrungen aus meinem Leben als Fetischist, wo ich mir in der Vergangenheit auch oft die sinnbildliche „blutige Nase" eingefangen habe.
Gruß
Placebo